Die Niete Im Bett
auch schon riesig viel Spaß gemacht.«
»Vielleicht dürfen wir ja nachher noch draußen im Sandkasten Kuchen backen«, sage ich, während ich von der kalten Hand mitgezogen werde.
»Oh«, sagt Mr. Bean. »Ja, das wäre schön.«
16
Mia
»Wo fahren wir eigentlich hin?«, frage ich Edda. Wir hocken in ihrem Auto und fahren auf der A7 Richtung Süden. »Ich dachte, dieses Treffen findet in irgendeiner Stadthalle in Hamburg statt. Oder bei einer von euch zu Hause.«
»Diesmal nicht.« Edda schaltet in den fünften Gang und macht das Radio an. »Lass dich einfach überraschen.«
Ich mag Überraschungen nicht besonders, aber ich sage nichts weiter dazu, das wäre ja spießig. Im Radio laufen Oldies, und die Moderatorin verkündet, dass ein Sänger, der in den Sechzigern riesige Erfolge hatte und von dem ich noch nie gehört habe, heute seinen 80. Geburtstag feiert. Wieso hört Edda den Oldie-Sender? Sie ist doch noch jünger als ich!
»Oh, die Tremeloes«, sagt Edda verzückt und dreht die Musik lauter. » Silence is golden. Das mag ich total gern. Wollen wir mitsingen?«
»Ich kann nicht so gut singen.«
»Dann eben nicht.« Sie summt ein bisschen mit, dann wechselt sie unvermittelt das Thema: »Du, Mia, das mit Leo ist echt scheiße. Also von ihm war das scheiße. Ich muss das jetzt einfach noch mal sagen, auch wenn ich es schon hundert Mal gesagt habe.«
»Ach, schon gut.«
»Nein, eben nicht.« Sie haut mit der flachen Hand aufs Lenkrad. »So was sagt man nicht. Das gehört sich einfach nicht.« Sie überholt einen Porsche Carrera, und ich schaue besorgt auf den Tacho. 160. Das ist ein bisschen zu schnell für meinen Geschmack. Vor uns auf der linken Spur befindet sich nun ein Jaguar, und Edda hupt und blendet auf.
»Das sind doch alles Vollidioten. Kann der mal zur Seite fahren, wenn er die Geschwindigkeit nicht anpasst. HALLO ! Ich will vorbei!«
Im Radio läuft jetzt Jonny Hill mit diesem herzzerreißenden Lied, das von einem Jungen handelt, der im Rollstuhl sitzt und sich über sein Funkgerät mit Fernfahrern unterhält.
»Arschlöcher!« Edda beschleunigt noch mal, und der Motor heult auf. Der Tacho zeigt jetzt 180. Herrje, wie schnell kann denn diese Kiste noch fahren? Langsam bekomme ich Angst.
Jonny Hill sprechsingt: »Denn Daddy starb vor einem Jahr auf dieser Autobahn. Er war ein Fahrer so wie du, bis er dann nicht mehr kam.«
»Edda, tust du mir einen Gefallen und fährst ein klein bisschen langsamer?«
»Ich fahr doch überhaupt nicht schnell. Hab dich doch nicht so.« Gleich wird der Motor explodieren. Ich weiß es.
Endlich fährt Edda auf die rechte Spur und setzt kurz darauf vor einer Abfahrt den Blinker. Ich könnte Gott küssen.
Edda fährt noch eine ganze Weile weiter, bis sie endlich anhält.
»Wo sind wir denn hier gelandet? Das ist ja mitten in der Pampa«, frage ich verwundert.
»Komm, steig aus.« Edda springt schon aus dem Wagen. Irgendwie ist es komisch hier. Sehr komisch. Das Gebäude da vor uns gefällt mir nicht. Es sieht unheimlich aus. Ich gehe ein paar Schritte darauf zu, dann bleibe ich stehen.
»Edda, du sagst mir jetzt bitte sofort, wo wir hier sind, sonst gehe ich keinen Schritt weiter.«
»Meine Güte, was denkst du denn von mir? Dass ich dich in Gefahr bringe oder was?«
»Was ist das für ein Haus? Warum ist da Stacheldraht.«
»Jetzt komm halt. Die anderen warten schon.«
Sie läuft los, und ich folge ihr seufzend.
Vor dem Eingang gibt es noch mehr Stacheldraht und hohe Mauern, und langsam ahne ich, wo wir hier sind.
Eddas Lesbenfreundinnen quatschen wild durcheinander, eine erkenne ich wieder, es ist eine von denen, die Leonhard und ich an der Alster getroffen haben, die mit den raspelkurzen Haaren und der Latzhose, und sie scheint die Anführerin zu sein. Ich fühle mich fehl am Platz. Die Anführerin hebt die Hände, und alle Gespräche verstummen. Sie hat ein Kreuz wie ein Kampfschwimmer und stechende blaue Augen.
»Das ist Penelope«, sagt Edda leise zu mir, und ich bin ehrlich schockiert. Nichts passt weniger zu dieser Frau als dieser Name. Herrmann oder Gustaf wären kein Problem gewesen, aber doch nicht Penelope!
»Also«, sagt Penelope mit heiserer Stimme, »an dieser Stelle noch mal ein großes Dankeschön dafür, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Das ist für die Insassinnen enorm wichtig. Wir werden heute gemeinsam mit ihnen den Abend verbringen und ihnen zeigen, dass wir frei von Vorurteilen sind. Habt ihr das
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