Die Niete Im Bett
mag.«
»Das hab ich auch nicht gesagt.«
»Du hast ja voll die Vorurteile.« Jetzt regt sie sich wirklich auf. »Du kommst mit. Ich hol dich um sieben im Laden ab.«
Jetzt komme ich aus der Nummer nicht mehr raus.
»Gut«, sage ich resigniert. »Was zieht man denn da an?«, frage ich vorsichtshalber. In meiner Phantasie tragen alle Lesben gebatikte Schals, ausgewaschene schlammfarbene Latzhosen, Jesuslatschen, damit man die Hornhaut und die eingewachsenen Fußnägel gut sehen kann, und sie haben raspelkurze Haare und sind überall gepierct. Und selbstverständlich gucken alle böse aus der Wäsche. Eben wie die Lesben, die ich zusammen mit Leonhard an der Alster getroffen habe.
»Wie, was du anziehen sollst?« Edda ist irritiert. »Ganz normal halt. Brezel dich bloß nicht so auf. Da werden die echt aggressiv. Bis nachher.«
Das hört sich doch gut an.
Jetzt habe ich keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn der Lastwagen mit der Lieferung aus Dänemark trifft ein. Die nächsten Stunden bin ich damit beschäftigt, umzudekorieren und einzuräumen. Und dann kommen auch noch zwei Kundinnen und kaufen den halben Laden leer. Ich kann mich nicht beklagen.
Wenn nur die Sache mit Leonhard nicht wäre.
Mir geht das näher, als mir lieb ist.
Leo
Ich finde es ganz hervorragend, dass Sarah in meinen Armen liegt und Rotz und Wasser heult. Gerade hat sie mir versichert, dass sie keine tödliche Krankheit hat. Aber was sie hat, kann ich mir »doch denken«.
Ich halte sie also einfach erst mal fest und überlege, was ich mir doch denken kann. Hat sie einen Welpen überfahren? Eine werdende Mutter angepöbelt? Einem Blinden gesagt, dass die Ampel grün ist, obwohl das nicht stimmt?
»Es ist alles so furchtbar. Ich bin so einsam«, klagt Sarah und schnieft.
»Das kann sich doch ändern«, sage ich und drücke sie noch fester an mich. Wahrscheinlich hat sie endlich gemerkt, dass dieser Nils eine absolute Flachpfeife ist. Ein emotionaler Kotzbrocken. Ein Geschwür, das man vernichten muss, bevor es aufplatzt und seinen widerlich stinkenden Eiter verspritzt. Ja, so ist Nils. Aber nun bin ich da. Ich schaue heroisch Richtung Himmel und fühle mich ein wenig wie Alexander der Große oder Cäsar oder so. Eine schöne Frau ist reumütig in meine Arme zurückgekehrt.
»Ich finde es gut, dass du zu mir gekommen bist«, erkläre ich Sarah dann. »Beziehungsweise dass ich dich hier draußen habe herumlaufen sehen. Du warst ja so verwirrt, dass du den Eingang zum Café gar nicht gefunden hast. Jetzt setzen wir uns erst mal in Ruhe rein und reden. Alles wird sich klären. Und ja: Ich verzeihe dir.«
Weil ich nämlich im Bett ein Hengst bin, Sarah. Und weil ich es dir beweisen werde. Oh ja, und wie!
Sarah löst sich von mir. »Was redest du denn da?«, fragt sie und putzt sich die Nase.
»Was soll sich klären?«
»Na, das mit uns«, sage ich vollgepumpt mit Endorphinen.
»Aber ich habe doch mit dir Schluss gemacht«, sagt sie und starrt mich verständnislos an. Ihre Augen sind jetzt so verquollen, dass sie kaum noch gucken kann.
»Aber du bist doch zu mir …«, fange ich an.
»Ich bin zufällig an deinem Laden vorbeigekommen, Leo. Nicht mehr und nicht weniger. Ich laufe seit ungefähr drei Stunden planlos durch die Gegend. Weil Nils sich nämlich von mir getrennt hat, darum. Und ich werde nie wieder mit einem anderen Mann zusammen sein können.« Sie fängt schon wieder an zu flennen.
Ich sinke langsam in mir zusammen. »Ach so.« Dann nicke ich. »Aha. Na dann.«
Sarah schüttelt den Kopf. »Du bist wirklich ein hoffnungsloser Romantiker, Leo.«
»Ich wollte nur nett sein.«
»Ach Quatsch. Du willst mich zurück. Ist es nicht so?«
»Hm. Ja, vielleicht.«
»Ich dich aber nicht, Leo. Das mit uns, das passt einfach nicht. Mit Nils, weißt du, das war eine Wellenlänge. Wir haben uns blind verstanden. Der eine wusste, was der andere denkt.«
»Und warum hat er dann Schluss gemacht?«, will ich angesäuert wissen.
Wieder bricht sie in Tränen aus. »Weil er …« Sie stockt. »Nils hat im Moment große finanzielle Probleme. Und er sagt, dass er mir nicht zumuten kann, mich da reinzuziehen.«
»Hä?«, frage ich. »Wieso denn ›dich reinziehen‹? Oder sind die Hells Angels hinter ihm her?«
»Quatsch!« Sie schnäuzt sich geräuschvoll in ein Taschentuch. »Er ist einfach so ein feiner Kerl, und er findet, dass er mir im Moment nicht das bieten kann, was ich verdiene. Deshalb kann er nicht mehr mit mir zusammen
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