Die Niete Im Bett
»Soll ich euch vielleicht noch ein paar Brote schmieren oder das Tagesgericht bringen? Heute gibt’s Rouladen.«
»Also, ich habe Hunger«, nickt Mr. Bean. »Und du?«
»Das war ein Scherz.« Die Bardame knallt uns zwei Gläser hin. »Nur vom Bierverkauf können wir hier nicht leben. Die Mädels müssen schließlich auch was verdienen.«
»Lassen Sie uns wenigstens unser Bier leer trinken«, bitte ich die Frau. »Dann gehen wir.«
»In anderen Puffs kann man auch nur was trinken .« Mr. Bean lässt nicht locker. »Das weiß ich sicher.«
»Es gibt für alles ein erstes Mal«, sagt die Frau böse.
»Seit wann gehst du denn in den Puff?«, frage ich neugierig. »Das hast du mir noch gar nicht erzählt.«
»Ist schon eine Weile her«, sagt Mr. Bean. »Jedenfalls konnte man da auch nur was trinken.« Die Tatsache, dass das hier nicht möglich ist, scheint ihm zuzusetzen. »Ich glaube, das war 1999 oder so. Und so teuer wie hier war es auch nicht. Das hier ist Wucher im Gegensatz zu damals.«
»Alles wird nun mal teurer«, sagt die Frau süffisant. »1999 hat Blasen auch nur dreißig Mark gekostet.«
»Wirklich?«, fragt Mr. Bean ehrlich entsetzt. »Dann hab ich ja immer zu viel gezahlt.«
Die Nutten kichern.
Wir gehen.
Mia
Wie hat der Mann von Erzherzogin Sophie, der Franz Karl, in den Sissi-Filmen immer gesagt, wenn er etwas besonders gut oder besonders schlecht fand? »Na bravo.«
Das würde jetzt passen. Ich habe die Toilette natürlich nicht gleich gefunden. Aus welchen Gründen auch immer durfte ich ohne Wachpersonal loslatschen, angeblich war es ganz einfach: geradeaus, kleine Treppe runter, rechts, links, wieder links, rechts, noch mal rechts, größere Treppe runter, unbeleuchteten Gang entlang, Treppchen runter, links, rechts, rechts. Und dann noch fünfzig Meter geradeaus, da ist das Besucherklo.
Ich befinde mich aber nicht im Besucherklo, sondern in einer Gefängniszelle, von der ich dachte, sie sei die Toilette, weil die Tür aufgestanden hat und ich vom Gang aus nur das Klo sehen konnte. Natürlich habe ich die Tür hinter mir zugezogen, schließlich will ich nicht, dass mir jemand zuschaut, wenn ich auf der Schüssel sitze.
Und jetzt komme ich hier nicht mehr raus. Meine Tasche habe ich dummerweise bei Biggi gelassen, was möglicherweise nicht die beste Idee aller Zeiten gewesen ist. Jedenfalls heißt das im Klartext, dass ich noch nicht mal telefonieren kann. Also gehe ich zu der Tür und rufe ungefähr hundertmal »Hallo!« und »Hilfe!«, aber nichts passiert, und blöderweise ist in dieser verdammten Zelle nur ein winziges Fenster, das natürlich auch noch geschlossen ist. Panik macht sich in mir breit. Was ist, wenn ich hier elend ersticke?
»Haaaalloooooooooooo!«, schreie ich wieder, ohne Erfolg. Wer weiß, was das hier ist? Bestimmt eine ausrangierte Zelle, die nur noch in Notfällen benutzt wird. Alle zwei Jahre, wenn jemand in Dunkelhaft muss oder so.
Na gut, ich kann es nicht ändern. Dann warte ich eben. Irgendwann werden sie schon merken, dass ich fehle und mich suchen. Und natürlich finden.
Ich gehe zu der Pritsche an der Längsseite der Zelle und lege mich auf die Matratze. Gut riecht das nicht. Das Licht, das ich beim Hereinkommen angeknipst habe, lasse ich brennen, aber ich will kurz die Augen zumachen und mich ein bisschen ausruhen. Die letzten Tage waren zu viel für mich. Und die Nacht mit Leonhard sitzt mir auch noch in den Knochen.
Leonhard.
Der Mistkerl.
Leo
»Eigentlich ist es ja nicht schlimm«, sagt Mr. Bean, während wir über den Kiez schlendern. Für einen normalen Abend unter der Woche ist recht viel los. Alles ist bunt erleuchtet, aus Kneipen dringt laute Musik, Koberer versuchen, Männer in Striplokale zu locken, und ein paar Nutten in Moonboots wollen uns zu einem Quickie überreden, was wir aber dankend ablehnen. Das fehlt mir gerade noch, dass mir auch von einer Professionellen gesagt wird, was für eine Niete ich bin. Mr. Bean möchte unbedingt was essen, also gehen wir zu der legendären Hotdog-Bude und schaufeln uns jeder zwei Hotdogs mit allem rein.
»Du hast mir auf meine Frage noch gar nicht geantwortet«, sagt Mr. Bean, nachdem er fertig ist und sich den Mund abgewischt hat.
»Wann hast du mir denn eine gestellt?«
»Vorhin. Ich habe gesagt, dass eigentlich alles halb so schlimm ist.«
»Das ist doch keine Frage.«
»Ist doch egal. Also, findest du es schlimm?«
»Das ist jetzt eine Frage.«
»Jetzt sag schon.«
»Na ja.« Ich
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