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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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»Ohne Fackeln haben wir keine Chance.«
    Seshmosis überlegte fieberhaft. Zwar gab es auf dem Areal jede Menge Händler, die vor allem Devotionalien verkauften. Aber eine Grabräuberausrüstung fand sich bestimmt nicht im Angebot. Der Weg bis zum Lager war eine Stunde Fußmarsch, einfach. Und selbst wenn sie mit Fackeln anrückten, wären die Ägypter sicher dagegen, wenn sich ein Dutzend fremder Männer unter ihren Pyramiden herumtrieb. Die Lage war verzwickt.
    »Versuch es noch mal, Ismail. Taste dich am Boden vorwärts und ruf die beiden.«
    Mit den Worten »wenn du meinst« verschwand der Zwerg wieder in der Höhle.
    Die Tajarim draußen hörten ihn immer wieder die Namen der beiden Verschwundenen rufen. Plötzlich schwieg er. Nur um kurz darauf noch lauter zu schreien: »Hier ist ein Loch im Boden!«
    »Hoffentlich sind sie nicht abgestürzt«, seufzte Schedrach.
    Dann hörten sie wieder Ismail: »Da unten ist ein Lichtschein!«
    Schedrach zog ein Knäuel aus seinem Gewand: »Damit können wir uns zwar nicht sichern, aber wir können in Verbindung bleiben, wenn jeder mit einer Hand die Schnur festhält.« Sprach es, drückte Seshmosis ein Stück Schnur in die Hand und verschwand in der Höhle. Seshmosis verspürte wenig Lust, als Zweiter dem Karrenbauer hinterherzustürmen. Doch während er noch überlegte, wurde er von hinten in die Höhle geschoben. Schicksalsergeben hielt er mit einer Hand die Schnur und reichte das Knäuel seinem Hintermann.
    »Freunde, ganz langsam gehen. Ismail, wo bist du?«, fragte Schedrach.
    »Hier!«
    »Wo ist hier?«
    »Dort, wo ich bin.«
    »Und wo bist du?«
    »Na, hier!«
    »Trottel!«
    »Selber Trottel! Au!«
    »Jetzt weiß ich, wo hier ist.« Der Karrenbauer lachte.
    »Ich habe die Schritte vom Eingang bis hierher gezählt. Es sind vierzig. Also geht noch einmal zurück und zählt genau eure Schritte, damit ihr nicht in das Loch fallt.«
    Schedrach bewies praktische Qualitäten. Aber die brauchte er als Handwerker wohl auch.
    Nach und nach erreichte die gesamte Gruppe das Loch im Boden.
    »Und wie kommen wir da runter?«, wollte Almak wissen.
    »Hier sind Stufen zu ertasten. Es wird nicht einfach, aber es geht.« Schedrach war wirklich ein praktischer Mensch.
    Der Abstieg in den Schacht kam Seshmosis endlos vor, und derweil überlegte er, was die Ägypter wohl mit Leuten machten, die unbefugt in ihre Nationalheiligtümer eindrangen. Doch seine Fantasie weigerte sich, über den Schuldspruch hinauszudenken.
    Endlich erreichte er den Boden des Schachts. Und nun sah er auch, woher der Lichtschein kam, der hier unten heller war.
    Das Licht kam aus einem Raum, der hinter einem Durchgang lag.
    Das war die Stunde der starken Männer, und so schickte Seshmosis Elihofni, den Steinbrucharbeiter, nach vorn. Ihm folgte Raffims Leibgarde, und der Schreiber schaffte es sogar, dass er noch hinter dem Zwerg als Letzter den Raum betrat.
    Eigentlich betrat er ihn gar nicht, sondern lief auf seine Kameraden auf, die wie erstarrt vor ihm standen. Vorsichtig lugte Seshmosis zwischen den Schultern der anderen in den Raum. In die Wände waren Nischen gehauen, und in den Nischen standen riesige Sarkophage. Dies war eine Grabkammer.
    Die Gedanken jagten durch Seshmosis’ Gehirn. »Waren sie aus Versehen in eine Pyramide gelangt? Oder waren die Pyramiden gar nicht die Gräber, sondern dieser Raum hier? «
    Erst jetzt sah er Rachel und Mumal auf einem der Sarkophage sitzen. Doch sie schauten nicht zu ihnen, sondern auf einen anderen Punkt der Grabkammer. Seshmosis versuchte ihren Blicken zu folgen. Dann erstarrte auch er.
    Fast im Dunkel stand eine Gestalt. Eine löwenköpfige Gestalt.
    Und die schaute ihn an. Gleichzeitig schaute sie aber auch Rachel und Mumal an, obwohl diese in der entgegengesetzten Richtung der Grabkammer saßen.
    Dazu war nur einer fähig: Aker, der Erd- und Totengott, Herrscher des Labyrinths von Gizeh. Denn er besaß zwei Köpfe, von denen einer ins Diesseits, der andere ins Jenseits blickte. Dass dies ausgerechnet zwei Löwenköpfe waren, machte ihn nur noch schrecklicher.
    Seshmosis’ einziger Gedanke war Flucht, aber er konnte sich nicht bewegen. Seine zweitwichtigsten Körperteile, nach seinem Gehirn, versagten ihren Dienst: seine Beine.
    Dann richteten sich zwei glühende Katzenaugen auf ihn, und eine hohle Stimme sprach: »Du, Seshmosis, folge mir!«
    »Warum ausgerechnet immer ich?«, fragte sich Seshmosis. Warum legten die Götter so großen Wert darauf, ausgerechnet mit

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