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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der machte ein ungläubiges Gesicht und schüttelte den Kopf. Erneut redete die Frau auf ihn ein, und nach einigem Zögern sagte er mit einem drohenden Unterton:
    »Zu meiner Überraschung sieht Kassandra in euch keine Gefahr. Nun, ich bin davon nicht überzeugt, doch erlaube ich euch, auf dem Markt Handel zu treiben. Aber seid gewiss, ich werde euch stets im Auge behalten! Beim geringsten Hinweis auf Verrat lasse ich euch gefangen setzen!«
    Mit einem unguten Gefühl wandten sich die Tajarim zum Gehen, doch Kassandra stellte sich ihnen in den Weg. Mit einer herrischen Handbewegung deutete sie auf Seshmosis und Nostr'tut-Amus. »Ihr beide kommt mit mir!«
     
    *
     
    Kalala und El Vis standen Arm in Arm an Bord der Gublas Stolz und schauten auf das Kriegslager.
    »Dies ist kein guter Ort für uns«, seufzte die Prinzessin. »Ich verabscheue ihn zutiefst. Diese Rohheit, dieses Elend, dieser Gestank. Sieh nur, wie sie mit den Gefangenen und den Frauen umgehen! Das Essen ist furchtbar hier, und ständig bringen sich die Leute gegenseitig um. Außerdem vermisse ich alle Annehmlichkeiten des Lebens, außer deiner Gegenwart natürlich, mein Liebster.«
    »Vielleicht können wir aus der Sache doch noch etwas machen«, erwiderte der Sänger. »Ich habe eine Idee! Ich werde ein Konzert für die Männer dort draußen geben. Das werden sie zu schätzen wissen.«
    »Meinst du wirklich?«, fragte Kalala skeptisch. »Diese Banausen haben doch kein Verständnis für deine Kunst. Die einzige Musik, die sie mögen, besteht aus Kriegsgeheul und Waffengeklirr.«
    »Nein, vertrau mir! Ein Konzert von mir als Truppenbetreuung. Das bietet uns Abwechslung und hebt die Moral der Krieger. Bitte doch König Agamemnon um Erlaubnis, er wird dir nichts abschlagen. Ich habe gesehen, wie begehrlich er dich angeschaut hat. Und wenn er zustimmt, dann bitte ihn gleich noch um einen Baumeister. Den brauche ich für meine Bühnendekoration.«
     
    *
     
    Raffim, Barsil und Mani mieteten von einem Assyrer einen Stand auf dem Markt der trojanischen Oberstadt. Der Händler weigerte sich zwar zuerst, doch Raffim überzeugte ihn mit einigen Goldstücken und einer kleinen Statue des Gottes Marduk aus der Heimat des Mannes.
    Mani pries feinste Seide aus den östlichen Ländern der gelben Menschen an, ganz gemäß seiner Überzeugung: »Frauen wollen immer schön angezogen sein, und im Krieg erst recht.« Barsil zauberte aus seinem Gepäck viele kleine tönerne Flakons mit Papyrusetiketten, die den Inhalt verrieten. Da gab es Tinkturen Für Haarwuchs und Manneskraft, Zum Gewinnen der Allerliebsten, Zum Erlangen göttlicher Visionen, Für das große Vergessen und vieles mehr.
    Raffim breitete seine Amulettkollektion nach Wirkungsweisen sortiert aus. Da gab es die Eisenbrecher, die Pfeilabwehrer, die Wundheiler, die Mein-Gott-steht-mir-bei und nicht zuletzt die Unsterblichmacher.
    Alles in allem boten die drei Tajarim alles an, was man in einer belagerten Stadt brauchte. Und die Menschen in Troja brauchten es sehr, wie die Nachfrage in den folgenden Stunden zeigte.
     
    Kassandra indes führte Seshmosis und Nostr'tut-Amus schweigend durch ein Gewirr von Gassen. Seshmosis hatte längst die Orientierung verloren und kam sich zunehmend vor wie im Labyrinth von Knossos. Endlich erreichten sie anscheinend ihr Ziel.
    Die Seherin lotste sie zu einer kleinen Seitentür eines Palasts, ließ sie eintreten und schloss die Tür schnell wieder hinter sich. Dann führte sie die beiden Tajarim durch einen langen Korridor in einen großen Raum. Neugierig sah sich Seshmosis um. Die Ausstattung des Raumes war schlicht, aber sehr erlesen.
    »Nehmt Platz!«, forderte sie die beiden auf. Erst jetzt brach Kassandra ihr Schweigen.
    »Obwohl ich eure Namen nicht kenne, weiß ich dennoch einiges über euch. Du, mit dem Gesicht aus dunkler Nacht, bist ein Seher, der ägyptische Gott Thot hinterließ die Spuren seiner Weisheit in dir. Und du, der du schmächtig bist wie ein Schreiber, stehst unter dem Schutz einer großen Macht.«
    Seshmosis wollte darauf hinweisen, dass er keineswegs schmächtig, sondern nur zart gebaut sei, ließ es aber bleiben. Stattdessen stellte er seinen Begleiter und sich selbst vor.
    »Der, den Ihr Seher nennt, ist wirklich einer. Sein Name ist Nostr'tut-Amus. Und ich, der ich nach Euren Worten wie ein Schreiber aussehe, bin auch einer und heiße Seshmosis.«
    Kassandra lächelte freundlich, doch dann kehrte wieder diese tiefe

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