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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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nie befürchten müssen, in Kalamitäten zu geraten. Mit Giuseppes Drohung im Nacken sah das jetzt anders aus. Wie leicht konnte er ihr nachts die Hand auf den Mund drücken und sie in einen dunklen Winkel des Schiffes ziehen. Catalinas Angst wuchs von Nacht zu Nacht, bis sie schließlich Tao Te Chen darum bat, nachts bei ihm in der Kombüse schlafen zu dürfen. Es war das erste Mal, dass sie ihn verlegen werden sah.
    »Ich … es ist ja nur, weil ich solche Angst habe …«, stammelte Catalina, aber Tao Te Chen hatte ihre Bitte keineswegs falsch aufgefasst. Es war ihm schlicht unangenehm, dass er nicht selbst auf diese Idee gekommen war. Augenblicklich erhob er sich, ging hinunter in den Laderaum und holte ihr einen alten Sack, auf dem sie schlafen konnte. Catalina war eine große Angst genommen und sie genoss ihre Abende mit Tao Te Chen noch mehr.
    Stundenlang ließ sie sich von seinen Reisen erzählen. Vor allem seine Erzählungen über die Antillen und seine Ausflüge in deren Unterwasserwelt hatten es ihr angetan.
    »So ein Meer hast du noch nie gesehen«, schwärmte er ihr vor. »Im hellsten Türkis schimmert es in dieser unglaublich hellen Sonne, und es ist so klar, dass du selbst zwanzig Fuß unter Wasser noch sehen kannst. Und die Farben und Formen, die es dort unten zu entdecken gibt … Es ist, als öffne man eine Tür und erblicke anstelle der gewohnten, ein wenig dämmrigen Stube einen kristallfunkelnden Saal mit einer einzigartigen Wunderwelt!«
    Die Sehnsucht, die in diesen Momenten in seine Augen trat, machte Catalina bewusst, dass Tao Te Chen und sie mehr als nur die Ausgeschlossenheit von der Mannschaft und ihre gegenseitige, täglich wachsende Zuneigung verbanden. Es war auch ihre Suche nach einer Welt, in der sie sich nicht mehr bedroht, sondern heimisch und aufgehoben fühlen würden.
    Tao Te Chens Berichte über Peru fesselten Catalina nicht minder. Er selbst war zwar noch nie in dem »Goldland« gewesen, aber er kannte einige Männer, die dort reich geworden waren.
    »Wenn du auf eine Goldader stößt, bist du ein gemachter Mann«, erklärte er ihr und erzählte von Spaniern, die mit nichts als den Kleidern, die sie auf dem Leib trugen, nach Potosí gegangen und mit Kisten voller Gold zurückgekehrt waren.
    »Es muss dort einfach so zwischen den Flusssteinen herumliegen«, sagte er. Das Leben dort sei viel freier als in dem starr geordneten Spanien. »Da fragt dich keiner, ob du ein Grande oder ein Hidalgo bist. Mut will man dort sehen, Ideen und Durchsetzungskraft, und wenn du das mitbringst, kannst du binnen kürzester Zeit bis ganz nach oben aufsteigen!«
    Auch wenn Tao Te Chen immer nur von Männern sprach, dachte Catalina doch, dass Peru sicher auch für Frauen mehr Möglichkeiten bot. Außerdem wäre sie dort sicher vor den Nachforschungen ihres Vaters – und in der Nähe ihres Lieblingsbruders.
    »Wenn wir in Sevilla sind und ich Mikel finde, bringe ich ihn zu dir, und dann musst du auch ihm von Peru erzählen. Ganz sicher fährt er mit mir dorthin!«
    »Mit dir?« Tao Te Chen riss seine Augen so weit auf, dass sie beinahe die Größe von Catalinas Augen bekamen. »Aber du kannst doch nicht nach Peru reisen!«
    »Und warum nicht?«
    »Weil … weil das nicht geht! Allein die Fahrt über den Atlantik – das ist doch kein Sonntagsausflug! Wenn du auf dem offenen Meer in einen Orkan gerätst, kannst du nur noch zu deinem komischen dreigeteilten Gott beten. Ich schwöre dir: Ich habe schon Kapitäne sich vor Angst in die Hosen scheißen sehen, weil ihnen der Sturm den Hauptmast gefällt und ihn ins Achterkastell hat durchschlagen lassen. Und dann das Leben an Bord: Es gibt weitaus schlimmere Erste Offiziere als den unseren – und Männer vom Schlage Giuseppes findest du ebenfalls auf jedem Schiff.«
    »Aber wenn Mikel …«
    »Auch dein Mikel kann keine Wunder vollbringen«, fiel Tao Te Chen ihr ins Wort. »Mensch, Mädchen, jetzt gebrauch doch endlich mal deinen Verstand! Wie soll dein Mikel dich denn verteidigen, wenn er im Krähennest Dienst schiebt, während du unter Deck arbeiten musst?«
    »Dann muss ich eben lernen, auf mich selber aufzupassen, und wenn ich mich von der Mannschaft fernhalte …«
    »Willst oder kannst du nicht kapieren, was ich dir zu sagen versuche? Die Männer auf einem Schiff stehen ständig unter Strom, und auf einer so langen Fahrt wie der nach Las Indias erst recht. Jeder junge Bursche ist ihnen da angenehm, und einer mit einem so weichen Gesicht wie

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