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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Befehle zum Streichen des sich immer heftiger im Wind aufblähenden Segels zu geben. Dem Sturm zum Trotz arbeitete er sich an den Webleinen nach oben. Plötzlich krachte eine besonders heftige Bö in das Segel hinein. Bis zum Anschlag blähte sich das durch den Regen tonnenschwere Tuch, und als gleich darauf die nächste Bö hineinfuhr, riss es mit einem ohrenbetäubenden Knall. Die losen Segelteile streckten ihre gierigen Finger bis hin zu Ramón aus. Entsetzt sahen die Männer, wie sie Ramón am Bein und am Arm erwischten und sich um seine Taille schlangen. Immer wieder trat Ramón die Segelfetzen weg, dann endlich war er im Krähennest, und gerade als jeder aufatmen wollte, wurde das Schiff so heftig zur Seite geworfen, dass Ramón wie eine Stoffpuppe an den Mast und von dort über die Brüstung geworfen wurde. Sein gellender Schrei trieb den Männern die Gänsehaut auf den Rücken, und es war nicht einer unter ihnen, der den dumpfen Schlag, mit dem er aufs Deck krachte, nicht bis in die eigenen Knochen hinein gespürt hätte. Ramóns Blut spritzte ihnen gegen die Beine. Catalina schrie vor Entsetzen, der Steuermann übergab sich, viele bekreuzigten sich – und der Erste Offizier ließ die Peitsche schwingen.
    »Los, weiter, hoch mit euch! Das Segel muss runter, oder wollt ihr, dass das Schiff kentert? Du, Alex, übernimmst Ramóns Platz im Krähennest. Nun mach schon!«
    Auch Alex gehörte zu den Besten. In den zwanzig Jahren, die er zur See fuhr, hatte er es noch nie an Mut fehlen lassen, doch der Anblick seines zerschmetterten Kameraden lähmte ihn. »Bitte, Sire, ich habe Frau und Kinder …«
    »Hoch mit dir, hab ich gesagt!« Der Erste Offizier zog ihm die Peitsche quer übers Gesicht. Alex presste die Hand auf die klaffende Wunde, umlief seinen toten Kameraden und hangelte sich die Wanten hoch. Sobald er im Krähennest angekommen war, brüllte er die nötigen Befehle zum Niederlassen der Rahe nach unten.
    Die Matrosen schnitten das zerrissene Rahsegel ab und befestigten ein neues, doch bis sie es hochziehen konnten, hatte sich auch jenes so mit Regenwasser vollgesogen, dass es mehr als ein Dutzend Männer brauchte, um es mitsamt der Rahe hochziehen zu können.
    Der Erste Offizier zeigte auf die sechs vor ihm stehenden Männer. »Ihr geht hoch!«
    Als sie nicht sofort reagierten, zog er auch ihnen die Peitsche über.
    »Und du, Francisco, gehst auch mit. Na los, mach schon!«
    Tao Te Chen schob sich vor sie. »Bitte, Sire, lasst mich für ihn gehen!«
    Augenblicklich knallte der Erste Offizier ihnen die Peitsche über. Hastig rannte Catalina los, rutschte auf den nassen Planken aus, fing sich wieder und ergriff die erste Wante …

    Noch in derselben Nacht ereignete sich das nächste Unglück: Ein Poltern und Krachen im Unterdeck riss sie aus dem Schlaf, und kurz darauf rief der Maat jeden verfügbaren Mann nach unten.
    »Im Laderaum sind mehrere Taue gerissen. Beeilt euch, wir müssen die Ladung wieder festmachen!«
    Zunächst kamen alle willig mit, doch dann sahen sie, dass die losgerissene Ladung Katapulten gleich im Schiffsbauch herumflog.
    »Ich lasse mich da drin doch nicht erschlagen!«, begehrte ein Aragonese auf, der daraufhin vom Offizier als Erster in den Laderaum geschubst wurde.
    »Sichert die Kisten und die Fässer neu!«, brüllte er und stieß noch weitere Männer in den Raum hinein. »Vorwärts, vorwärts, nun macht schon!«
    Giuseppe und drei anderen Männern gelang es, zwei große Fässer aufzuhalten. Sie schafften sie an den Rand, als ein anderes Fass auf Antonio zuschoss. Es warf ihn gegen die Schiffswand. Antonio blieb bewusstlos liegen, das Fass rollte zurück und gleich noch einmal auf ihn zu. Der Erste Offizier und ein kompakter, kleiner Kerl aus Granada warfen sich dem Fass entgegen und konnten es aufhalten.
    »Francisco, komm her und zieh Antonio raus!«, brüllte der Erste Offizier. »Und dann holst du das verdammte Schlitzauge, damit er sich um ihn kümmert. Aber er soll sich nicht lange mit ihm aufhalten. Es werden ihn hier sicher noch mehr Leute brauchen!«
    Erst Stunden später hatten sie die Ladung wieder sicher vertäut, und außer Antonio, der einen gequetschten Arm und zwei gebrochene Rippen hatte, waren auch noch drei andere Matrosen schwer verletzt worden. Der Erste Offizier schwor, dass er den Verantwortlichen für diese Schlamperei finden und ihn eigenhändig mit der neunschwänzigen Katze zu Tode prügeln würde, doch dann zeigte ihm Giuseppe eines der zerrissenen

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