Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
gefälscht.«
Catalina musste ihm Recht geben, aber aufgeben konnte sie trotzdem nicht. Wenn Mikel abfuhr, ohne dass sie ihn noch einmal gesprochen hatte, würde sie ihn nie mehr wiederfinden.
»Dann fahre ich eben als blinder Passagier mit.«
»Aber nicht auf der Santa Maria!« Tao Te Chen stemmte die Hände in die Hüften.
Catalina blitzte ihn an. »Dann eben auf einem anderen Schiff.«
Tao Te Chen blickte sie an. Catalina sah, wie er mit sich rang. Schnell stopfte sie ihre Hände in die Hosentaschen und drückte sich die Daumen.
Nach einer Weile nickte Tao Te Chen. Überglücklich fiel Catalina ihm um den Hals, doch Tao Te Chen löste ihre Arme.
»Zuerst sind da noch gewisse Dinge zu klären«, sagte er streng. »Und ich habe meine Bedingungen.«
»Klären, was denn klären?«, rief Catalina voller Ungeduld.
»Nun, zunächst einmal müssen wir mit dem Ersten Offizier reden, ob er dich wirklich mitnehmen würde.«
»Aber du hast eben doch selbst gesagt, ohne Papiere …«
»Und dann«, fiel ihr Tao Te Chen ins Wort, »müssen wir herausfinden, was die Papiere kosten. Den Kontakt hast du ja schon.«
»Aber kein Geld.«
Enttäuscht sackte Catalina auf einen Schemel. Tao Te Chen nahm ein langes Messer, ging hinter die Kochstelle, schob die Schneide des Messers unter eine Planke, hob sie an, bis er mit seiner Hand darunter fassen konnte, und zog einen Stoffbeutel heraus.
»Wenn du irgendwem von diesem Versteck oder dem Geld erzählst, drehe ich dir den Hals um!«
Catalina bekam einen Kloß in den Hals. »Warum tust du das für mich?«
»Das frage ich mich allerdings auch!«, knurrte Tao Te Chen. Er schob sie aus der Küche. »Nun mach schon, lass es uns hinter uns bringen! Um diese Uhrzeit ist der Erste Offizier meist in seiner Kajüte.«
Noch nie war Catalina einer seiner Aufforderungen schneller gefolgt.
Nachdem der Erste Offizier Catalina erst nur erstaunt angesehen hatte, nickte er schließlich und wollte ihre Papiere sehen. Tao Te Chen erklärte ihm, dass Catalina sie bis zum Abend haben würde.
»Verstehe.« Der Erste Offizier reichte Catalina die Hand und sagte ihr, dass sie sich am Abend mit den Papieren beim Kapitän einfinden solle. »Bis dahin werde ich mit ihm geredet haben. Bist du mit einer Monatsheuer von fünfzig Maradevis einverstanden?«
»Ei… einer Monatsheuer von …« Catalina blieb der Mund offen stehen.
Der Erste Offizier grinste. Es war das erste Mal, dass Catalina seine Mundwinkel sich heben sah.
»Keine Sorge: Du wirst jeden Real davon abarbeiten! Die Fahrt von San Sebastián hierher wird dir wie eine Kutschfahrt erscheinen. Es gibt noch andere Schiffe, die Seeleute suchen und auch nicht weniger bezahlen, aber weniger Einsatz verlangen als ich. Wenn du dich lieber erst noch einmal woanders umhören willst …«
Catalina verneinte und schüttelte dem Ersten Offizier mit einem solchen Strahlen in den Augen die Hand, dass dieser seine Mundwinkel tatsächlich noch einmal hob.
Vor der Kajüte des Ersten Offiziers schwor Catalina Tao Te Chen, dass sie ihm ihre ganze Heuer zur Begleichung ihrer Schulden geben würde. »Und falls das nicht reicht, schicke ich dir den Rest von Peru aus.«
Tao Te Chen wedelte mit der Hand. »Jetzt gehen wir erst einmal zu deinen Freunden.«
»Aber du … Du kannst doch nicht … Ich meine, die werden einem Chinesen doch keine …«
»Du glaubst doch nicht etwa, ich lasse dich Grünschnabel in einer Stadt wie Sevilla allein mit meinen sämtlichen Ersparnissen herumziehen?«
Catalina erkannte, dass er sich auf keine Diskussion einlassen würde. Notgedrungen lief sie voraus.
Als Aiala ihnen die Tür öffnete und Tao Te Chen an Catalinas Seite sah, wollte sie die Tür tatsächlich gleich wieder schließen, doch Tao Te Chen hatte schon den Fuß in den Spalt gestellt.
»Bitte, Aiala«, rief Catalina. »Ich muss noch einmal mit dir reden, und ich kann doch nicht hier draußen …« Sie hob vielsagend die Augenbrauen. Seufzend ließ Aiala sie eintreten. »Also los, was willst du?«
»Du brauchst keine Angst zu haben: Tao Te Chen wird genauso schweigen wie ich. Wir kommen wegen der Papiere – ich brauche auch welche.«
»Papiere? Was für Papiere?« Aiala sah sie verwundert an.
»Aber … aber ihr habt Mikel doch auch …« Nervös knetete Catalina den Stoff ihrer Hose. »Und ich muss nach Peru, ich muss Mikel wiederfinden.«
»Das glaube ich dir ja, aber ich kann trotzdem keine Papiere beschaffen.« Aiala machte eine weite
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