Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
ich das nicht will.«
Da der Adjutant ihn weiter bedrängte, gab er unwillig nach. »Aber komm sofort wieder hoch, hörst du?«
Catalina verließ kurz nach Tao Te Chen die Kombüse. Immer wieder sah sie sich um, ob ihr jemand folgte. Sie zog den Schlüssel aus der Hosentasche, öffnete die Vorratskammer und fuhr herum. War da nicht ein Geräusch gewesen? Angestrengt lauschend starrte Catalina in den dämmrigen Gang hinein.
»Allmählich sehe ich Gespenster!«, schalt sie sich schließlich, stellte das frische Wasserfässchen auf den Boden und schloss sorgfältig wieder hinter sich ab. Da presste sich eine Hand auf ihren Mund und eine andere krallte sich in ihren Schritt.
Voller Wut rammte Catalina dem Angreifer, in dem sie sogleich Giuseppe erkannte, den Ellenbogen in den Magen, kratzte, schlug und trat nach ihm, doch alles, was sie erreichte, war, dass dieser sie noch fester packte.
»Jetzt bist du reif, mein Früchtchen«, stöhnte er ihr ins Ohr. »Diesmal entwischst du mir nicht!«
Mit einem wütenden Schrei gelang es Catalina, sich loszureißen. Sie rannte zur Treppe, aber schon nach wenigen Metern holte Giuseppe sie ein und stieß sie mit voller Wucht gegen die Wand. Benommen sank Catalina zu Boden.
Als sie kurz darauf wieder zu sich kam, hatte Giuseppe sie zurück zum Vorratsraum gebracht und ihr mit ihrem Gürtel die Hände auf den Rücken gebunden. Er bog ihren Kopf nach hinten und bohrte ihr die Zunge in den Mund. Als Catalina ihn zu beißen versuchte, lachte er.
»Du wirst dich daran gewöhnen, mein Kleiner, und mich hernach anflehen, es wieder und wieder mit dir zu tun!«
Catalina spuckte ihn an. Giuseppe trocknete sich mit der Hand das Gesicht, wobei er den Gürtel losließ, mit dem er sie bisher so mühelos unter Kontrolle gehalten hatte. Sofort zog Catalina ihre Hände aus den Schlingen, schnappte sich das Wasserfass und knallte es ihm auf den Kopf. Giuseppe ging in die Knie.
Diesmal gelang es Tao Te Chen nicht sofort, Giuseppe wieder ins Leben zu holen. Er schlug ihm auf die Wangen, flößte ihm Rum ein, schlug ihm erneut auf die Wangen – doch Giuseppe regte sich nicht.
»Wir müssen ihn hoch in die Kombüse schaffen. Die Kopfwunde muss gesäubert und verbunden werden.«
Tao Te Chen bat Catalina, Antonio zu holen. »Der wird uns nicht verraten – und hat trotz seiner kleinen Statur Bärenkräfte!«
In der Kombüse entfernte Tao Te Chen akribisch Holzsplitter um Holzsplitter aus Giuseppes Kopfwunde. Anschließend legte er ihm blutstillende Kräuter auf und befahl Catalina, den Eintopf zu beaufsichtigen. Eine Viertelstunde später war das Essen fertig – aber Giuseppe rührte sich noch immer nicht.
»Dann musst du das Essen heute allein austeilen«, entschied Tao Te Chen. Unter keinen Umständen wollte er Giuseppe unbeaufsichtigt lassen. »Wir können die Männer auf keinen Fall warten lassen, sonst schaut am Ende noch einer von denen hier rein und stellt uns unangenehme Fragen.«
Und so schleppte Catalina den schweren Topf allein in den Mannschaftsraum.
Sobald Catalina das Essen verteilt und den anderen Tao Te Chens Abwesenheit grinsend mit »Dünnschiss!« erklärt hatte, lief sie wieder hoch. Als sie die Kombüse betrat, lag statt Giuseppe Tao Te Chen am Boden und hielt sich stöhnend den Kopf. Erschrocken beugte sich Catalina über ihn und entdeckte die große Platzwunde an seinem Hinterkopf.
»Was hat dieser verdammte Mistkerl mit dir gemacht?« Catalina reinigte Tao Te Chens Wunde. Dieser schimpfte wie ein Rohrspatz. »Was für ein Scheißkerl! Eine Sekunde nur habe ich mich von ihm abgewandt, und in der hat er sich die Pfanne geschnappt. Ich habe das verfluchte Ding noch auf mich zukommen sehen, aber es war zu spät. Ich nehme an, er war schon eine ganze Weile nicht mehr ohnmächtig und hat auf eine günstige Gelegenheit gewartet!«
Sie hörten schwere Schritte, dann flog die Tür auf.
»Da ist er ja, der Dieb!«, brüllte Giuseppe und zeigte auf Catalina.
Verwirrt fuhr sie herum. Außer Giuseppe standen der Erste Offizier und zwei breitschultrige Matrosen an der Tür. Sofort krakeelte Giuseppe weiter: »Ich hatte die beiden schon länger im Verdacht, dass sie Lebensmittel beiseite schaffen, aber bislang habe ich ihnen nie etwas nachweisen können. Heute früh jedoch habe ich ein Gespräch von ihnen belauschen können! Francisco sollte einen Diebstahl vortäuschen und dafür den Vorratsraum aufbrechen. Ein Rum-, ein Wasserfass und Trockenfleisch sollte er stehlen und
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