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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Kopf, schlängelte sich aus Susannas Kleid und zerrte dem Hilflosen die Stiefel, die Hose und das Hemd vom Leib. Er knurrte, grunzte und schlug um sich, war aber viel zu betrunken, um sich wehren zu können. Schnell zog Catalina seine Sachen an. Die allzu weite Hose schnürte sie sich mit dem Gürtel auf den Leib, die Stiefel waren so groß, dass sie diese gleich wieder auszog, und auch das Hemd nutzte ihr nichts: Gerade am Ausschnitt war es eingerissen, und das so tief, dass man ihren Busen sehen konnte. Catalina riss sich Stoffstreifen aus Susannas Unterrock, wickelte sie sich wie einen Verband um die Brust und beschmierte den Bereich, den man am Ausschnitt sehen konnte, mit dem Blut des Mannes. Anschließend zog sie das Hemd wieder über und fand, dass das Ganze wie eine verbundene Verletzung aussah. Dann hörte sie näher kommende Stimmen. Catalina warf noch einen Blick auf den Mann, fand, dass der sein Schicksal selbst verschuldet hatte, und rannte davon.
    Sie wollte zum Hafen mit der Hoffnung, dort einen Händler oder Kaufmann zu finden, der in den nächsten Tagen Porto Bello verließ und einen flinken Burschen zu seiner Unterstützung brauchen konnte. Immer wieder blickte sich Catalina auf ihrem Weg dorthin um, um festzustellen, ob Juans Sklaven ihr schon auf den Fersen waren.
    Als sie den Hafen erreichte, erkannte sie den in der Nacht so geisterhaft leeren Platz vor dem zweistöckigen Zollhaus kaum wieder: Zahllose Menschen liefen umher, brüllten, schleppten Fässer, Säcke und Kisten, von allen Seiten erklangen andere Sprachen, Weiße trieben Indios an, Indios Sklaven, dazwischen sprangen Hunde umher, ein durchgegangenes Pferd preschte durch die Menge, Schreie ertönten, Flüche, das Krachen von splitterndem Holz, und im gleichen Moment herrschte ein Mann Catalina an: »Bursche, nun fass doch mal mit an! Du siehst doch, dass mir gleich die ganze Ladung vom Wagen kracht.«
    Catalina half, die ins Rutschen geratenen Kisten neu aufzuladen und die Halteseile zu verschnüren. Als der Mann sah, dass sie Seemannsknoten machte, grinste er.
    »Da sieht man wieder einmal, dass es nichts gibt, was man auf einem Schiff lernt, was einem an Land nicht auch von Nutzen wäre.« Er schlug Catalina so fest auf die Schulter, dass sie fast in die Knie ging. »Ich bin selbst drei Jahre zur See gefahren. Gefällst mir, Junge, ehrlich!«
    »Ich fand es auf See auch nicht schlecht, aber jetzt …« Catalina räusperte sich. Der Kaufmann lachte auf. »Arbeit suchst du, was? Na, sag das doch gleich! Immer raus mit der Sprache, ist meine Devise, ehe sie einem im Hals stecken bleibt.«
    Catalina sah den Mann an und fand alles an ihm unmäßig groß und breit: seine Statur, die Hände, die Nase, der Mund, alles war überdimensioniert – nur seine Augen waren klein, winzig fast. Aber sie blickten gutmütig, und da Catalina keine Alternative hatte, nickte sie. »Ja, ich suche allerdings eine Arbeit, aber eine, die mich nach Peru bringt.«
    Der Mann grinste. »Kommst mir wie gerufen, Junge. Siehst ja, welchen Schaff ich hier mit dem Wagen habe. Aber ich erwarte ordentliche Arbeit, hörst du, und du musst gleich morgen aufbrechen können: Da reise ich mit einem Treck nach Trujillo!«
    »Trujillo – das klingt phantastisch!«, erwiderte Catalina, obwohl sie nicht die geringste Ahnung hatte, wo dieser Ort lag. Letztlich aber war derzeit jeder Ort ein gesünderer Aufenthaltsort für sie als Porto Bello.
    »Bis Trujillo musst du mir vor allem die Ladung sichern helfen«, erklärte er ihr. »Im Dschungel wimmelt es nur so von Wegelagerern und aufsässigen Indios! Schon mal eine Muskete in der Hand gehabt?«
    »Das nicht, aber ich kann fechten!«
    Der Mann grunzte zufrieden. »Und in Trujillo brauche ich wen fürs Geschäft. Wenn du dich also auf der Fahrt gut machst …«
    »Das werde ich, und ob ich das werde!«, rief Catalina und erzählte ihm, dass sie schon einmal für einen Händler gearbeitet habe. »Ich habe viel bei ihm gelernt, sogar Bücher führen kann ich!«
    »Na, das scheint heute ja mein Glückstag zu sein.« Der Mann reichte ihr die Hand. »Ich heiße Marco. Und du?«
    »Francisco.« Catalina schlug ein.
    »Dann mal los, Francisco. Lauf und schnapp dir dein Bündel!«
    »Mehr als ich auf dem Leib trage, besitze ich eigentlich nicht …«
    »In dem Fall kannst du sofort aufsteigen! Los, hoch mit dir! Je früher wir am Ortsrand sind, desto besser wird unser Stellplatz sein. Am Westausgang von Porto Bello sammeln sich die

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