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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Wagen für den Treck nach Peru. Gleich morgen früh geht es los!«
    Behende kletterte Catalina neben ihn auf den Kutschbock. Kaum saß sie dort, erblickte sie Susannas rotes Haar in der Menschenmenge. Mit herrischen Gesten scheuchte sie Juans Sklaven mal nach rechts, mal nach links, und blickte sich auch selbst nach allen Seiten um. Catalina drückte ihren Kopf gegen die Plane und betete, dass die drei sie nicht noch im letzten Moment entdeckten, als sie in dem Menschengewimmel auf einmal noch auf ein anderes Gesicht aufmerksam wurde, ein Gesicht, das sie frösteln ließ. Nein, diese kalten, stumpfen Augen würde sie allerdings nie wieder vergessen, und die breite Narbe über seinem Jochbein nicht minder.
    Nun fahrt doch schon, fahrt endlich!, drängte Catalina ihren neuen Herrn in Gedanken, und als erhöre er sie, schnalzte er nun mit der Zunge und ließ die Zügel auf das Hinterteil seiner beiden Mulis knallen. Behäbig setzten sich die Tiere in Gang, und kurz darauf konnte Catalina aufatmen: Ja, sie war aus dem Sichtfeld ihrer Verfolger. Aitors Gesicht verfolgte sie trotzdem noch lange.

Zweiter Teil Peru 1609
    1
    D ie langen Wochen ihrer Reise nach Trujillo wurden für Catalina ein unvergleichliches Erlebnis. Nie würde sie die gigantischen, in den Himmel wachsenden Bäume des Regenwalds vergessen, zwischen denen sie sich ihren Weg oft mit Äxten und Macheten freischlagen mussten. Nicht weniger faszinierten sie die Tiere: Faultiere, Gürteltiere, Ameisenbären – noch nie hatte sie so eigenartige Wesen gesehen. Von den farbenprächtigen Papageien und den drolligen Affen hätte sie am liebsten je einen mitgenommen.
    Marco gefiel sich in der Rolle des erfahrenen Reisenden, der nun schon seit vier Jahren auf diesem Erdteil lebte, aber Catalina stellte rasch fest, dass sein Wissen eher oberflächlicher Natur war. Tatsächlich war er vor allem an seinem Geschäft, gutem Essen und nicht zuletzt seiner Bequemlichkeit interessiert. Er war lange nicht so aufmerksam und neugierig wie Georges, so dass Catalina kaum fürchten musste, dass er hinter ihr Geheimnis kam. Es wäre ihm beispielsweise nie in den Sinn gekommen zu fragen, warum sie so oft in den Büschen verschwand.
    Neben all dem Schönen und Neuen warteten auf Catalina auch Beschwerden und Gefahren: Die feuchte Wärme, die Moskitos und die Unwegsamkeit ihrer Pfade setzten ihr nicht weniger als den anderen Reisenden zu. Pumas, Jaguare und giftige Schlangen waren eine ständige Bedrohung. Beim Durchschreiten eines Flusses wurde der Treck sogar von Krokodilen angegriffen, ein Mann und ein Junge verloren ihr Leben. Die Schreie gellten Catalina noch Stunden später in den Ohren. Und eines Nachmittags stürzte der vor Catalina und Marco reitende Mann wie vom Schlag getroffen vom Pferd.
    »Kopf runter, Indios!«, brüllte Marco, drückte Catalina auf den Kutschbock und ging auch selbst in Deckung. Im gleichen Moment sprangen hinter den Bäumen mit leuchtenden Farben bemalte Indios hervor und schossen aus Blasrohren giftbestrichene Pfeile auf sie ab. Drei Reisende ließen ihr Leben, bis es den anderen gelang, die Angreifer mit donnernden Musketenschüssen zu verjagen.
    Am wohlsten fühlte sich Catalina, wenn sie abends am Lagerfeuer mit anderen Reisenden zusammensaß und von ihnen all das über das Vizekönigreich Peru und seine Geschichte erfuhr, was sie so brennend interessierte. Von Woche zu Woche bekam sie ein klareres Bild von diesem Land, in das sie so große Hoffnungen setzte. Erst 1526 hatten die beiden Spanier Don Francisco Pizarro und sein Mitstreiter Don Diego de Almagro damit begonnen, die südamerikanischen Länder zu erkunden, und waren zunächst wie Halbgötter verehrt worden. Den Ureinwohnern hatte eine Weissagung das Erscheinen der »Kinder der Sonne« angekündigt. Weiße, bärtige Männer seien sie, von der Küste her würden sie das Land betreten und die Herrschaft der Inka mit deren zwölftem König beenden – und in der Tat ließ der Untergang des Inkareichs nach ihrem Eintreffen nicht lange auf sich warten. Nachdem Pizarro herausgefunden hatte, welch unermessliches Goldvorkommen es in diesem Land gab, ließ er sich 1529 von Karl V. zum Statthalter und Generalkapitän seines »Eldorados« ernennen und machte sich die Neue Welt hernach im Namen Gottes und seines katholischen Königs untertan.
    Auch über ihr Reiseziel Trujillo hörte Catalina viel: 1534 habe Almagro auf dem Weg nach Pachacamac im Tal des Flusses Moche Halt gemacht und sei so

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