Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
Hängerkleid. Vor Freude, ihren Herrn wohlbehalten zurück zu sehen, klatschte sie immer wieder in die Hände. »Don Marco, ach, Don Marco!«
Ihr Geschrei lockte ihren Mann herbei.
»Don Marco, endlich!«, rief auch er und beugte sich auf eine Art und Weise vor und zurück, dass es fast wie ein Eingeborenentanz aussah, wobei ihm das Paar Beinlinge, das sein einziges Kleidungsstück war und von einem Strick um die mageren Hüften gehalten wurde, lustig um die Beine schlackerte.
»Das sind meine Sklaven, ja, guck sie dir nur an!«, rief Marco mit einem Stolz, als präsentiere er Catalina ein paar hoch prämierte Zuchtpferde. »Sind beide kerngesund und fleißig und können noch viele Jahre arbeiten. Gleich zwei Sklaven haben hier nicht viele.«
Catalina hatte gehört, dass Sklaven in Peru teurer als Pferde seien, weil kaum noch welche eingeführt werden durften, und wunderte sich deswegen nicht über Marcos Imponiergehabe.
»Na kommt schon, ihr zwei, steigt auf«, rief Marco ihnen zu. »Ich will den Wagen noch vor Einbruch der Dunkelheit abladen. Mein Geschäft steht doch hoffentlich noch?«
Eilfertig nickten die beiden, kletterten auf den Kutschbock und blickten neugierig zu Catalina – und Catalina nicht minder neugierig zu ihnen …
Schon wenige Straßenzüge weiter kamen sie in das große Geschäftsviertel der Stadt, in dem sich auch Marcos Kolonialwarenhandel befand. Mit vereinten Kräften verluden sie die Waren in den Laden. Anschließend führte Marco Catalina in das Hinterzimmer.
»Wenn du willst, kannst du hier wohnen.«
Das Zimmer war klein, aber trocken und wies neben einem Bett auch eine Truhe auf. Catalina strahlte ihn an. »Ich … ich kann bei Euch bleiben?«
»Sicher, warum nicht? Hast mir auf der Reise doch keinen Grund zu Beschwerden gegeben und immer gut mit angepackt.« Er nickte ihr freundlich zu. »Dafür, dass ich dir das Zimmer gebe, erwarte ich, dass du immer ein Auge auf den Laden hast – und vom Gehalt ziehe ich dir auch was ab.«
Catalina lachte und nickte. Geld, Arbeit, ein eigenes Zimmer! Endlich würde sie sich an- und ausziehen können, ohne Angst davor haben zu müssen, entdeckt zu werden, und wenn ihre Albträume wiederkamen, brauchte sie nicht länger zu befürchten, sich durch ein unbedacht im Schlaf gesprochenes Wort zu verraten.
Marco warf ihr eine Decke zu. »Kann kalt werden nachts!« Er reichte ihr außerdem einen Degen und einen Dolch. »Es gibt viele Strolche hier in Peru, und jetzt, wo das Geschäft frisch mit Waren gefüllt ist …«
Catalina versprach, immer aufmerksam zu sein. Marco zeigte ihr noch, wie sie den Laden von innen verriegeln konnte, ließ ihr Brot, Wasser, Obst und Trockenfleisch da und nickte ihr zum Abschied zu. »Bis morgen!«
Catalina verriegelte die Tür hinter ihm, ging in ihr Zimmer, setzte sich auf das Bett und blickte sich begeistert in dem kleinen Raum um.
»Ein eigenes Zimmer, ich habe ein eigenes Zimmer«, flüsterte sie dabei, und ihre Augen strahlten, als hätte sie ihren Goldschatz schon gefunden.
2
D ie Arbeit bei Marco ging Catalina leicht von der Hand, und je mehr der sah, wie geschickt Catalina mit den Kunden umging, wie flink sie rechnen konnte und wie sauber sie seine Bücher führte, desto öfter ließ er sie mit dem Laden und den beiden Sklaven allein, um »einer reizvolleren Beschäftigung« nachzugehen.
»Marco gehen zu Laia«, flüsterte Felipa Catalina zu, und als sie noch mehr Zutrauen zu Catalina gefasst hatte, verriet sie ihr außerdem, dass es gut sei, dass Marco jetzt so oft zu Laia ging. Als Catalina nicht gleich verstand, grinste Luis sie an.
»Marco viel Laia, Marco viel gute Laune!«, meinte er und ließ dazu mit keckerndem Lachen seine Hüfte vor- und zurückschwingen. Verlegen beugte sich Catalina über die Bücher, woraufhin nun auch Felipa lachte und das so sehr, dass letztlich auch Catalina lachen musste und sich auf einmal so leicht und frei fühlte wie seit ihrer Flucht nicht mehr.
Da Marco den Laden aus Angst vor Überfällen immer bei Einbruch der Dunkelheit schloss und von Catalina nichts weiter erwartete, als dass sie ab Mitternacht im Haus war, hatte sie in den nächsten Wochen reichlich Zeit, durch die zahlreichen Tavernen der Stadt zu ziehen. Schnell hatte sie sich so ein Netz von Bekannten aufgebaut und hoffte, bald etwas über Mikel herauszufinden.
Nach einem Monat stieß sie auf die erste konkrete Spur. Ein baskischer Händler erzählte ihr, dass Mikel vor ein paar Wochen mit ihm
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