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Die Nonne und der Tod

Die Nonne und der Tod

Titel: Die Nonne und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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hier.«
    »Ist dieses Kloster weit weg?«, fragte von Wallnen.
    »Sehr weit«, sagte Johannita.
    »Wann kann ich mit ihrer Abreise rechnen?«
    »Wann erhalte ich die Entscheidung des Bischofs?«
    Von Wallnen humpelte bereits zum Tor. »Mein Herr wird den Brief noch in dieser Nacht aufsetzen. Ich sehe jetzt schon, was für eine gute Wahl er getroffen hat.«
    Ich presste die Lippen zusammen. Richard legte mir eine Hand auf die Schulter. »Komm, wir haben genug gehört.«
    »Ich verstehe nicht, warum er das tut«, sagte ich, nachdem wir den Klostergarten wieder verlassen hatten. Zorn schnürte mir die Kehle zu und ließ meine Stimme heiser klingen. »Außer Jacob habe ich keinem Menschen je von ihm erzählt. Schwester Agnes weiß nichts, und auch Schwester Maria gegenüber habe ich nie ein Wort verlauten lassen.«
    »Wilbolt steht unter hohem Druck.« Richard sah sich immer noch um. »Er hat die Juden aufgenommen, die in den anderen Städten davongejagt wurden. Dass er die Hexe ins Kloster schickte, die dort die Äbtissin ermordete, und dass es zwischen ihr und ihm eine wie auch immer geartete Verbindung geben könnte, würde ihm den Hals brechen.«
    Ich fuhr herum. »Und um einen solchen Skandal zu vermeiden, würde er seine Tochter als Hexe verbrennen lassen?«
    »Du bist nicht seine Tochter, du bist sein Fehler.«
    Das brachte mich zum Schweigen.

Kapitel 29
    Jacob ging es schlechter, sehr viel schlechter. Sein Fieber war gestiegen, und er wusste nicht mehr, wo er war. Während ich die Kräuter mischte und aufkochte und versuchte, mich an alles zu erinnern, was Mutter mir je beigebracht hatte, warf er sich auf seinem Lager hin und her, zog immer wieder das Tuch von der Beule an seinem Hals und sah sich mit weit aufgerissenen Augen um. Er sagte Dinge, die er nicht meinte, die aber trotzdem wehtaten. Er beschimpfte mich als Hure, als Bettlerin, als Bastard. Sein Geschrei wurde so schlimm, dass Paul nach einer Weile zu mir kam und fragte, ob er ihm »das Maul stopfen« sollte.
    Ich versuchte ihm zu erklären, dass es das Fieber war, das mich beschimpfte, und nicht Jacob, aber er glaubte mir nicht.
    »Niemand kann so krank sein«, war er überzeugt.
    Doch Jacob war so krank.
    Ich musste abwarten, bis er vor Erschöpfung auf sein Lager zurückgesunken war, erst dann wagte ich, ihm den Sud einzuflößen. Zweimal drehte er den Kopf zur Seite, einmal schlug er nach mir, dann endlich trank er.
    Es wäre sicherlich einfacher gewesen, hätte ihn jemand festgehalten, aber keiner der Schmuggler wagte sich in den Verschlag. Wie Richard blieben sie am geöffneten Vorhang stehen, wenn sie mit mir reden wollten. Die Lüge, die er ihnen erzählt hatte – wenn es denn eine war –, verselbständigte sich.
    Wenn ich nicht bei Jacob saß, kümmerte ich mich um die Zubereitung der Kräuter. Ich füllte Krüge mit den unterschiedlichsten Mischungen, manche Rezepte meiner Mutter, andere meine eigenen, aus der Verzweiflung geborenen Mischungen.
    Ich stellte Tränke her, die, wie ich hoffte, das Fieber senkten, und Tinkturen, die den Schmerz der Beulen linderten. Femeke hatte, während ich mit Richard unterwegs gewesen war, eines der Hühner geschlachtet, die im Innenhof umherliefen, und kochte eine starke, fette Brühe daraus. Ich dankte ihr, auch wenn ich wusste, dass Jacob sie nicht bei sich behalten würde. Ich nahm selbst etwas davon zu mir, nachdem sie zu Bett gegangen war.
    Um den bitteren Geschmack der Kräuter zu mindern, mischte ich einigen Tränken Bier, Wein oder Honig bei. Und tatsächlich, als ich das nächste Mal versuchte, Jacob davon einzuflößen, setzte er sich nicht zur Wehr, sondern trank.
    Die Schmuggler beobachteten mich anfangs bei meiner Arbeit, Georg misstrauisch, die anderen neugierig. Ich glaube, einige von ihnen erwarteten, Jacob würde nach dem ersten Trank geheilt von seinem Lager aufspringen, und sie waren enttäuscht, als das nicht eintrat. Irgendwann zog sich auch der Letzte von ihnen zurück und zog den Vorhang seiner Schlafstatt zu.
    Und dann, nach einer Zeitspanne, die ich nicht bemessen konnte, tauchten die Ersten wieder auf. Ich begriff, dass es Morgen sein musste.
    »Leg dich hin«, sagte Richard, als er mit einem dampfenden Krug Bier vor Jacobs Schlafstatt trat. »Ich passe auf und wecke dich, wenn etwas passiert.«
    Es klang, als wolle er sagen: wenn er stirbt .
    »Schon gut, ich bin nicht müde.«
    Er hob die Schultern, versuchte nicht, mich zu überreden, sondern sagte einfach nur: »Melde dich,

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