Die Normannen
Reconquista, der christlichen Rückeroberung des größtenteils unter muslimischer Herrschaft stehenden Spanien, im Heer König Alfons’ I. von Aragon (1100–34). Im Jahre 1127 war Robert Burdet Kommandant des Stadtkastells von Tudela (im Süden von Navarra). Zwei Jahre später machte er einen enormen Karrieresprung, als ihn der Erzbischof Olegar von Tarragona zum Fürsten (lat.
princeps
) ernannte und ihm die Stadt und das umliegende Territorium verlieh.
Tarragona war nach seiner Eroberung durch die Araber 714 eine muslimische Stadt geworden. Nach der christlichen Rückeroberung machte Papst Urban II. sie 1089 wieder zum Sitz eines Erzbischofs. Einige Jahre später (1108) übertrug Graf Raimund Berengar III. von Barcelona (1096–1131) die Stadt dem Papst, der sie als Lehen an Bischof Olegar von Barcelona weitergab. Dieser nahm den Titel des Erzbischofs von Tarragona an, behielt aber seinen Bischofssitz in Barcelona, wo er sich vorwiegend aufhielt. Um zu verhindern, dass die Muslime Tarragona zurückeroberten, übertrug Olegar die Stadt und ihr Territorium 1129 an Robert Burdet, der sie verteidigen sollte.
Rein formal war Robert Burdet nur dem Erzbischof unterstellt. In der Praxis war die Situation jedoch komplizierter, denn der Erzbischof war vom Grafen von Barcelona abhängig, der eine Art Protektorat ausübte. Robert gelang es, 1130 in der Normandie und anderen Teilen Frankreichs Ritter anzuwerben, die ihn bei der Verteidigung Tarragonas unterstützten. Katalanische Siedler stellten die Mehrheit der Bevölkerung, während die Normannen nur eine kleine Minderheit blieben. Der Handlungsspielraum Roberts wurde dadurch eingeschränkt, dass Graf Raimund Berengar IV. von Barcelona (1131–62) seinen Herrschaftsbereich immer weiter ausdehnte, so dass Tarragona praktisch eine Enklave wurde. Nach seiner Verlobung mit der Tochter König Ramiros I. von Aragon, der sich in ein Kloster zurückzog, regierte Raimund auch dessen Reich mit dem Titel eines Fürsten (1137).
Als 1146 der Raimund nahe stehende Katalane Bernard Tort Erzbischof wurde, verschlechterte sich Roberts Lage. Der Normanne,der sich nun mit dem Titel eines Grafen begnügte, musste 1149 die Herrschaft mit dem Erzbischof teilen. Einige Jahre später (1153) waren seine Frau und sein Sohn Wilhelm Burdet gezwungen, für den damals fast 75jährigen Robert, der noch als Fürst bezeichnet wurde, nicht nur dem Erzbischof den Lehnseid zu schwören, sondern erstmals auch Raimund, der sich nun «Fürst von Tarragona und Aragon» nannte, einen Treueid zu leisten. Die Rechte über das Fürstentum waren nun zwischen dem Normannen, dem Erzbischof und dem Grafen von Barcelona geteilt. Am Ende seines Lebens (1155) blieben Robert von seinem Fürstentum lediglich ein leerer Titel und ein Drittel der Einkünfte.
In den folgenden Jahren kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Erzbischöfen von Tarragona und Wilhelm Burdet, der nur den Grafentitel trug und schließlich 1177 gezwungen war, die Stadt zu verlassen und nach Mallorca ins Exil zu gehen. Der Versuch seines Vaters, im Gebiet um Tarragona ein Fürstentum zu errichten, hatte nur so lange Erfolg gehabt, wie seine militärische Kraft gegen die Muslime gebraucht wurde. Im christlichen Spanien hatte ein normannisches Fürstentum keine Zukunft.
3. Das Königreich Sizilien
Der Gründer: Roger II. Nach dem Tod des Grafen Roger I. (1101) übernahm dessen junge Witwe Adelheid (geb. um 1075) die Regentschaft zunächst für ihren ältesten Sohn Simon, der damals etwa acht Jahre alt war, und als dieser 1106 starb für seinen Bruder Roger II. (geb. 1095). Adelheid konnte mit Hilfe ihres Bruders Heinrich und der engsten Vertrauten ihres verstorbenen Mannes verhindern, dass einige normannische Adlige die Situation ausnutzten, um ihren Einflussbereich zu vergrößern. Gegen Ende ihrer Regentschaft traf Adelheid eine wichtige Entscheidung: Sie verlegte die gräfliche Residenz von Mileto (in Kalabrien) zunächst in das überwiegend von Griechen bewohnte Messina im Osten Siziliens und dann in das im Westen der Insel gelegene Palermo, eine arabisch geprägte Großstadtvon vermutlich mehr als 50.000 (vielleicht sogar 100.000) Einwohnern, deren überwiegende Mehrheit Muslime waren. Als Roger II. mit 16 Jahren volljährig wurde und 1112 die Herrschaft übernahm, überließ seine Mutter ihm geordnete Verhältnisse.
Wenig später hielt König Balduin I. von Jerusalem um Adelheids Hand an. Er war in Geldnot und hoffte auf die
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