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Die Normannen

Die Normannen

Titel: Die Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Bohemund II. mit Erreichen der Volljährigkeit 1126 die Nachfolge im Fürstentum Antiochia antreten (s. Tafel S. 89).
    Bohemunds Witwe Konstanze ließ ihrem Mann in Canosa di Puglia (nordwestlich von Bari) ein prächtiges Mausoleum errichten, in dem er als Sieger über die Byzantiner und Syrer verherrlicht wurde. Dies war allerdings nur die halbe Wahrheit: Erhatte zwar Antiochia erobert und dort ein Fürstentum errichtet, danach aber eine Reihe von Misserfolgen verzeichnen müssen. Die Erhaltung und der Ausbau des normannischen Fürstentums Antiochia war, wie wir sehen werden, nicht sein Verdienst, sondern das seines Vetters Tankred.
    Das Fürstentum Antiochia Tankred war ein ebenso energischer wie skrupelloser Kreuzfahrer. Im Unterschied zu seinem Vetter Bohemund war er nach der Eroberung Antiochias nicht dort geblieben, sondern mit den anderen Kreuzrittern nach Jerusalem gezogen, bei dessen Erstürmung er sich durch besonderen Eifer auszeichnete. Anschließend hatte er sich im Gebiet von Tiberias im nördlichen Galiläa eine eigene Herrschaft aufgebaut. Während Bohemunds türkischer Kriegsgefangenschaft rührte Tankred keinen Finger, um das Lösegeld aufzubringen. Diese Aufgabe überließ er dem lateinischen Patriarchen von Antiochia und Balduin von Bourcq, dem Regenten von Edessa. Nach Bohemunds Rückkehr nach Antiochia rückte Tankred wieder in die zweite Reihe und verhielt sich seinem Vetter gegenüber loyal. So konnte er ein zweites Mal die Regentschaft des Fürstentums erlangen, als Bohemund um die Jahreswende 1104/05 nach Italien reiste.
    Im April 1105 gelang Tankred ein wichtiger Sieg über Ridwan von Aleppo. Damit wendete sich das Blatt erneut zu Gunsten der Kreuzritter: Tankred konnte bis zu seinem Tod (Ende 1112) alle nach der Niederlage von Harran (1104) verloren gegangenen Gebiete zurückerobern und die Grenzen des Fürstentums Antiochia sogar im Nordosten bis Marasch und im Süden bis Apamea ausdehnen (s. Karte S. 88).
    Diese Erfolge waren auch der Uneinigkeit seiner muslimischen Gegner zu verdanken: Die in Aleppo herrschenden Seldschuken waren als Sunniten Feinde der schiitischen Araber, die im Gebiet von Shaizar (südlich von Apamea) lebten. Tankred gelang es, die Grenzen des Fürstentums durch Befestigungen zu sichern und seine muslimischen Nachbarn zu zwingen, ihm Tribute zu zahlen. Christen und Muslime kämpften an wechselnden Fronten. So verbündete sich Tankred mit Ridwan vonAleppo gegen Balduin von Edessa, der eine Allianz mit Chavli Saqaveh von Mosul abgeschlossen hatte, und besiegte diesen 1109 bei Tell Bashir.
    Tankreds Nachfolger als Regent von Antiochia, Roger, der Sohn seines Vetters Richard von Principato (s. Tafel S. 89), beschränkte sich nicht darauf, das Territorium des Fürstentums zu verteidigen, sondern übte wachsenden Druck auf Aleppo aus. Dadurch provozierte er die Reaktion der Muslime. Der neue Herrscher von Aleppo, Ilghazi von Mardin, verbündete sich mit Tughtegin von Damaskus und schlug zurück. Anstatt das Eintreffen der Kreuzritter aus Jerusalem und Tripolis abzuwarten, die ihm zu Hilfe eilen wollten, wagte Roger mit seinen 700 Rittern und 3000 Fußsoldaten die Schlacht. Im Juni 1119 wurde sein Heer bei al-Balat westlich von Aleppo vernichtend geschlagen. Roger selbst und die meisten seiner Ritter kamen ums Leben. Die «Schlacht auf dem Blutfeld», wie sie genannt wurde, war ein Wendepunkt in der Geschichte des Fürstentums Antiochia: Es verlor einen Großteil seiner Ritterschaft und seines Territoriums. Die von Tankred aufgebaute dominierende Stellung im Norden Syriens war zu Ende, das Fürstentum künftig auf den Schutz des Königs von Jerusalem angewiesen. Die Regentschaft für Bohemund II. übernahm nun König Balduin II. von Jerusalem.
    Bohemund II. kam nach Erreichen der Volljährigkeit im Jahr 1126 nach Antiochia, um die Herrschaft zu übernehmen, und heiratete Alice, eine Tochter Balduins II. Seine Versuche, die verlorenen Positionen wiederzugewinnen, scheiterten kläglich. Bereits 1130, also im Alter von nur 20 Jahren, fiel er bei Kämpfen in Kilikien. Eine Nachfolgekrise entstand, denn seiner Witwe gelang es nicht, selbst die Regentschaft zu übernehmen. Nach dem Tod Balduins II. (1131) wurde dessen Nachfolger als König von Jerusalem, Fulco von Anjou, auch Regent von Antiochia, bis Konstanze, die Tochter Bohemunds II., im Jahre 1136 Raimund von Poitiers heiratete, der nach längerer Zeit wieder als eigenständiger Fürst von Antiochia agieren

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