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Die Novizin

Die Novizin

Titel: Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Falconer
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versuche, Gott auf jede erdenkliche Weise zu dienen.«
    Es herrschte drückende Stille. Ich fragte mich, ob er mir helfen würde, und zugleich kam mir in den Sinn, dass ich womöglich eine gewisse Macht über ihn besaß. Oder war diese Macht nur ein Grund mehr für ihn, meinen sicheren Verderb voranzutreiben? In meinem Inneren überstürzten sich die Gedanken und Gefühle.
    »Bin ich nun festgenommen?«, fragte ich ihn schließlich.
    »Man hat Euch denunziert, aber noch ist keine Anklage erhoben worden. Ihr habt drei Wochen Zeit, um Euch vor dem Inquisitor in Toulouse einzufinden. Bis dahin können keine Schrille gegen Euch unternommen werden. Ihr müsst nicht mit mir gehen, wenn Ihr dies nicht wollt.«
    Aber wenn ich nicht mit ihm ging, würde die Kirche mich exkommunizieren, und dies bedeutete Verbannung oder gar Tod.
    »Werdet Ihr mir helfen, Vater?«
    »Helfen?«
    »Werdet Ihr mir sagen, wer mich verleumdet hat?«
    »Ihr wisst, dass ich das nicht tun darf.«
    »Ja, ich weiß. Ich werde nicht noch einmal darum bitten. Mir ist bekannt, was es Euch kosten würde. Aber – warum seid Ihr hergekommen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Es folgte ein langes Schweigen. Meine Kerze knisterte und qualmte, während die Flamme im Luftzug flackerte. »Ich habe oft an Euch gedacht«, sagte ich schließlich.
    Er holte tief Luft und erwiderte dann etwas, was er zweifellos schon oft in Gedanken geprobt hatte. »Was wir einst teilten war Wollust, nicht Liebe. Ein Mann kann seinen Durst stillen, ohne etwas darum zu geben, in welchem Gefäß sich das Wasser befindet. Meine Tat, zu der Ihr mich verleitet habt, hat uns beide entehrt. Sie hat meine Seele im Angesicht Gottes befleckt und Eure Familie entwurzelt. Wir haben uns in der Schande gesuhlt und müssen nun den Rest unseres Lebens dazu verwenden, uns zu reinigen.«
    All dies sagte er, ohne mich auch nur ein einziges Mal anzusehen.
    Was sollte ich darauf antworten? Meine Wangen brannten vor Wut und Scham. Ich schwieg.
    »Ich habe in Saint-Ybars Eure Eltern gesehen«, bemerkte er schließlich. »Sie sind wohlauf.«
    Was war das? Warf er mir einen Krumen Freundlichkeit zu, um sich selbst zu beweisen, dass er ein anständiger Mann war?
    Als ich nichts erwiderte, wandte er sich ab. »Ich muss gehen. Ich darf hier nicht gesehen werden.« An der Tür hielt er noch einmal kurz inne. »Habt Ihr wirklich die Heilige Jungfrau gesehen?«
    »Ich bin keine Ketzerin, Bernard.«
    Er senkte den Blick, als sei es gefährlich, mir in diesem Punkt Glauben zu schenken. »Habt keine Angst. Gott sieht auch die Dinge, die wir nicht erkennen.«
    Nachdem er gegangen war, sank ich schluchzend auf meine Pritsche.
    Ich wusste, dass er Recht hatte – es war meine Schuld gewesen, ich hatte ihn zur Sünde verleitet. Ich hatte ihn beinahe seinem Gott entfremdet, doch zum Glück hatte er die Kraft besessen, mir zu widerstehen. Das Leben eines Mönches war so viel wertvoller als das eines Ehemannes, doch mir war es fast gelungen, ihn dieses Lebens zu berauben.
    Selbst zu jener Zeit glaubte ich noch immer, dass es eine Ehre war, dass er mich einmal geliebt hatte, und schätzte diese Liebe hoch ein.
    Nein – im Grunde ist sie mir sogar jetzt noch viel wert.

BERNARD
    Ein Ordensbruder, der wie ein Dieb durch das dunkle Dormitorium der Novizinnen schleicht … Sachte klopfte ich an die Tür zu ihrer Zelle. Trotz der Kälte stand mir Schweiß auf der Stirn.
    Und da war sie, beschienen vom schwachen Licht einer Nachtkerze, in die Dunkelheit spähend. Sie hatte ihren Schleier abgelegt, und ich bemerkte mit Bedauern, dass sie ihre langen feuerroten Haare abgeschnitten hatte. Es schien sie nicht sonderlich zu überraschen, mich zu sehen. »Schwester Madeleine, kann ich mit Euch sprechen?«
    Im Licht der Kerze wirkten ihre grünen Augen riesengroß. Ich vermeinte, die Hitze ihres Körpers in jenem kalten Raum zu spüren. Möge Gott mir vergeben, aber mich verlangte noch immer danach, sie zu berühren. Ich widerstand der Versuchung, schämte mich jedoch, auch nur einen Gedanken an solch körperliche Gelüste verschwendet zu haben. Ohne dass ich es wollte, erinnerte ich mich wieder einmal daran, wie es gewesen war, zu sündigen. Frauen sind zweifellos eine Erfindung des Teufels. Diese Frau zumindest brachte mich wieder und wieder zu Fall.
    »Was ist nur aus uns geworden!«, flüsterte ich.
    Sie starrte mich an.
    »Erinnert Ihr Euch? Euer Vater bat mich, Euch davon zu überzeugen, nicht in ein Kloster einzutreten.«
    »Ich

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