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Die Nymphe Eva

Die Nymphe Eva

Titel: Die Nymphe Eva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sagte ich bedächtig.
»Die Vampir-Doktoren haben angeborene Vorteile; wenn sie müde werden, aus
eigener Kraft zu fliegen, können sie beinahe an jedem Haus anhalten — solange
es bewohnt ist — und sich eine Bluttransfusion machen.«
    »He!«
murmelte Polnik mit ehrfurchtsvoller Stimme. »So
was!«
    »Einundneunzig«,
verkündete Lavers mit leicht gehobener Stimme. »Sehen
Sie — er senkt sich allmählich.«
    Ich
kämpfte resolut die in mir aufsteigende Überzeugung nieder, daß ich der einzige
normale Mensch in einer vor Verrücktheit berstenden Welt sei, und starrte ihn
finster an.
    »Haben
Sie Lucas und Mandel hereinbringen lassen, wie ich Sie gebeten habe, Sheriff?«
    »Wie?«
Er warf mir einen flüchtigen Blick zu. »Belästigen Sie einen Sterbenden nicht
mit lächerlichen Fragen, Wheeler. Fragen Sie Polnik .«
    »Lucas
war nicht da«, sagte der Sergeant düster. »Mandel ist draußen. Wollen Sie ihn
sprechen, Lieutenant?«
    »Klar!«
sagte ich. »Bringen Sie ihn herein.«
    Ein
paar Sekunden später wurde Herb Mandel von dem wachsamen Polnik ins Büro geführt. Ich forderte ihn auf, sich zu setzen, und er sank vorsichtig
auf einen Stuhl. Das Oberlicht verlieh seiner hohen, gewölbten Stirn einen
wohlwollenden Schimmer, während seine Augen mich durch die viereckigen
Brillengläser mit sorgfältig ausdruckslosem Blick betrachteten.
    »Wo
waren Sie den ganzen Nachmittag, Herb?« fragte ich ihn mit milder Stimme.
    »In
meinem Hotelzimmer«, sagte er ruhig. »Ich war müde und ruhte mich bis gegen
neunzehn Uhr dreißig aus. Dann aß ich im Speisesaal des Hotels zu Abend, und
gleich danach erwischte mich dieser«, er warf einen flüchtigen Blick auf Polnik , »dieser biologische Rückschlag stinkenden Urschlamms
und brachte mich hierher. Ich weiß nach wie vor nicht, weshalb. Ich fange auch
allmählich an, ungeduldig zu werden, Lieutenant. In Kürze werde ich
wahrscheinlich den energischen Wunsch äußern, meinen Rechtsanwalt anzurufen, um
ihn zur Wahrung meiner juristischen und demokratischen Rechte
herbeizuzitieren.«
    »Es
dreht sich um Sam Fletcher«, sagte ich.
    »Wieder
einmal!« Er seufzte tief. »Ich weiß nicht, was Ihnen der arme kleine Sam
angetan hat, daß er...«
    »Er
ist tot.« Ich wartete zwei Sekunden, um die Worte mit voller Wucht einwirken zu
lassen. »Er ist aus nächster Nähe zweimal durch den Kopf geschossen worden,
Herb. Es ereignete sich auf einer Farm fünfundsiebzig Kilometer außerhalb der
Stadt, und zwar gegen zwei Uhr heute nachmittag . Hat
Sie zufällig jemand in Ihrem Hotelzimmer gesehen, während Sie sich dort
ausruhten, oder mit Ihnen am Telefon gesprochen?«
    »Leider
nicht!«, sagte er bedauernd. »Armer kleiner Sam! Wer kann denn bloß den Wunsch
gehegt haben...?«
    »Sie
zum Beispiel«, unterbrach ich ihn, »und Lucas ebenfalls.«
    »Das
stimmt natürlich nicht«, murmelte er. »Aber ich weiß, daß es sich hier um eine
fixe Idee Ihrerseits handelt, Lieutenant, und so werde ich keine Zeit darauf
verschwenden, Ihnen Vernunft zuzureden.«
    »Sehr
gütig von Ihnen, Herb.« Ich lächelte kalt. »Wo ist Marvin Lucas?«
    »Ich
weiß es nicht.« Er nahm die dicke Brille ab und begann, sie heftig mit seinem
Taschentuch zu polieren. »Wir drei verließen heute morgen kurz nach Ihnen Sams Wohnung. Ich fuhr in meinem eigenen Wagen, die anderen
saßen hinten. Plötzlich, als ich eben vor einem Rotlicht hielt, sagte Sam: »Bis
später, Herb, Marvin und ich haben noch etwas zu erledigen.« Herb lächelte
flüchtig. »Ich habe Sam nie dazu bringen können, sich an eine höfliche
Ausdrucksweise zu gewöhnen! Dann sprangen die beiden aus dem Wagen, und weg
waren sie, bevor ich Gelegenheit hatte, ein Wort zu sagen. Seither habe ich die
beiden nicht mehr gesehen — leider!«
    »Sie
erwarten doch wohl nicht, daß ich diesen Quatsch glaube?« fragte ich höflich.
    »Lieutenant—«,
er setzte seine Brille wieder auf und blickte mich mit einem Ausdruck
resignierter Geduld an, »ich kann es nicht ändern, wenn Sie sich weigern, die
Wahrheit zu glauben. Oder?«
    »Ihr
drei wußtet , daß wir euch beschatteten«, sagte ich.
»Dieses Aus-dem-Wagen-Springen und in verschiedenen Richtungen Davonlaufen war
eine abgekartete Sache, damit Lucas und Fletcher ihren Beschatter abschütteln
konnten. Wollen Sie mir einreden, Sie hätten nicht das geringste davon gewußt?«
    »Sie
überraschen mich, Lieutenant«, sagte er freundlich. »Der Gedanke ist mir
einfach niemals gekommen. Warum, glauben Sie, sollten

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