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Die Obamas

Die Obamas

Titel: Die Obamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Kantor
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brillant sein, dennoch denken die Leute, dass man lediglich aufgrund seiner ethnischen Zugehörigkeit so weit gekommen ist«, beschrieb Eric Whitaker die Situation. »Man wird verdächtigt, sich irgendwie durchgemogelt zu haben.«
    Die Folge war, dass alle noch mehr arbeiteten, um zu zeigen, dass sie klüger, fleißiger und nobler gesinnt waren als der Rest der Welt. Besonders Nesbitt war, selbst verglichen mit Barack und Michelle Obama, ein sensationeller Überflieger: ein großartiger Sportler, Vater von fünf Kindern und äußerst erfolgreicher Geschäftsmann, der sich dazu noch in zahlreichen Ehrenämtern engagierte. Auch Valerie Jarrett saß in Chicago in einem Dutzend Gremien, als seien drei oder vier nicht genug. Selbst die beschriebenen sportlichen Wettkämpfe, die Nesbitt in den Ferien oder bei Geburtstagen veranstaltete, wirkten wie eine Reaktion auf die unsichtbaren Kritiker: Er und der Präsident mussten sich ständig beweisen, wie gut sie waren.
    Als Obama 2000 für den Kongress kandidierte, verspottete Bobby Rush ihn als überqualifizierten Außenseiter – ein Vorwurf, der den Freundeskreis empörte. »Im Grunde machte sich Rush über Barack auf die mieseste antiintellektuelle Art lustig, die allem widersprach, was man uns jungen Farbigen als erstrebenswert eingebleut hatte«, sagte Eric Whitaker. Der optimistische Nesbitt klemmte sich nach der Niederlage unermüdlich ans Telefon, um die während der Kampagne aufgelaufenen Schulden einzutreiben, und erklärte die politische Karriere seines Freundes für alles andere als beendet. Zwei Jahre später, als Obama für den Senat kandidierte, verschaffte er ihm dann die Unterstützung der Unternehmerin Penny Pritzker – sie half Obama, zusätzliche Spender zu werben. Auch an dem Abend im Jahr 2004 , als Obama in Boston beim Demokratischen Nominierungsparteitag sprach, stand Nesbitt ihm zur Seite. Er hatte seinem Freund innerhalb weniger Jahre vom Karrieretiefpunkt zu seinem größten Erfolg verholfen.
    Die meisten Leute sind in der Politik erfolgreich, weil sie einflussreiche Freunde haben. Als George Bush und seine Frau Barbara in den frühen 1970er Jahren in den Südstaaten Wahlkampf machten, legte Barbara eine Karteikarte für jede neue Bekanntschaft an. Bald besaß sie vier- oder fünftausend [53] davon; ein Jahrzehnt später verschickten die Bushs jedes Jahr 30000 Weihnachtskarten.
    Als Barack Obama 2004 über Nacht berühmt wurde, weckte seine Popularität bei so vielen Menschen das Bedürfnis, ihn kennenzulernen und zu unterstützen, dass die Obamas, bemüht, ihre Glaubwürdigkeit zu wahren, und auch aus einer Art von Selbstschutz, ihren Kreis bewusst auf ihre wenigen, bewährten Freunde begrenzten. Natürlich wollten sie die Bekanntschaft neuer Verbündeter, Spender und Freunde machen. Aber ihr Privatleben sollte davon unberührt bleiben. »Keine neuen Freunde mehr«, verordnete Craig Robinson dem Ehepaar wenige Jahre später zu Beginn der Präsidentschaftskampagne. »Wer weiß, was manche von ihnen im Schilde führen.« Nach ihrem Einzug ins Weiße Haus wiederholte Michelle Obama dieses Credo.
    ***
    In den Folgejahren erlebten die Nesbitts, die Whitakers und Valerie Jarrett aus nächster Nähe, wie extrem kompliziert es war, das erste schwarze First Couple im Weißen Haus zu sein. Die Rolle des ersten Paars im Staat ist generell ausgesprochen emotional besetzt: die Begeisterung bei der Ankunft im Weißen Haus; die Verantwortung als Rollenvorbilder; die Enttäuschung und Ohnmacht angesichts von Problemen wie Arbeitslosigkeit und Armut; die Angst, irgendein Verrückter könnte versuchen, den Präsidenten oder seine Familie zu attackieren. Bei den Obamas wurde das verstärkt, denn sie waren die ersten Farbigen in dieser Position.
    In Chicago sprachen die Obamas noch ganz offen über ihre Hautfarbe. Damals war dies Teil ihrer Arbeit. Ein Seminar, das Barack als Jurist gab, hatte als Thema »Rasse und Gesetz«. Obama ließ seine Studenten über Fragen nachdenken wie: War das Leben zur Zeit der Rassentrennung besser? Verstießen Schulen, die ausdrücklich Schwarze bevorzugten, nicht gegen das Grundsatzurteil im Fall Brown gegen das Board of Education aus dem Jahr 1954 , das ein Ende der Rassentrennung an staatlichen Schulen markierte?
    Beim Thema Rassenzugehörigkeit konnte Obama aber auch Witz an den Tag legen. Eines Morgens, während seiner Senatskampagne, erschien er nicht zu einer Verabredung mit Spendern. Manchmal verschwand er einfach und stellte

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