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Die Obamas

Die Obamas

Titel: Die Obamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Kantor
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und Trubel der Innenpolitik habe die geheime Arbeit im Dienste der nationalen Sicherheit etwas Diszipliniertes und Zufriedenstellendes. Er musste sich nicht mit dem Kongress herumschlagen, niemandem schöntun und sich auf keinen Kuhhandel mit Abgeordneten einlassen, und er musste vor allem nicht mit Widerstand von Seiten der Tea Party rechnen. Im Gegensatz zu anderen Politikern, die, wie Obama so oft beklagte, zu egoistisch waren und keine Risiken eingehen wollten, konnte er die SEALs gar nicht oft genug loben: ihre Tapferkeit, ihr Können, ihren selbstlosen Einsatz und ihre Diskretion. (Wie beim Militär üblich, wurden die Namen der Elitesoldaten nicht bekanntgegeben; sie erhielten keine öffentliche Anerkennung für ihren Dienst oder ihren Triumph; sogar der Mann, der den tödlichen Schuss auf bin Laden abgegeben hatte, blieb anonym.) Für Obama waren die SEALs wie Gabrielle Giffords oder seine eigenen Kinder: Menschen, deren Tugend mit dem kontrastierte, was er als die Korruptheit Washingtons ansah.
    Nach bin Ladens Tod fiel Obamas Mitarbeitern sein Gang auf. So bewegte er sich immer, wenn er am glücklichsten war: auf den Fußballen, mit einem leichten Federn bei jedem Schritt. Er wurde immer optimistischer hinsichtlich seiner Wiederwahl und immer respektloser gegenüber den Republikanern. Zu respektlos, wie einige seiner Berater meinten, die sich fragten, ob er wieder einmal drohende Probleme unterschätzte.
    Auf einer Reise im Mai, die ihn und Michelle nach Irland und England führte, holte er sich bei den Menschenmassen im Ausland die Zuneigung und Anerkennung, die seine Landsleute ihm verwehrten. Der erste Zwischenstopp lieferte ihm Gelegenheit zu einer lustigen Antwort für alle, die ihn für zu exotisch, zu kenianisch oder was immer hielten: Mehrere Jahre zuvor hatte ein Genealoge herausgefunden, dass er wie viele weiße Amerikaner Wurzeln in einer irischen Kleinstadt hatte. »Mein Name ist Barack Obama, von den Moneygall-O’Bamas«, verkündete er in Dublin vor über fünfundzwanzigtausend Menschen. »Und ich bin nach Hause gekommen, um den Apostroph zu suchen, der uns irgendwann abhandengekommen ist.« Locker und witzig, flirtete er regelrecht mit der Menschenmenge, auf eine Art, wie es ihm zu Hause seit langem nicht mehr gelungen war.
    Der Empfang in London war nicht weniger herzlich, eher noch grandioser: Die britischen Fans waren vor Tagesanbruch aufgestanden, um sich in die Schlange derer einzureihen, die das Präsidentenpaar persönlich begrüßen wollten. Die Engländer hatten nicht miterlebt, wie der Glanz von Obamas Präsidentschaft seit der Amtseinführung zusehends verblasst war; für viele von ihnen war er noch immer der Obama des Jahres 2008 , ein Hoffnungsträger. Es war wie bei der Reise nach Oslo: Der Präsident hatte schon einmal an einem Ort Zuflucht gefunden, an dem die Menschen nur das Beste von ihm erwarteten und ihn als die historische Gestalt behandelten, die er so gerne wäre. Er hielt eine Rede vor dem britischen Parlament in der neunhundert Jahre alten Westminster Hall, eine Ehre, die zuvor nur Charles de Gaulle, Nelson Mandela und Papst Benedikt  XVI . zuteilgeworden war. Die Obamas wohnten im Buckingham-Palast, und die Königin ehrte sie mit einem Staatsbankett, gegen das amerikanische Dinner wie Grillpartys wirkten: Man sah goldene Kandelaber, die königliche Leibgarde erschien in roten Uniformen und mit weißen Halskrausen, und die Queen, mit funkelnder Krone und blauer Schärpe, erhob das Glas auf den Präsidenten. Triumphale Bilder wie die von dieser Reise sollten die Amerikaner lange nicht mehr von Obama zu Gesicht bekommen.
    ***
    Zu Hause war Barack Obama mit einer Situation konfrontiert, die sich so zusammenfassen lässt: Ein Kontingent republikanischer Kongressabgeordneter erklärte, wenn Obama nicht Ausgabenkürzungen in Höhe von mehreren Billionen Dollar zustimmte, würden sie es zulassen, dass die Vereinigten Staaten zahlungsunfähig würden.
    Nach der Beinahe-Insolvenz im April wusste Obama zwar um die Gefahr, aber er sah einen Ausweg. Er brauchte einen Deal, und die Republikaner mussten sich von dem Vorwurf befreien, sie wollten die finanzielle Unterstützung für ältere Menschen abbauen, indem sie die Ausgaben für Medicare, die staatliche Krankenversicherung für ältere oder behinderte Menschen, zusammenstrichen. Daher beauftragte der Präsident Joe Biden und sein Wirtschaftsteam, Gespräche mit den Abgeordneten zu führen, und nannte, so einer der Berater,

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