Die Obamas
Politikerfrau. Auf diese Weise und oft genug ohne vorherige Absprache vor den Karren der Politik gespannt zu werden hatte schon viele Politikerfrauen auf die Palme gebracht, zum Beispiel Hillary Clinton – und jetzt Michelle Obama.
Während Bill Clintons erster Amtszeit hatte Rahm Emanuel, damals ein junger aufstrebender Mitarbeiter des Präsidenten, kurzfristig ein Abendessen mit Kongressabgeordneten organisiert und Hillary Clinton dorthin bestellt, ohne dies mit ihrem Stab abzusprechen. Sie sagte ab, da sie an dem Abend schon etwas vorhatte. Emanuel bedrängte ihren Stab, sie
müsse
anwesend sein. Daraufhin rief sie Emanuel an und stauchte ihn zusammen. Er bekniete sie, doch an dem Abendessen teilzunehmen. Als er schwor, dass so etwas nie wieder vorkommen werde, gab sie schließlich nach, jedoch nicht, ohne klarzustellen, dass der Stab ihres Mannes absolut keinen Einfluss auf ihre Pläne und auch kein Recht habe, sie ohne ihr Wissen für eine politische Veranstaltung einzuplanen. Kurz danach versuchte Hillary Clinton, Emanuel zu entlassen. Das Abendessen war nicht der Grund – die Organisation des Weißen Hauses war chaotisch, und sie wollte erfahrenere Leute –, aber es nützte nichts. Emanuel blieb stur in seinem Büro hocken und erklärte, er werde nur gehen, wenn Bill Clinton persönlich ihn dazu auffordere. Nur wenige Jahre später residierte er im Büro direkt neben dem Arbeitszimmer des Präsidenten, seine Lektion habe er jedoch gelernt, vertraute er Freunden an: Der First Lady gehe man besser aus dem Weg.
Vor ihrem Einzug ins Weiße Haus war Michelle Obama manchmal sogar noch unnachgiebiger gewesen. Während des Wahlkampfs im Jahr 2000 , als ihr Mann sich vergeblich um einen Sitz im Kongress beworben hatte, schaffte er es wegen einer Abstimmung in Springfield nicht rechtzeitig zu einer Fundraising-Veranstaltung. Dan Shomon, der Wahlkampfmanager, bat Michelle, für ihren Mann einzuspringen. Die Veranstaltung fand in ihrem Viertel statt, und der Gastgeber war ein Bekannter von ihr. »Wir haben sie angefleht«, so Shomon. Sie ließ sich nicht erweichen. »Michelle ist der Typ Mensch, der sagt: Du hast dir die Suppe eingebrockt, jetzt löffle sie auch aus.« Es sei schließlich nicht ihr Fehler, dass ihr Mann noch in Springfield beschäftigt sei, erklärte sie dem Wahlkampfmanager.
Vier Jahre später, Barack Obama hatte die Vorwahlen der Demokraten zum US -Senat gewonnen, platzte sein Terminkalender aus allen Nähten. Eines Tages rief ein Mitglied seines Wahlkampfteams bei Michelle an und erklärte ihr, sie steckten in der Bredouille. In zwei Tagen solle eine Preisverleihung stattfinden, und Barack könne leider nicht wie versprochen an der Zeremonie teilnehmen; ob sie vielleicht stellvertretend für ihn erscheinen könne? Da sei ihr Temperament mit ihr durchgegangen und sie habe geflucht »wie ein Kesselflicker«, erzählte der Mann später. Schließlich habe man stattdessen Emil Jones jr., den Präsidenten des Senats von Illinois, für die Teilnahme gewinnen können.
Und jetzt passierte ihr dasselbe im Weißen Haus. Im Juni, als die Regierung verzweifelt darum kämpfte, das Energiegesetz durch das Repräsentantenhaus zu bringen, forderte der demokratische Abgeordnete Allen Boyd aus Nord-Florida Stabschef Rahm Emanuel auf, die First Lady zu einer universitären Wahlveranstaltung zu schicken. Andernfalls werde er gegen das Gesetz stimmen. Boyd war weiß, aber viele seiner Wähler und sein innerparteilicher Herausforderer für die Vorwahlen waren schwarz. Die Teilnahme der First Lady würde eine deutliche Botschaft aussenden. Die First Lady einzuspannen, ohne zuvor ihre Zustimmung einzuholen, barg Gefahren, aber Emanuel war auf Boyds Stimme bei der Verabschiedung des Gesetzes angewiesen, und er betrachtete es als seine Aufgabe, diese notwendige Stimme zu sichern. Ohne Michelles Stab zu informieren, versprach er Boyd, für die Teilnahme der First Lady zu sorgen. Boyd stimmte für das Gesetz.
Emanuels Büroleiter Sean Sweeney berichtete Susan Sher von dem Deal, Sher informierte die First Lady, und die bekam einen Wutanfall.
Im Oktober flog Michelle tatsächlich nach Florida und sprach auf der Veranstaltung, auf der Boyd sie angekündigt hatte. Er bekam das Foto mit ihr. Michelles Mitarbeiterinnen aus dem Ostflügel hatten sie nicht informiert, dass sie benutzt werden sollte, um einen schwarzen Herausforderer Boyds auszuschalten – sie hatten es selbst nicht gewusst. Ihrem Stab war lediglich bekannt
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