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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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nützliche Informationen dagegen ein, dass die Vorwürfe gegen ihn fallen gelassen wurden. Als sie daraufhin
einen der beteiligten Drogenringe zerschlugen, rechnete man es Gus als dessen Verdienst an.«
    »Und ist Zitaras auf diese Weise im Crabshell gelandet? Er arbeitet doch bestimmt nicht umsonst als Kellner.«
    »Jonas und umsonst arbeiten? Niemals. Aber er ist nicht wirklich als Kellner angestellt – das gehört alles zum äußeren Schein. Außerdem kann ihn Gus so im Auge behalten.«
    McGann malte ein sehr rosiges Bild. Der pensionierte Staatsdiener Gus Carmody, der immer noch seine Pflicht tut. Sicherlich konnte man angesichts solch mustergültigen Verhaltens über ein paar illegal gefangene Hummer hinwegsehen. Das war die Botschaft, die bei mir ankam. Sollte ich mir aber schmeicheln wollen, in etwas Aufregenderes verstrickt zu sein, dann hatte ich die Möglichkeit, mein Erlebnis in der Höhle auf das »Kommen und Gehen« zurückzuführen, das mit dem Drogenplan einherging. McGann hatte meinen Ausflug in die Intrinsic Bay nicht erwähnt, aber er wusste zweifellos davon. Und es war unwahrscheinlich, dass mein Überleben Gus Carmody entgangen war.
    Aber im Augenblick war nichts dabei zu verlieren, wenn ich auf McGanns Vorschlag einging. Es würde mir Rattigan vom Hals schaffen und letzten Endes – es war kein unfreundlicher Gedanke, sagte ich mir – Giles Kendrick ebenfalls. Es würde mir außerdem Zeit verschaffen, wenn Carmody glaubte, ich hätte mich ablenken lassen.
    »Okay, machen wir es so«, sagte ich.
    »Gute Entscheidung.« McGann legte mir die Hand auf die Schulter. »Ich melde mich.« Er stieg aus dem Wagen und sprach bereits in sein Handy, als wir ihn auf dem Parkplatz aus dem Blick verloren.
    »Na, da soll mich doch der Teufel holen«, sagte Kendrick. »Drogenschmuggel, hm? Das erklärt, was Sie in der Höhle
gesehen haben – und warum Sie niedergeschlagen wurden. Sie wurde benutzt, um Drogen zu verstecken, vielleicht sogar Waffen. Ich muss zugeben, der Gedanke kam mir vorher schon, als Sie die Kerzen erwähnt haben. Jeder Heroinkonsument benutzt hin und wieder eine Kerze, um den Löffel für einen Schuss anzuwärmen. Ich stelle mir vor, dass die Alubehälter für diese Lichter ideal dazu sind, sie dienen also einem doppelten Zweck, wenn man so will.«
    »Heroin nehmen, während man taucht? Bestimmt nicht.«
    »Na ja, wenn man süchtig ist …«
    Ich sah skeptisch zu Kendrick hinüber.
    »Sie glauben, ich denke es mir aus? Ich habe Junkies schon merkwürdigere Dinge tun sehen, das kann ich Ihnen versichern.« Er wirkte nachdenklich. »Es wäre nett, die ganze Angelegenheit endlich klären zu können. Ich möchte Sarah nach England zurückbringen.«
    »Das verstehe ich, Giles. Und ich glaube, genau darauf hat McGann gebaut. Sind Sie von seiner Drogenrazzia-Geschichte wirklich überzeugt?«
    »Absolut. Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass Sie wegen ein paar Hummer bewusstlos geschlagen wurden?«
    Ich antwortete nicht. Weil ich glaubte, dass der Angriff auf mich weder mit einem illegalen Hummerfang noch mit einem Drogenversteck zu tun hatte.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Es war 10.50 Uhr. Zeit, zum Gerichtsgebäude hinüberzugehen.
    Kendricks Handy begann, eine barocke Melodie zu spielen. Er meldete sich. »Hallo? … Ja … Ich verstehe …« Er sah mich mit leicht hochgezogenen Augenbrauen an.
    Der Anrufer sagte noch etwas.
    »Das ist eine gute Nachricht«, sagte Kendrick. »Danke für alles. Ich melde mich später in Ihrem Büro.« Er steckte das
Handy weg. »Ihr Freund McGann hat Wort gehalten. Die Anklage wurde fallen gelassen. Ich kann mir den Totenschein holen.«
    Ich ließ wortlos den Motor an.

41
    I ch setzte Kendrick am Krankenhaus ab und fuhr in die Stadtmitte, wo ich das Auto in einem Parkhaus am Marktplatz ließ.
    Rund eine Stunde lang lief ich kreuz und quer über kleine Plätze, durch schmale Gassen, vorbei an schicken Schuh- und Kleidungsboutiquen neben altmodischen Eisenwarenhandlungen, in deren Schaufenstern sich Waren wie Brotkästen aus weißem Email und verspiegelte Öllampen stapelten. Neben einem Kunsthandwerksladen mit exquisitem Schmuck war ein Souvenirladen, in dem ich eine Statue des heiligen Herzens hätte kaufen können. Die Stadt war noch nicht von den üblichen Hauptstraßenläden kolonialisiert, und das war erfrischend. Vielleicht sollte ich Fran vorschlagen, dass wir unsere Weihnachtseinkäufe in Ennis machten. Und um ihr zu zeigen, was ich

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