Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
Vom Netzwerk:
hinaus?«
    »Ich will wissen, wer Rattigan erzählt hat, das Armband würde Lena Morrison gehören. Es ist wichtig.«
    »Warten Sie.« Zungenschnalzen. Rascheln von Papier.
    Der Glatzkopf sah zu dem Lkw und sagte etwas zu einem Beifahrer, dessen Gesicht ich nicht sehen konnte. Die Antwort
brachte Fahrer wie Händler zum Lachen. Der Glatzkopf gab dem Fahrer etwas, der ihm auf die Schulter schlug und zum Führerhaus zurücklief.
    »Ähm … ich hab’s. Es wurde von Michael Carmody identifiziert, dem Koch des Crabshell. Er sagte, er habe es ihr selbst geschenkt. War anscheinend scharf auf sie.«
    »Hat man das Armband irgendwelchen Freundinnen von Lena gezeigt?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    Der Lieferwagen fuhr los, umkurvte am Ende der Straße eine Verkehrsinsel und kam in meine Richtung zurück. Jetzt konnte ich den Beifahrer sehen. Es war Jonas Zitaras. Auf seiner Runde, wie es aussah.
    »Eine letzte Frage. Was ist aus den Katzen geworden?«
    »Katzen? Welche Katzen?«
    »Kim Tyrells drei Katzen. Ich bat Sie, sich um sie zu kümmern.«
    »Ich habe keine Ahnung, was aus ihnen geworden ist. Und ehrlich gesagt, interessiert es mich auch nicht die Bohne.«
    »Na, großartig«, sagte ich und beendete das Gespräch. Ich würde etwas unternehmen müssen.
    Auf dem Weg, Kendrick aus dem Krankenhaus abzuholen, versuchte ich in Gedanken den Fäden zu folgen, die nicht nur die Tode von Lena Morrison und Kim Tyrell, sondern auch noch den von Sarah Baxter miteinander zu verknüpfen schienen.
    Jonas Zitaras war zweifellos die Quelle des Schmucks, der in zwei fünf Jahre auseinanderliegenden Fällen in der Nähe des Lookout Cliffs gefunden wurde. Dem wäre eine bizarre Symmetrie zu eigen gewesen, wenn sowohl Lena als auch Sarah in der Intrinsic Bay Selbstmord begangen hätten. Doch Lena Morrison war weder dort gestorben noch hatte sie
Selbstmord begangen. Wenn man aber einräumte, dass es dennoch eine Art Zusammenhang zwischen beiden Todesfällen gab, dann führte dieser Faden zu Jonas Zitaras zurück. Und er hatte Sarah mit Heroin versorgt. Hatten Drogen womöglich auch bei Lena Morrisons Tod eine Rolle gespielt? Und war das ein weiterer Grund, warum Zitaras tabu war?
    Und was war von Michael Carmodys Behauptung zu halten, er habe Lena das Armband geschenkt? Er konnte es bei Zitaras für sie gekauft haben – das war absolut plausibel. Aber warum war außer dem Personal des Crabshell niemand gebeten worden, zu bestätigen, dass es tatsächlich Lena gehörte?
    Lag es an Rattigans Inkompetenz oder an Gus Carmodys Einfluss? Desselben Gus Carmody, der Zitaras’ Drogenhandel vielleicht schon lange vor der Operation geduldet hatte, von der McGann sprach. Schon zu der Zeit von Lena Morrisons Ermordung.

42
    K endrick wartete vor dem Eingang zum Krankenhaus. Er hatte Sarahs Totenschein ausgehändigt bekommen und im Leichenschauhaus von ihr Abschied genommen, ehe der Bestattungsunternehmer kam, um den Sarg für den Transport zu versiegeln.
    »Ich verlasse Kilkee am Donnerstag«, sagte er.
    »Sie werden bestimmt nicht traurig sein darüber.«
    »Einerseits, nein. Andererseits, durchaus. Der Ort hat etwas an sich, das mich fasziniert. Ein durchschnittlicher Ort ohne viel Architektur oder Charme, eingezwängt in eine unerwartet großartige Landschaft. Es ist, als hätten die Bewohner schon vor langer Zeit erkannt, dass sie mit der Natur nicht konkurrieren können, und es deshalb sein lassen. Ich glaube, Sarah war von diesem Kontrast ebenfalls angetan. Sie musste nichts weiter tun, als einen Spaziergang von der gewohnten langweiligen Welt da hinauf zu machen, und schon stand sie am Rand der Erde, eine Metapher für das Ende ihrer eigenen Existenz. Dort spürte sie wohl, dass die Antwort auf das Rätsel des Lebens jenseits ihrer selbst da draußen lag. Es war zu viel für sie, sie konnte nicht widerstehen.«
    »Eine ziemlich drastische Entscheidung.«
    Er seufzte. »Wenn wir Kinder ohne Grenzen aufwachsen lassen, enthalten wir ihnen einen Kompass vor, an dem sie sich später orientieren können. Freiheit bedeutet nicht, tun zu können, was man will. Menschliche Gesellschaften haben das
instinktiv immer gewusst. Aber aus vielerlei Gründen haben wir den Kontakt zu unseren Instinkten verloren. Und wir haben den Eindruck, mehr zu wissen als unsere Vorfahren – in jeder Beziehung. Aber Sie als Archäologin wissen, dass das nicht stimmt.«
    Ich wusste, was er meinte. Vergangene Gesellschaften zu studieren, kann eine demütigende Erfahrung

Weitere Kostenlose Bücher