Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
Vom Netzwerk:
ist etwas passiert, ich weiß nicht, was, und er fing wieder an, seinen Glauben zu praktizieren. Aber bei Gus geht es immer darum, gewisse Dinge richtig zu machen, peinlich
genau richtig, aber den größeren Zusammenhang sieht er nicht, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Wann gewann er seinen Glauben wieder? War das vor etwa fünf Jahren?«
    Mahon nickte. »Ein paar Jahre nachdem Dympna starb, ja.«
    »Und wie ist seine Beziehung zu Michael?«
    »Gut. Ich finde allerdings, er muss ihn von der Leine lassen. Behandelt ihn immer noch wie ein Kind. Was soll das alles eigentlich?«
    »Jemand hat mich gestern Abend in der Höhle niedergeschlagen und liegen gelassen, damit ich ertrinke.«
    Mahon machte große Augen. »Großer Gott! Sind Sie in Ordnung? Wer sollte so etwas tun?«
    Ich gab ihm Zeit, selbst darüber nachzudenken.
    Er schüttelte vehement den Kopf. »Ausgeschlossen. Nicht die Carmodys. Jedenfalls nicht wegen ein paar Hummer.«
    »Wofür dann?«
    Mahon sah erstaunt drein. »Ich … ich habe keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen.«
    »Mein Leben wurde in Gefahr gebracht, damit ich in dieser Höhle etwas nicht finde. Wenn es nicht illegal gefangene Schalentiere waren, was dann?«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe ehrlich keine Ahnung. Aber ich bezweifle, dass einer der Carmodys Sie angegriffen hat.«
    »Vielleicht haben Sie recht«, sagte ich und langte nach dem Türgriff. »Ich würde gern glauben, dass wir beide wieder im Crabshell zu Abend essen können.« Ich öffnete die Tür. »Dabei fällt mir ein – haben Sie Senan am Samstagnachmittag Bargeld gegeben? Als Trinkgeld für Jonas für den Abend zuvor?«

    Mahon schob die Unterlippe vor und strich sich über das Kinn. »Nein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es beim Bezahlen mit auf meine Kreditkarte gesetzt habe.«

37
    S panish Point ist berühmt für seine Wellen, selbst an ruhigeren Tagen. Kendrick und ich standen auf einer windgepeitschten Sandsteinklippe über der Bucht – die drei-, viermal größer ist als die von Kilkee -, während kolossale Brecher auf den Strand krachten und Tonnen von Sand lösten, der in den glasartigen Wasserbogen sichtbar war und ihre zerstörerische Kraft erhöhte. Wie pyroklastische Wolken im Meer wälzten sie sich auf uns zu.
    »Sehr beeindruckend«, sagte Kendrick, und der Wind schluckte seine Worte beinahe.
    »Noch viel mehr Spaß macht es, wenn man da draußen ist«, rief ich. Ich konnte Salz auf meinen Lippen schmecken.
    »Beim Surfen?« Seine Augen zuckten hin und her.
    »Nein. Ich meine am Strand, wenn man von den Wellen umgeworfen wird.«
    Seine Augenbrauen hoben sich über den Rand der Brille.
    »Heute ist es zu rau«, sagte ich. »Aber als ich ein Kind war, kamen wir gern hierher.«
    Kendrick nickte. Von exzentrischen Familien habe ich eigentlich genug, sagte sein Blick. »Kaum vorstellbar, wie es bei einem Sturm hier aussieht«, sagte er und wölbte die Hände dabei um den Mund. »Kein Wunder, dass eins der Armadaschiffe hier auf Grund lief. Und die Überlebenden wurden alle umgebracht. Wenn nicht von englischen Soldaten, dann von einheimischen Strandräubern.«

    »Interessieren Sie sich für das Thema, Giles?«
    »Nicht für die Armada als solche. Sarah und ich haben ein wenig über Piraterie und Strandraub an dieser Küste geforscht.« Er nahm die Hände vom Mund und sagte noch etwas, das ich aber nicht verstand.
    Er benutzte Zeichensprache. Er wollte zum Wagen zurückgehen, der auf der anderen Straßenseite stand.
    »Gehen Sie nur. Ich komme gleich.«
    Die Erinnerung an die Kindheit hatte weitere Gedanken an meinen Vater aufgewühlt, und ich dachte daran, wie er an einem windigen Tag wie diesem mit uns auf dem Riff gestanden war, wie er die Arme um Richard und mich gelegt hatte und mit seiner kräftigen Stimme Shakespeare gegen das Getöse von Wind und Wasser zitierte, als wäre er selbst eine Naturgewalt.
    Etwas stieg so unerbittlich in mir auf, wie die Wellen auf den Strand trafen. Es war nicht dasselbe Gefühl wie zuvor wegen Kim Tyrell, sondern ein heftiger Stich, schmerzhafter als alles, was ich in den drei Monaten seit dem Tod meines Vaters empfunden hatte. Fran hatte mich vor dieser Art Trauer gewarnt. »Sie schleicht sich an, wenn du es am wenigsten erwartest, an einem Ort, wo du vielleicht nicht damit rechnest. Aber sie hat ihren Grund, deshalb lass es geschehen.«
    In Kims Fall war es ein Foto von ihrem Mann gewesen, das diesen Gefühlsausbruch auslöste, bei mir die Erinnerung, wie

Weitere Kostenlose Bücher