Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
Grenzstädte vor den Thron: Taik, Girnag und Suln stellten je fünfzig berittene Paladine und einhundert Armbrustschützen zur Verfügung, dazu weitere einhundertfünfzig Leichtbewaffnete.
Diejenigen Fürsten des östlichen Hügellands, die die Oberherrschaft Tirgas Lans anerkannt hatten, beteiligten sich insgesamt mit einhundert schwer bewaffneten Reitern und rund fünfhundert Vasallen, und schließlich steuerten auch noch die Clanschefs des Nordostens, die mit ihren Stämmen im Hochland am Fuß des Ostgebirges hausten, ihren Teil zur Streitmacht bei: Eine Horde von nicht weniger als vierhundert, mit Zweihändern und Steinschleudern bewaffneten Kriegern würde Corwyns Armee unterstützen.
Zusammen mit den fünfhundert Kämpfern, die in Tirgas Lan unter Waffen standen, ergab sich damit eine Armee, die schon bald das ›Heer der 6.000‹ genannt werden sollte: Knapp sechstausend Mann, deren Oberbefehl Corwyn innehatte und die er nach Osten führen würde, um die Bedrohung zu beseitigen, ehe sie alle selbst davon beseitigt wurden. Und obwohl er diese Auseinandersetzung nicht gesucht hatte und sich bereits für das Blutvergießen hasste, das der Krieg zur Folge haben würde, wusste er, dass es keine andere Möglichkeit gab. Wenn Corwyn wartete, bis die Gegenseite ein Heer aufgestellt hatte und das Land ihrerseits mit Krieg überzog, wenn die Felder erst in Flammen standen und die ersten Grenzstädte in Schutt und Asche lagen, würden die Opfer noch ungleich größer sein. Es gab keinen anderen Weg als den des Schwerts …
»Kehrt zurück in Eure Heimat«, sprach der König zu den Abgesandten seiner Vasallen und Verbündeten, die sich im weiten Rund des Thronsaals versammelt hatten. »Von heute an gerechnet in fünf Tagen wird sich das vereinigte Heer von Tirgas Lan im Nordosten der Ebene von Scaria versammeln, an der großen Furt.«
»In fünf Tagen, Herr?«, rief der Abgesandte aus Girnag erstaunt. »Das wird nicht genügen, um unsere Kämpfer zu versammeln und in Marsch zu setzen.«
Zustimmendes Gemurmel wurde laut, hier und dort wurde genickt.
»Ich fürchte, mehr Zeit haben wir nicht, meine Freunde. Die jüngsten Vorfälle haben gezeigt, dass der Feind bereits in unser Land eingedrungen ist. Jeden Augenblick kann er erneut zuschlagen. Ich werde niemanden zwingen, sich meinem Bündnis anzuschließen – aber wer teilnehmen will am Feldzug gegen Kal Anar, um für die Freiheit unserer Welt zu kämpfen, der soll sich in fünf Tagen an der Furt einfinden. Mit der Armee werden wir von Westen in das Land unseres Feindes vorstoßen, während die Flotte von der See her angreifen wird.«
»Das sagt sich so einfach!«, rief jemand aus der Menge. »Jeder weiß, dass der Hafen von Kal Anar so gut wie uneinnehmbar ist. Tödliche Riffe und Klippen umgeben die Einfahrt. Wer nicht die genaue Route kennt, der ist des Todes.«
»Ich habe nicht behauptet, dass es einfach werden wird«, erwiderte Corwyn. »Dennoch – die Zeit drängt, und einen anderen Plan als diesen haben wir nicht. Nur wenn wir den Feind überraschen und von zwei Seiten gleichzeitig angreifen, können wir diesen Krieg rasch und siegreich beenden.«
»Ohne Vorwarnung? Ohne Kriegserklärung?«
»Ihr vergesst, dass Kal Anar uns bereits angegriffen hat«, konterte Corwyn. »Das ist meiner Ansicht nach Kriegserklärung genug. Man hat uns aus dem Hinterhalt überfallen, und wir werden zuschlagen, ehe sich dies wiederholt.«
»Ist das der einzige Grund?«, erkundigte sich jemand mit derart lauter Stimme, dass es von der hohen Kuppeldecke des Thronsaals widerhallte. Die Stimme kam Corwyn entfernt bekannt vor, aber wiederum nicht so, dass er sie gleich hätte zuordnen können.
»Wer hat das gesagt?«, fragte er deshalb in die Runde der Abgesandten und Höflinge.
Da teilten sich ihre Reihen, und ein rothaariger, untersetzter Mann trat vor, der Corwyn durchaus kein Unbekannter war. Es war Baron Yelnigg von der Insel Olfar – jenem Eiland, das Tirgas Lans Vorherrschaft erst anerkannt hatte, nachdem seine Kriegsflotte vor einigen Monaten in der Schlacht in der Möwenbucht vernichtend geschlagen worden war.
»Ich war es, der diese Worte sprach«, verkündete Yelnigg mit fester Stimme, »und ich wiederhole sie laut und deutlich, denn ich denke, ein jeder, der bereit ist, sein Blut für Tirgas Lan zu Felde zu tragen, hat eine ehrliche Antwort verdient: Ist die Bedrohung durch den unbekannten Feind der einzige Grund dafür, dass wir Kal Anar so rasch
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