Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
lagen erschlagen in ihrem Blut.
    Der Rest wollte nur überleben.
    Nebeneinander wurden die Gefangenen aufgereiht, und man zwang sie, vor dem Schlangenturm niederzuknien. Daraufhin gellte ein schneidender Befehl, und auch die Menschen auf dem Vorplatz sanken auf die Knie. Nestor begriff: Der Schlangenturm war nicht etwa der Sitz eines gewöhnlichen Herrschers, sondern der einer Gottheit – und die Kerle in den Roben waren nichts anderes als Götzenpriester …
    Um nicht aufzufallen, sanken auch die beiden Spione auf die Knie, sehr zum Unbehagen Gurns; dem Barbar widerstrebte es, vor irgendwem zu knien. Er und Nestor beobachteten, was weiter geschah: Zwei der Vermummten trugen ein verschlossenes Gefäß aus Ton heran, woraufhin der Wortführer – wahrscheinlich der Hohepriester – nach einem Gegenstand griff, der wie eine lange Zange aussah. Damit griff er in das Gefäß, nachdem seine Helfer den Deckel geöffnet hatten, und beförderte etwas zu Tage, das nur etwa fingerdick war und eine Elle lang und sich im Griff der Zange ringelte.
    »Eine Schlange«, entfuhr es Nestor, allerdings so leise, dass nur Gurn ihn hören konnte. »Was, in aller Welt …?«
    Der Kapuzenmann trat auf den ersten Gefangenen zu, der wimmernd vor ihm am Boden kauerte. Auf ein Zeichen hin packten ihn die Soldaten, zerrten ihn halb hoch und rissen ihm grob den Mund auf – woraufhin ihm der vermeintliche Hohepriester die lebende Schlange in den Schlund stopfte!
    Ein Gurgeln war zu hören, als der Gefangene laut würgte. Mit aller Kraft wehrte er sich dagegen, das Tier zu schlucken. Aber schon wenige Augenblicke später schien das Reptil dennoch den Weg durch seine Kehle gefunden zu haben. Der Mann brach zusammen und blieb reglos am Boden liegen.
    »Verdammt, was soll das?«, raunte Nestor seinem Gefährten zu. »Was machen die mit denen?«
    Der Eisbarbar wusste keine Antwort, und so blieb den beiden nichts, als wie alle anderen die grausige Zeremonie zu verfolgen, die sich vor ihnen abspielte. Auch die übrigen Gefangenen wurden gezwungen, Schlangen zu schlucken, und ein jeder von ihnen schrie zunächst panisch, um dann abrupt zu verstummen.
    »Xargul! Xargul! Xargul!«, sang die Menge wieder, und Nestor begriff: Dies war kein Wort der Sprache Kal Anars – es war ein Name. Der Name jener Gottheit, die im Schlangenturm residierte und der die Priester gerade mehrere Menschenopfer dargebracht hatten. Und jäh wurde dem Mann aus Taik auch klar, weshalb die Furcht in den Straßen und Gassen von Kal Anar regierte: Jeder konnte der Nächste sein, der geopfert wurde!
    Noch ein weiterer Gefangener wurde herangeschleppt – und Nestor und Gurn sogen scharf die Luft ein, als sie erkannten, wer es war.
    Lao …
    Verzweifelt wand sich der kleine Mann im Griff seiner Häscher, aber die schwarz Gerüsteten schleppten ihn unbarmherzig vor den Hohepriester, der erneut zur Zange griff.
    »Nicht gut«, knurrte Gurn unruhig und zupfte Nestor am Ärmel. »Wir rasch verschwinden.«
    »Du hast recht …« Nestor wollte sich schon abwenden, als Lao in entsetztes Geschrei verfiel. Er war über den ganzen Vorplatz zu hören. Die Wächter hatten ihn gepackt und rissen ihm den Mund auf, damit der Priester sein grausiges Werk verrichten konnte.
    »Wir gehen!«, drängte Gurn.
    Aber Nestor zögerte.
    Von Grauen gepackt, sah er mit an, wie der Hohepriester auf Lao zutrat, die Zange mit dem sich ringelnden Tier in der Hand. Laos Augen weiteten sich vor Entsetzen, und seine Stimme überschlug sich, während er – so vermutete Nestor – laut um Gnade flehte.
    Auch von der anderen Seite des Platzes drang auf einmal lautes Geschrei an Nestors Ohren. Es waren Laos Frau und seine Kinder, die hilflos mitansehen mussten, was ihrem Mann und Vater angetan wurde.
    »Gehen!«, sagte Gurn noch einmal. Er packte Nestor am Arm und wollte ihn in die nächste Gasse ziehen – aber der ehemalige Meuchelmörder riss sich von ihm los.
    Verdammt, was stimmte nicht mit ihm?
    Früher hatte es ihm nichts ausgemacht, Unschuldige sterben zu sehen – mehr noch, er hatte sie eigenhändig zu ihren Göttern befördert. Das Wehklagen der Witwen und Waisen war ihm gleichgültig gewesen, solange sich die Sache für ihn gelohnt hatte – und jetzt reichte schon ein wenig Geschrei, um ihn zu erweichen?
    Nein!
    Entschlossen wandte sich Nestor ab, wollte zusammen mit Gurn diesen Ort des Grauens verlassen – als Laos Schreie in ein Würgen und Gurgeln übergingen. Nestor konnte nicht anders,

Weitere Kostenlose Bücher