Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
Basilisken.
»Schlangen, immer nur Schlangen!«, raunte Nestor den Barbaren verdrießlich zu. »Allmählich hängen mir die Biester zum Hals raus, kann ich dir sagen …«
Er bereute seine Worte augenblicklich, denn seine Bewacher, die ihn – noch immer halb bewusstlos – bisher an den Armen mitgeschleift hatten, ließen ihn los, sodass er der Länge nach hinschlug, und bevor er sich aufrappeln konnte, erwischte ihn ein böser Tritt im Gesicht.
Grobe Hände packten ihn erneut und zerrten ihn weiter, bis an den Rand einer breiten, an die vierzig Schritt durchmessenden Grube, die den hinteren Bereich des Gewölbes einnahm. Was sich darin befand, erfuhren die Gefangenen nicht – man zwang sie, niederzuknien und die Blicke zu senken.
Sodann wurde ein großer Gong geschlagen, der zwischen zwei der Säulen hing und dessen durchdringender Klang das Gewölbe erbeben ließ. »Xargul! Xargul!«, rief beschwörend einer der Priester, die den Trupp begleitet hatten – und in der Grube begann sich etwas zu regen.
Nestor hörte ein leises, schlurfendes Geräusch, wie wenn sich etwas ungeheuer Großes über sandigen Boden schleppte. Ein leises Zischeln war zu vernehmen, und aus der Grube schlug den Gefangenen bestialischer Gestank entgegen.
Moder, Fäulnis, Verwesung.
Der Geruch des Todes …
Erneut ein Zischeln und Schlurfen. Aus dem Augenwinkel sah Nestor, dass auch der Priester und die Soldaten auf dem Boden kauerten und die Köpfe gesenkt hatten. Was immer sich in der Grube befand, sie schienen es ebenso zu fürchten wie zu verehren.
Für Nestor war es die Gelegenheit, einen Blick zu riskieren und …
Nur für einen kurzen Augenblick schaute Nestor auf – ein Augenblick, in dem er an der rückwärtigen Wand der Grube einen Furcht erregenden Schatten gewahrte. Ein schlanker Körper, der sich halb aufgerichtet hatte, dazu ein Haupt mit einem Hakenschnabel, aus dem eine gespaltene Zunge zuckte.
Ein Basilisk?
Möglicherweise. Aber dann war er größer als alle, die Nestor und seine Gefährten bislang gesehen hatte …
Einmal mehr merkte der Mann aus Taik, wie ihn jene Furcht beschlich, die er früher so oft in den Augen seiner Opfer erblickt hatte. Nackte Todesangst ergriff von ihm Besitz, und trotz der Hitze, die in dem Gewölbe herrschte, begann er am ganzen Körper zu zittern.
»Dumme, ahnungslose Menschen«, sagte jemand, und überrascht stellte Nestor fest, dass er die Worte verstand – nicht in der Sprache Kal Anars waren sie gesprochen worden, sondern in der des Westens.
Nestors Verblüffung schlug allerdings in maßloses Entsetzen um, als ihm klar wurde, dass die Stimme in der Grube aufgeklungen war!
»Keine Vorstellung habt ihr, mit wem ihr euch eingelassen habt, und dennoch seid ihr aufgebrochen. Dumm und ahnungslos …«
Nestor wollte etwas erwidern, wollte fragen, wer da zu ihm sprach – aber die Angst schnürte ihm die Kehle zu, sodass er kein Wort über die Lippen brachte.
»Ich beobachte euch schon eine lange Zeit. Kaum etwas konntet ihr tun, über das ich nicht informiert war, denn meine geflügelten Spione setzten mich stets über euer Treiben in Kenntnis …«
Geflügelte Spione? Nestor zuckte zusammen. Damit konnten nur die Basilisken gemeint sein …
War es möglich, dass die Schlangenvögel nicht nur ihrem Instinkt nach handelten? Dass sie im Dienst einer noch mächtigeren, noch grässlicheren Kreatur standen?
Wieder ein flüchtiger Blick auf die Grubenwand – der schreckliche Schatten war noch immer zu sehen.
»Wo sind die Orks?«, scholl es unvermittelt durch das Gewölbe.
Nestor stockte der Atem, das Blut wollte ihm in den Adern gefrieren. Der geheimnisvolle Fremde wusste von Balbok, Rammar und Ankluas. Er musste also tatsächlich gut informiert sein – aber wusste er auch von ihrer Mission?
»Ich weiß alles«, versicherte die Stimme, als wäre der Sprecher in der Lage, Gedanken zu lesen. »Ich weiß von dem Auftrag, den Corwyn euch erteilt hat, dieser Betrüger, der sich den Thron von Tirgas Lan zu Unrecht angeeignet hat. Aber er wird nicht mehr lange darauf sitzen, das schwöre ich …«
Nestor und Gurn wechselten einen gehetzten Blick. Die Stimme hörte sich so entschieden an, dass man keinen Augenblick an ihren Worten zweifeln konnte. Wie es aussah, war ihre Mission vom ersten Augenblick an zum Scheitern verurteilt gewesen, denn der geheimnisvolle Feind hatte von Anfang an davon gewusst …
»Lange Zeit habe ich euch beobachtet und war über jeden
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