Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
eine Wegstrecke zurücklegt, für die man auf herkömmlichem Weg viele Tage, wenn nicht Wochen brauchen würde.«
»Unglaublich!«, entfuhr es Corwyn.
»Und dennoch wahr. Von diesem Zeitpunkt an verbanden die Kristallpforten die Zentren des Elfenreichs und ihren Mittelpunkt Tirgas Lan miteinander und waren jeweils in beide Richtungen passierbar. Der Dreistern war geboren.«
»Woher kommt dieser Name?«, wollte Alannah wissen.
»Verbindet man auf der Karte die vier Zentren der alten Welt, so erhält man das Bild eines dreistrahligen Sterns«, erklärte Granock.
»Schön und gut«, meinte Corwyn. »Aber weshalb ist nichts von diesen Dingen bekannt? Ich für meinen Teil habe noch nie etwas von einem Dreistern gehört.«
»Bedauerlicherweise«, fuhr der Alte in seiner Erzählung fort, »waren sowohl der König als auch der Rat über das Ergebnis ihrer Bemühungen in solche Begeisterung verfallen, dass sie nicht danach fragten, woher Qoray seine Kenntnisse hatte. Im ganzen Reich wurde die Öffnung der Kristallpforten als der Anbruch eines neuen, glanzvollen Zeitalters gefeiert, in dem alles noch besser werden würde. Das Gegenteil war jedoch der Fall.«
»Dieser Qoray«, meldete sich Alannah wieder zu Wort, »dieser Magier aus Kal Anar …«
»Ja?«
»Ist es möglich, dass wir ihn unter einem anderen Namen kennen?«, erkundigte sich die Elfin, die die unangenehme Wahrheit bereits ahnte.
»In der Tat.« Granock nickte. »Als Qoray trat er dem Orden der Magier in jungen Jahren bei und wurde ein geachtetes Mitglied des Rates. Traurige Berühmtheit jedoch erlangte er unter dem Namen, den er sich gab, nachdem er dem Bösen verfallen war: Margok.«
»Margok?«, echote Corwyn. »Der Dunkelelf?«
»Du kennst ihn?«
»Gewissermaßen«, räumte der König ein, der sich schaudernd an den Kampf gegen Margoks bösen Geist erinnerte.
Granock nickte düster. »In seiner Begeisterung stellte der Rat der Zauberer keine Fragen. Man war von Qorays Fähigkeiten beeindruckt, man feierte ihn als Helden und setzte ihm steinerne Denkmäler. Doch Qoray bediente sich der Kraft der magischen Kristalle, um die Schlünde von Zeit und Raum zu öffnen und seine Armeen der Finsternis binnen eines Lidschlags von einem Teil des Reiches in einen anderen zu befördern. So trug er die Flamme des Krieges bis in die entlegensten Winkel von Erdwelt.«
»Der Erste Krieg der Völker«, flüsterte Alannah. »So also ist es damals gewesen. Ich habe mich immer gefragt, wie es Margok gelingen konnte, die Wächter unseres Volkes zu täuschen.«
»Mit dunkler Magie«, gab Granock zur Antwort.
»Woher weißt du das alles?«, wollte Corwyn wissen, dessen Zweifel noch immer nicht versiegt waren. »Bist du etwa dabei gewesen?«
»Natürlich nicht«, antwortete der Zauberer und schien zum ersten Mal die Geduld zu verlieren. »All dies hat sich nach eurer Zeitrechnung vor fast zwanzigtausend Jahren ereignet, und da ich selbst gerade tausend Winter gesehen habe …«
»Willst du uns verhöhnen?«, unterbrach ihn Corwyn. »Kein Mensch lebt derart lange! Hör auf, uns etwas vorzulügen!«
»Du tätest gut daran, deine Worte sorgfältiger zu wählen, König«, knurrte Granock. »Ich bin kein Lügner.«
»Dennoch bist du nur ein Mensch, oder?«
»Durchaus«, räumte der Alte ein. »Aber du wärst bestürzt zu erfahren, wozu die Kraft der Magie befähigt.«
»Elfenmagie«, gab Corwyn zu, »aber nicht die eines gewöhnlichen Sterblichen.«
»In Fällen außergewöhnlicher Begabung«, wusste Alannah, »wurden auch Menschen in den Orden aufgenommen und in die magischen Geheimnisse eingeweiht …«
»Schön, dass du dich zumindest daran erinnerst«, bemerkte Granock nicht ohne Bitterkeit.
»… bis sich die Menschen von den falschen Versprechungen Margoks verlocken ließen«, fuhr Alannah fort, »und sich im Zweiten Krieg mit den Orks verbündeten, um die Macht der Elfenkönige zu brechen und das Land in Finsternis zu stürzen.«
»Damit habe ich nichts zu tun«, erklärte der Alte. »Ich kämpfte bis zuletzt auf der Seite des Lichts, bis zur entscheidenden Schlacht, die um die Mauern Tirgas Lans geschlagen wurde und mit der Niederwerfung Margoks endete. Zumindest«, fügte er leiser hinzu, als er Corwyns vorwurfsvollen Blick bemerkte, »dachten wir damals, dass der Dunkelelf besiegt wäre.«
»Wir wollten dir nichts unterstellen«, versicherte Alannah.
»Das Ende des Zweiten Krieges markierte auch das Ende des Ordens«, beendete Granock seinen
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