Die Orks
Miene hellte sich auf, als ihm ein Gedanke kam.
»Warum reden wir nicht mit den Trollen?« Sie lachten. Dann dämmerte ihnen, dass er nicht versuchte, komisch zu sein.
»Wie stellst du dir das vor?«, sagte Alfray.
»Überlegt doch mal, wie viel besser alles wäre, wenn die Trolle unsere Freunde wären.« Alfray fiel die Kinnlade herunter.
»Was?«
»Na ja, das könnten sie doch sein, oder nicht? Alle unsere Feinde könnten unsere Freunde sein, wenn wir mit ihnen reden würden, anstatt ständig gegen sie zu kämpfen.«
»Ich kann nicht glauben, dass du das wirklich gesagt hast, Haskeer«, gestand Coilla.
»Kommt es dir falsch vor?«
»Äh, es hört sich… nicht nach dir an.« Er dachte darüber nach.
»Ach so. Na schön, dann töten wir sie eben.«
»Ja, das hatten wir auch vor.« Haskeer strahlte.
»Gut. Lasst mich wissen, wenn ihr mich braucht. Ich füttere mein Pferd.« Er drehte sich um und ging.
»Was sollte das denn?«, fragte Jup. Coilla schüttelte den Kopf.
»Er ist ernsthaft übergeschnappt.«
»Meinst du immer noch, dass er darüber wegkommt, Alfray?«, fragte Stryke.
»Ich gebe zu, dass er sich Zeit damit lässt. Aber ich habe ähnliche Dinge schon erlebt, wenn Soldaten sich von starken Fieberanfällen oder einer Lungenentzündung erholt haben. Oft sind sie dann tagelang benommen, und es kommt auch vor, dass sie sich merkwürdig verhalten.«
»Merkwürdig!«, rief Coilla.
»Er ist so weit von seinem sonstigen Verhalten entfernt, wie das überhaupt nur möglich ist.«
»Ich weiß nicht, ob ich mir Sorgen machen oder den Göttern für die Stimmung danken soll, in der er sich befindet«, bekannte Jup.
»Zumindest verschafft sie dir eine Verschnaufpause, und uns erspart sie sein ständiges Genörgel.«
»Du nimmst an, dass er wegen seiner Krankheit so ist, Alfray«, sagte Stryke.
»Ist es möglich, dass es noch einen anderen Grund gibt? Könnte er einen Schlag auf den Kopf bekommen haben, von dem wir nichts wissen?«
»Dafür gibt es keine Anzeichen. Es wäre möglich, aber dann müsste etwas davon zurückgeblieben sein, das man sehen kann. Ich bin kein Experte für Kopfverletzungen, Stryke, ich weiß nur, dass sie einen Ork dazu bringen können, komische Dinge zu tun.«
»Tja, er scheint harmlos zu sein, aber werft trotzdem alle ein Auge auf ihn.«
»Du willst ihn nicht in die Tunnel mitnehmen, oder?«, wollte Coilla wissen.
»Nein, er wäre nur eine Last. Er bleibt mit ein, zwei Gemeinen zurück, um das Lager und die Pferde zu bewachen. Vom Kristall ganz zu schweigen. Ich dachte, du würdest vielleicht gern bei ihnen bleiben, Coilla.« Sie blähte die Nüstern.
»Du willst damit doch wohl nicht sagen, dass ich eine Last wäre?«
»Natürlich nicht. Aber du hast etwas gegen geschlossene Räume, das hast du mehr als einmal deutlich gemacht, und ich muss jemanden zurücklassen, auf den ich mich verlassen kann, weil ich die Sterne nicht mitnehme. Das wäre ein zu großes Risiko. Du könntest auf sie aufpassen, bis wir wiederkommen.« Er sah ihre Miene.
»Also gut, mir ist der Gedanke gekommen, falls wir nicht zurückkehren, könntest du das Unternehmen weiterführen.«
»Ganz allein?« Jup grinste.
»Du hättest Haskeer.« Sie funkelte ihn an.
»Sehr witzig.« Alle schauten in Haskeers Richtung. Er tätschelte seinem Pferd den Kopf und fütterte es von seiner Handfläche.
Es war der lebendige Zorn des Herrn am Werk. Kimball Hobrow hatte nicht den geringsten Zweifel daran. Seine Suche nach den gottlosen, diebischen Nichtmenschen, die genommen hatten, was ihm gehörte, hatte ihn mit einer kleinen Armee von vielleicht zweihundert Mann im Rücken zu den Ufern des Callyparr geführt. Bei Einbruch der Nacht waren sie auf den Schauplatz eines Massakers gestoßen. Die Leichen von zwei Dutzend Menschen, hauptsächlich Frauen und Kinder, lagen am Wegesrand. Hobrow kannte ihre Art Kleidung. Sie war unbescheiden und schamlos, und ihre bunten Farben leisteten der Eitelkeit Vorschub. Er kannte diese Sorte: Gotteslästerer, Abweichler vom Weg der Rechtschaffenheit. Elende Anhänger des Irrwegs der Mannigfaltigkeit. Er ging mit einem Trupp von Aufsehern im Schlepptau durch die Reihen der Dahingemetzelten. Wenn der Anblick der verstümmelten Glieder und der grässlichen Wunden irgendeine Auswirkung auf den Prediger hatte, ließ er es sich nicht anmerken.
»Gebt Acht«, predigte er.
»Diese Seelen sind vom wahren und einzigen Weg abgewichen. Sie haben sich dem obszönen Heidentum der unreinen
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