Die Orks
Coilla nickte.
»Daran habe ich natürlich auch schon gedacht. Glaubst du, sie wäre dazu imstande?«
»Wer weiß?«
»Aber warum würde sie das wollen? Ich meine, welchen Sinn ergibt das?«
»Um in dir die Überzeugung zu wecken, du wärst wahnsinnig. Um den Zweifel zu säen, von dem du redest, und um deinem Verstand zuzusetzen.«
»Der Gedanke ist mir auch gekommen, aber irgendwie glaube ich das nicht. Wie ich schon sagte, diese Träume sind in vielerlei Hinsicht… angenehm. Sie haben mich ein oder zwei Mal sogar in meiner Entschlossenheit bestärkt. Wie könnte das Jennestas Plänen dienen?«
»Ich sage ja nicht, dass sie es ist, es ist nur eine Möglichkeit. Und wer weiß schon, wie ihr verdrehter Verstand funktioniert?«
»Das gebe ich zu. Aber ich glaube trotzdem, dass sie etwas Direkteres versuchen würde.« Er musterte Coillas Gesicht, und was er dort sah, verriet ihm, dass es angebracht war, ihr alles zu sagen.
»Das ist noch nicht alles.«
»Ach?«
»Die Träume sind nicht das einzig Merkwürdige. Da ist noch etwas anderes.« Sie sah ihn an, und ihre Miene drückte Verblüffung und Beklommenheit aus.
»Was meinst du?« Stryke holte tief Luft.
»Diese Geschichte mit Haskeer und den Sternen. Er sagte, sie… hätten ihm etwas vorgesungen.«
»Das war das Fieber.«
»Ich hatte kein Fieber.« Es dauerte einen Augenblick, bis diese Bemerkung vollkommen zu ihr durchgedrungen war. Schließlich sagte sie:
»Du auch?« Ihr Tonfall verriet Ungläubigkeit.
»Ich auch.«
»Ihr Götter, du hast eine Menge mit dir herumgeschleppt, was?«
»Hältst du mich immer noch für geistig gesund?«
»Wenn du verrückt bist, ist Haskeer es auch. Obwohl …« Sie wechselten ein trockenes Lächeln.
»Was meinst du mit vorsingen?«, fragte sie.
»Kannst du es nicht besser beschreiben?«
»Eigentlich nicht. Es ist wie die Träume schwer zu erklären. Aber vorsingen ist ein so gutes Wort wie alle anderen.« Seine Hand fuhr zu dem Beutel an seinem Gürtel. Es war zu einer unbewussten Handlung geworden wie das Befingern eines Fetischs. Wäre er danach gefragt worden, hätte er gesagt, er tue es, weil er so große Furcht davor habe, sie zu verlieren.
»Ich muss mich bei Haskeer entschuldigen«, sagte sie.
»Ich habe an ihm gezweifelt. Wir alle haben das getan.«
»Es hat die Art und Weise verändert, wie ich das betrachte, was er getan hat«, räumte Stryke ein.
»Aber erzähl ihm nichts. Erzähl niemandem etwas von unserem Gespräch.«
»Warum nicht?«
»Es würde sie nicht gerade beflügeln, oder? Einen Anführer zu haben, der von merkwürdigen Träumen und singenden Sternen geplagt wird.«
»Aber mir hast du es erzählt. Warum?«
»Ich dachte mir, du würdest dir alles anhören, was ich zu sagen habe. Und dass du mit deiner Meinung nicht hinter dem Berg hältst, wenn du glaubst, ich sei verrückt.«
»Wie ich schon sagte, ich glaube nicht, dass du es bist. Irgendwas geschieht mit dir, das ist sicher, aber für mich sieht es nicht nach Wahnsinn aus.«
»Ich hoffe, du hast Recht«, seufzte er.
»Also wirst du es für dich behalten? Um der Disziplin des Trupps willen?«
»Wenn du das willst, ja. Aber ich glaube, die anderen würden es verstehen. Die Offiziere jedenfalls. Sogar Haskeer. Ach, verdammt, vor allem Haskeer. Aber solche Dinge kann man nicht ewig geheim halten.«
»Wenn es mir wirklich dabei in die Quere kommt, die Vielfraße zu führen, dann sage ich es ihnen.«
»Und dann?«
»Dann werden wir weitersehen.« Sie nagelte ihn nicht darauf fest.
»Wenn du wieder reden willst«, erbot sie sich,
»ich habe immer ein offenes Ohr.«
»Danke, Coilla.« Er fühlte sich besser, weil er sich erleichtert hatte, schämte sich aber auch ein wenig dafür, dass er etwas eingestanden hatte, das er für eine Schwäche hielt. Obwohl es durchaus einen Unterschied machte, dass sie es nicht so zu sehen schien. Die anderen verstauten gerade ihre Ausrüstung und rollten Decken zusammen. Einige schauten in Strykes Richtung, da sie mit Befehlen rechneten. Er reichte Coilla die Feldflasche.
»Wärm dich daran. Wir müssen weiter.«
Sie nahm einen Schluck und gab ihm die Flasche zurück. Als sie sich erhoben, fragte sie:
»Wie stehen deiner Ansicht nach unsere Aussichten in Ruffettsblick?«
»Sie könnten ganz gut sein. Das sagt jedenfalls mein Gefühl.«
»Tja, die meisten deiner Ahnungen haben bisher nicht getrogen. Je schlechter die Aussichten, desto mehr haben sie sich ausgezahlt. Vielleicht hat Jup doch
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