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Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
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Recht mit seiner Bemerkung, du würdest Fernsicht entwickeln.« Sie sagte es leichthin. Sie wussten beide, dass Orks noch nie magische Fähigkeiten besessen hatten. Aber es deutete auf noch kompliziertere Sachverhalte und Rätsel hin, die keiner von ihnen sonderlich lustig fand.
    »Lass uns von hier verschwinden«, sagte Stryke.
    Sie ritten den ganzen Abend hindurch, auf der Hut vor weiteren Schwierigkeiten. Coilla hielt sich am Ende des Trupps unmittelbar vor der Nachhut, Alfray ritt neben ihr. Nach einigen belanglosen Bemerkungen schaute er vor und zurück und gestand ihr dann:
    »Ich mache mir Sorgen um Stryke.« Angesichts ihres Gesprächs mit Stryke war sie verblüfft, aber sie ließ sich nichts anmerken, sondern sagte nur:
    »Warum?«
    »Dir muss auch aufgefallen sein, dass er sehr in sich gekehrt ist.«
    »Er ist manchmal etwas in Gedanken«, räumte sie ein. Er betrachtete sie skeptisch.
    »Mehr als das, würde ich sagen.«
    »Er steht unter großer Anspannung, und das weißt du auch. Und man kann auch nicht behaupten, er würde uns schlecht führen, oder?«
    »In unseren Reihen könnte es ein oder zwei geben, die anderer Ansicht sind.« Er sah sie an.
    »Du weißt, dass ich nicht dazu gehöre. Ich habe schon eine Menge Anführer gesehen«, fügte er hinzu,
    »und unter vielen gedient. Er ist der beste.« Sie nickte zustimmend, obwohl ihre Erfahrung verglichen mit seiner spärlich war. Und in diesem Augenblick ging ihr auf, wie alt Alfray war. Wie alt, verglichen mit den übrigen zumindest. Das hatte sie bisher immer als selbstverständlich betrachtet, und jetzt war sie überrascht, welche Auswirkungen diese Erkenntnis auf sie hatte und wie bedeutungsschwer sie verglichen mit der Geringfügigkeit ihrer Beobachtung waren. Die Gefahr, in der sie schwebten, ließ sie alle näher zusammenrücken und
    einander zum ersten Mal richtig wahrnehmen.
    »Wir müssen ihn unterstützen«, sagte Alfray.
    »Das werden wir auch, schließlich sind wir ein Kriegstrupp. Und, verdammt noch mal, der beste Kriegstrupp. Sogar die wenigen Andersdenkenden, die du erwähnt hast, würden für Stryke einstehen.« Sie sagte das nicht nur deshalb, weil sie glaubte, dass er das hören wollte. Er lächelte zufrieden. Sie ritten weiter, in ihre eigenen Gedanken vertieft und ein wenig schläfrig vom Schlafmangel. Schließlich meldete Coilla sich erneut zu Wort.
    »Diese Schlacht, die du erwähnt hast. Bei Carascrag…«
    »Was ist damit?«
    »Ich musste daran denken, wie wenig wir über die Geschichte wissen. Sie ist verloren gegangen wie alles andere. Aber du hast so viel erlebt…« Sie hielt inne, weil sie befürchtete, er könne dies als Anspielung auf sein Alter verstehen, ein Thema, bei dem er in letzter Zeit empfindlich reagierte. Aber seine Miene verriet keinerlei Empörung.
    »Ja, das habe ich«, stimmte er zu.
    »Ich habe Maras-Dantien als junger Ork noch in besserem Zustand erlebt. Nicht so, wie es zur Zeit unserer Vorfahren war, aber besser als jetzt. Die Menschen waren nicht so zahlreich, und die Magie funktionierte noch fast gänzlich ohne Einschränkungen.«
    »Aber die älteren Rassen kämpften gegen die Spätankommer.«
    »Letztendlich. Was dieses Land so großartig macht, ist auch seine größte Schwäche. Wir sind zu verschieden. Alter Argwohn und Feindseligkeiten verzögerten die Vereinigung der Rassen. Manche sahen nicht einmal eine Bedrohung, bis es fast zu spät war. Ach, verdammt, vielleicht erst, als es tatsächlich schon zu spät war.«
    »Und seitdem geht es bergab.«
    »Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, die alten Sitten und Gebräuche am Leben zu erhalten.« Er schlug sich mit der Handfläche auf das Herz.
    »Hier, wenn nirgendwo sonst. Der erste Ort, an dem wir die Traditionen achten, ist in jedem von uns.«
    »Das wird immer mehr zu einer vergessenen Art, die Dinge zu betrachten.«
    »Vielleicht. Aber denk an die Kameraden, die wir verloren haben. Slettal, Wrelbyd, Meklun, Darig und jetzt Kestix. Wir konnten keinem von ihnen einen anständigen Abschied geben, und das mindert den Wert ihres Lebens.«
    »Wir konnten nicht. Du weißt, dass das im Kampf nicht immer möglich ist.«
    »Es gab eine Zeit, als es noch möglich war. Eine Zeit, als Traditionen noch geachtet wurden.« Seine Leidenschaft überraschte sie.
    »Ich wusste nicht, dass dir das so wichtig ist.«
    »Die Tradition hat uns zusammengehalten, und wenn wir sie wegwerfen, dann tun wir das auf eigene Gefahr. Sie ist eine Sache, die uns anders sein

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