Die Orks
Klinge eines Gemeinen über die Kehle strich.
Jup fällte einen Uni mit einem geschickten Messerwurf. Haskeer zerrte einen von dessen Pferd und schlug ihn bewusstlos. Ihre größere Anzahl setzte sich durch, und Minuten später waren alle Eindringlinge tot oder lagen im Sterben. Stryke und seine Offiziere versammelten sich.
»Das war nur der Auftakt«, sagte er zu ihnen.
»Wahrscheinlich wollten sie nur die unverhoffte Gelegenheit ausnutzen. Wir müssen diese Stadt absichern, bevor die übrigen Unis angreifen.« Das Läuten der Glocken steigerte sich plötzlich zu neuer Dringlichkeit. Sie hörten ein entferntes Getöse. Ein Gemeiner, den sie nicht kannten, kam angelaufen und überbrachte eine Nachricht.
»Am Westtor gibt es Ärger! Sie konnten es nicht rechtzeitig schließen!«
»Krenad!«, rief Stryke.
»Die Hälfte Ihrer Gruppe zu mir! Sie bleiben bei dem Rest und bewachen dieses Tor!« Mannis rannten bereits nach Westen. Der aus dieser Richtung dringende Lärm wurde rasch lauter. Immer mehr Glocken läuteten.
»Das gerät außer Kontrolle, wenn wir nicht rasch handeln!«, bellte Alfray, indem er auf eines der requirierten Pferde stieg. Haskeer und Jup verfügten mittlerweile ebenfalls über Pferde. Die orkischen Fußsoldaten kamen zu ihnen gerannt.
»Im Laufschritt!«, befahl Stryke, indem er sein Pferd anspornte. Er führte seine Truppen zum Ursprung des Getöses.
Die kleine Armee der Orks donnerte durch die Straßen und wurde unterwegs durch Bewohner der Siedlung verstärkt. Stryke und seine Offiziere waren zu Pferde, von einer Hand voll abgesehen, liefen die anderen zu Fuß. Sie trugen noch zur allgemeinen Verwirrung bei, weil viele von Ruffettsblicks Bewohnern keine Ahnung hatten, was es mit dieser unbekannten Streitmacht auf sich hatte. Alle paar Schritte mussten Mannis, die mit ihnen rannten, ihre Mitbürger beruhigen. Als sie schließlich am Westtor ankamen, mussten sie feststellen, dass beide Flügel weit offen standen. Eine Schlacht tobte rings um das Tor, denn an dieser Stelle waren viel mehr Aufseher in die Stadt eingedrungen. Die meisten Verteidiger waren zu Fuß, obwohl auch einige berittene Mannis im Meer der Leiber schwammen. Oberkommandierender Rellston war einer von ihnen. Sie konnten sein Schwert über der Menge ausmachen, das sich immer wieder hob und senkte. Mehr Feinde strömten durch das Tor. Die Menschen, die das Tor zu schließen versuchten, hatten eine hoffnungslose Aufgabe. Die Angreifer waren mittlerweile fast so zahlreich wie die Verteidiger und standen kurz davor, die Oberhand zu gewinnen.
»Wie lautet der Plan, Boss?«, fragte Jup.
»Nimm die Hälfte unserer Männer und kämpfe gegen die Unis, die bereits eingedrungen sind. Ich führe die andere Hälfte, um die Herrschaft über die Tore zu gewinnen.« Dann ließ er die besten Reiter unter den Orks zu sich kommen und verkündete ihnen:
»Nehmt unsere Pferde. Was wir zu tun haben, muss zu Fuß erledigt werden. Euer Ziel ist die Uni-Reiterei. Verstanden?« Die Gemeinen stiegen auf und stürmten los.
»Coilla! Haskeer!«, rief Stryke.
»Ihr folgt mir zum Tor! Alfray, du bleibst bei Jup! Lasst uns unsere Männer einteilen!« Ein Aufseher hieb auf die Menschen ein, die versuchten, einen der Torflügel zu schließen. Ein Pfeil flog über die Köpfe der Menge hinweg und fällte ihn. Aus den Reihen derer, die es sahen, erhob sich halbherziger Jubel. Wegen der viel größeren Anzahl der Orks, von denen viele nicht an ihre neuen Vorgesetzten und an die Disziplin innerhalb der Truppe gewöhnt waren, dauerte es kostbare Minuten, alles in die Wege zu leiten. Doch schließlich hatte Jup seine ungefähr sechzig Gemeinen in fünf Gruppen eingeteilt. Er würde eine führen, Alfray eine andere. Erfahrene Gemeine erhielten den Befehl über die verbliebenen drei. Der Zwerg vertraute dem alten Kämpen an, dass er sich wegen der Zusammenarbeit mit unbekannten Soldaten Sorgen machte.
»Aber es sind Orks! Du kannst dich auf sie verlassen.«
»Daran zweifle ich nicht. Aber ich kenne sie nicht. Angenommen, in ihren Reihen gibt es eine Menge Zwergenhasser?« Alfray hätte beinahe gelacht.
»Keine Sorge. Sie sind neu und darauf bedacht, alles richtig zu machen. Sie werden sich überschlagen, deinen Befehlen nachzukommen.« Strykes sechzig Mann bildeten einen Schlachtkeil. Die ganze Zeit hämmerte er ihnen ein, dass ihr Augenmerk einzig und allein dem Tor galt. Als alle so weit waren, brüllte Stryke:
»Wartet, bis ich den Befehl gebe!«
Weitere Kostenlose Bücher