Die Orks
hübscher, schwarzhaariger Charmeur, keine Angst erkennen. Er war viel zu selbstsicher, um das Kind irgendeiner unbedeuten den Person zu sein.
»Und wer ist der Bengel auf den Schultern des großen Mannes dort drüben?«, fragte sie in ätzendem Tonfall. Widerstrebend sagte Rellston:
»Das ist der Sohn der Hohepriesterin, Eure Majestät.«
»Ist er das? Tatsächlich?« Ihm gefiel nicht, wie Jennesta den Jungen mit jäh erwachtem schwülem Interesse beäugte. Ihm drehte sich der Magen um, als er sah, wie sie Aidan mit der Laszivität einer Kurtisane anlächelte.
Im Schutz eines Gehölzes an der Einmündung des Tals saß ein hochgewachsener, drahtiger Mensch auf einem Pferd. Rechts und links von ihm schlichen sich kleine Gruppen von Unis durch die Bäume davon, aber sie schienen ihn nicht zu sehen. Dasselbe galt für die wenigen, vereinzelten Suchtrupps, die Mersadion zu Aufräumarbeiten ausgesandt hatte. Die kastanienfarbenen Haare glänzten in den tanzenden Strahlen der Sonne. Nachdenklich beobachtete er, wie die Bevölkerung Jennestas triumphalen Einzug in die Stadt bejubelte. Dann wendete er seinen weißen Hengst und verschwand im Wald.
Angewidert sah Rellston zu, wie Jennesta sich für den Jungen begeisterte. Der Oberbefehlshaber hatte sich verpflichtet gefühlt, sie in das am wenigsten beschädigte Wirtshaus am Platz einzuladen. Aber die Unterhaltung war nicht gerade flüssig, und sie hatte den Pokal mit Met noch nicht angerührt, den der Wirt ihr gebracht hatte. Aidan hingegen war entzückt darüber, im Mittelpunkt des Interesses Ihrer Majestät zu stehen. Doch im Laufe des Nachmittags fing der junge Rekonvaleszent an zu gähnen. Jennesta sah ihn an und sagte kalt:
»Ich langweile dich, oder?«
»Nein, Eure Majestät! Ich finde Euch wunderschön.« Sie sonnte sich in seinem Kompliment. Aidan gähnte erneut. Um dem Zorn der Königin zuvorzukommen, mischte sich Rellston ein.
»Verzeiht ihm, Majestät. Er hat sich noch nicht von der Verletzung erholt, die er sich vor zwei Tagen zugezogen hat. Sie war so schlimm, dass wir eine Zeit lang sogar befürchten mussten, er werde sie nicht überleben.« Sie winkte verächtlich ab und ließ sich nicht einmal zu der Frage herab, wie es kam, dass seine Genesung anscheinend so erstaunliche Fortschritte machte. Tatsächlich, ging dem Oberbefehlshaber auf, verlor sie alles Interesse, sobald er selbst damit aufgehört hatte, sie finster anzustarren. Erzürnt darüber, dass man sich über ihn lustig machte, bemerkte er:
»Eure Soldaten scheinen nicht viel Glück bei ihrer Suche nach den von Euch erwähnten Gegenständen zu haben. Vielleicht möchtet Ihr uns bei unserem bescheidenen Abendmahl Gesellschaft leisten?« Jennesta sah ihn an, als sei er unter einer Latrine hervorgekrochen.
»Ich glaube kaum«, verkündete sie gebieterisch und erhob sich dann so abrupt, dass ihr Stuhl umfiel und ein Stück über den Wirtshausboden rutschte.
»Ich werde zu meiner Armee zurückkehren. Ein guter Kommandant kümmert sich um seine Truppen.« Rellston verneigte sich ironisch, doch sie bekam es nicht mit. Sie war bereits davongerauscht. Kaum war ihr Streitwagen außer Sicht, ließ er seiner Verärgerung freien Lauf. Er würde sich aus Ruffettsblick schleichen, wenn er musste. Er würde tun, was nötig war. Aber er konnte die Hohepriesterin da draußen nicht mit nur einer Hand voll Männer zu ihrem Schutz allein lassen.
Am Spätnachmittag verlangsamte ein abgerissener Trupp von ungefähr dreißig Reitern sein Tempo zu einem Trott. Der Hang vor ihnen war flach, aber die Pferde waren zu erschöpft, um ihn schneller zu nehmen. Stryke warf einen Blick auf das träge fließende, zinnfarbene Wasser des Callyparr-Meeresarms zu seiner Rechten. Eine brackig riechende Brise stieg ihm in die Nase. Keine halbe Meile entfernt lag das Ufer des Norantellischen Ozeans, aber im Augenblick war es hinter einem niedrigen, mit Gestrüpp bewachsenen Hügel verborgen. Das bedeutete, dass es immer noch mehrere Stunden bis zum Drogawald waren. Er fluchte und stieg ab, um seinem Pferd etwas Erleichterung zu verschaffen, da er sich ein wenig nach vorn in den kalten, trüben Regen beugte und bergauf trottete.
»Was ist das?«, flüsterte Coilla, indem sie auf eine Reihe sich schnell bewegender Gestalten vor ihnen zeigte.
»Unis, glaube ich«, erwiderte Haskeer.
»Scheißwetter! Man kann kaum etwas sehen.«
»Sie scheinen keine Pferde zu haben«, steuerte Jup bei.
»Gut!«, sagte
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