Die Orks
seiner Mutter zu tragen.
»Sei ein braver Junge, Aidan, und tu, was Merrilis dir sagt. Wir wollen doch, dass du wieder stark wirst, oder?« Der Junge klammerte sich an ihren Arm.
»Geh nicht, Mutter! Bleib bei mir. Da draußen gibt es schlimme Sachen.«
»Aber auch gute. Und ich werde von diesen starken Männern begleitet, die mich beschützen. Keine Sorge, mein Schatz. Bevor du richtig merkst, dass ich weg bin, werde ich schon wieder zurück sein.« Krista sah die alte Frau und den stämmigen Zimmermann an.
»Passen Sie gut auf ihn auf. Aidan, mein Schatz, du kannst hier bleiben und zusehen, wie die Königin einreitet. Das ist doch bestimmt schön, oder?« Der Befehlshaber der Tempelwache kam zu ihr und gab ihr die Zügel einer prächtigen braunen Stute. Krista Galby warf ihrem Sohn eine Kusshand zu. Dann ritt sie mit ihren Männern aus der Stadt, als sei ihr eine Flutwelle auf den Fersen.
Jennestas Streitwagen war mit Blumen geschmückt. Sie hatte die wirbelnden Messer entfernen lassen. Es war nicht ratsam, potenzielle Untertanen aufzubringen, indem man ihnen die Beine absäbelte. Jetzt nickte und lächelte sie den Bürgerlichen königlich zu, welche die Straße zu den Toren der schmuddeligen kleinen Stadt säumten. Welchen Namen trug sie noch gleich? Ah, ja. Ruffettsblick oder einen ähnlich romantischen Unsinn. Obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, was an einer Ansammlung dreckiger Hütten so weit von ihrer Hauptstadt entfernt romantisch sein sollte. Hinter ihr ritt ein kleiner Teil ihrer Armee, nur um sie zu erinnern, wer wer war. Männer jubelten, Mädchen warfen verwelkte Blumen, deren bronzefarbene und rote Blüten nach kurzer Zeit in den Dreck getrampelt waren. Jennesta warf einen Blick auf Mersadion, der steif neben ihr ritt und dessen Narben sich prächtig entwickelten. Wenigstens konnte er sehen, dass diese ungewaschenen Bauern wussten, wie man eine Königin ehrte. Dann zuckte ein Sonnenstrahl herab und tauchte die Magiefontäne in dunkleres Feuer. Ihr Blick wurde aufwärts gezogen. Der Anblick solcher Macht weckte ein verstohlenes Glitzern in ihren Augen. Die Zügel in ihren Händen erschlafften, und aus dem Trab der Pferde wurde ein langsamer Schritt. Ihr Schnauben brachte sie wieder zu sich. Kurz vor dem Tor wagte ein Reitertrupp, ihren Weg zu kreuzen. Ohne ein Wort schossen sie in vollem Galopp vorbei, ohne richtig anzuhalten und ihr den gebührenden Respekt zu zollen. Doch von jenseits der Tore brandete lauter Jubel auf, als die Stadtbewohner sie kommen sahen. Jennesta zwang ein Lächeln auf ihre Lippen und fuhr mit all dem Pomp in die Stadt ein, den sie aufbieten konnte. In der Mitte des Platzes befand sich ein schlammiger Teich, der von einer niedrigen Mauer umringt war. Davor saß ein Mann auf einem großen Pferd, dessen Rock man gebürstet hatte, bis er glänzte. Trotz des überschwänglichen Jubels schien er ziemlich finster dreinzuschauen. Rellston riss sich zusammen und verbeugte sich aus der Hüfte. Sein Lächeln, ging Jennesta auf, war nicht aufrichtiger als ihres. Aber schließlich kannte Rellston ihren Ruf.
»Willkommen«, sagte er wenig begeistert.
»Und vielen Dank für Eure rechtzeitige Hilfe.« Mersadion neigte den Kopf eine Winzigkeit zur Königin. Rellston verstand den Wink.
»Eure Majestät«, fügte er hinzu.
»Denken Sie sich nichts dabei«, sagte Jennesta mit einer Stimme wie vergifteter Honig.
»Haben Sie hier zufällig einen Trupp Orks? Ich würden ihnen gern… persönlich danken.«
»Wir hatten, Eure Majestät. Aber jetzt sind sie nicht mehr da.«
»Wie enttäuschend«, zischte die Königin.
»Haben sie zufällig erwähnt, wohin sie wollten?«
»Nein, Eure Majestät. Sie sind irgendwann in der Nacht aufgebrochen.« Mersadion ließ sein Pferd ein wenig zur Seite tänzeln, da er jeden Augenblick mit einem vulkanischen Ausbruch von Jennestas Zorn rechnete. Er kam nicht. Mit kolossaler Anstrengung quetschte sie mit knirschenden Zähnen hervor:
»Und wo ist Ihre Hohepriesterin? Warum ist sie nicht hier, um mich zu begrüßen?« Rellstons Rücken wurde noch steifer.
»Sie hat mich beauftragt, Euch stellvertretend ihre Dankbarkeit auszusprechen, Eure Majestät. Aber ich fürchte, sie… hatte etwas zu erledigen. Etwas Dringendes.« Die Königin sah sich nachtragend um. Plötzlich tauchte ein stämmiger Mann aus der Menge auf, der einen Jungen huckepack trug. Anders als die anderen Kretins, die dastanden und sie angafften, ließ dieser Junge, ein
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