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Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
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erschöpft zu Boden sinken, um sich auszuruhen. Die Frau hatte sich in der Zwischenzeit nicht von der Stelle gerührt. In der unnatürlichen Kälte zitternd, riss Stryke einen der Vorhänge ab und wickelte ihn wie einen Schal um sich. Einige der Gemeinen folgten seinem Beispiel.
    »Sie wussten, dass es keinen Fluchtweg gibt, nicht wahr?«, sagte Stryke, als er sich neben die Frau setzte.
    »Aber ich habe trotzdem gehofft, Sie würden einen finden.« Ihre Stimme war hoch, ätherisch.
    »Und jetzt wollen Sie wissen, wer ich bin.« Coilla kauerte sich neben sie.
    »Darauf können Sie wetten.« Ihr Tonfall war harsch.
    »Sehen Sie denn nicht, dass ich hier ebenso gefangen bin wie Sie?«
    »Sie haben uns immer noch nicht Ihren Namen genannt«, sagte Stryke.
    »Sanara.« Es dauerte ein paar Sekunden, bis Stryke die Erkenntnis kam.
    »Jennestas Schwester?«
    »Ja. Aber ich bitte Sie, schließen Sie nicht von ihr auf mich. Ich bin nicht wie sie.« Coilla schnaubte.
    »Das behaupten Sie!«
    »Wie kann ich Sie überzeugen?«
    »Das können Sie nicht.« Coilla stand auf und ging.
    »Sie sind nicht wie sie«, sagte Sanara zu Stryke.
    »Ich spüre, dass die Kraft des Landes um Sie fließt wie bei den Orks in uralten Zeiten. Aber dieses Kind hat nichts davon.«
    »Ich würde Coilla nicht als Kind bezeichnen, nicht in ihrer Gegenwart«, erwiderte er knapp. Sie zuckte kläglich die Achseln.
    »Was spielt das für eine Rolle? Morgen bei Sonnenuntergang wird sie so oder so sterben. Sie glauben doch nicht wirklich, dass die Sluagh Sie gehen lassen, oder?«
    »Ich hatte gehofft, sie könnten es tun.«
    »Träumen Sie nur weiter, Ork. Sie leben vom Schmerz und den Leiden anderer. Sie werden Ihren Tod zu einer endlosen Qual in die Länge ziehen, bis Sie darum betteln, sterben zu dürfen, aber sie werden sich immer weiter an Ihrem Grauen laben.«
    »Ich heiße Stryke. Wenn wir zusammen sterben müssen, sollten wir uns wenigstens beim Namen kennen.« Ihre Antwort bestand aus einem matten Abwinken.
    »Also, Königin Sanara«, sagte er schließlich in dem Wunsch, ihren Schleier der Gleichgültigkeit zu zerreißen und ein paar Antworten zu bekommen, die ihnen aus dieser Klemme helfen mochten.
    »Bestehen Sie auf einer förmlicheren Anrede? Soll ich Sie Hoheit nennen oder Eure Majestät?« Als sie den Kopf schüttelte, stieg ein schwacher Duft nach Rosen aus ihren Haaren auf.
    »Nein, ich bin schon lange nicht mehr so genannt worden. Nicht mehr, seit die Menschen die Magie meines Landes verzehrt haben.«
    »Ihres Landes?«
    »Meines Landes. Meines Reichs.« Sie lächelte traurig.
    »Jennesta hatte das Südland, Adpar die Domäne der Nyadd. Das hier hat meine Mutter mir vermacht. Aber Sie sehen ja, was daraus geworden ist: eine Wüste aus Eis und Tod. Ganze Städte sind unter den Gletschern begraben. Früher war dieses Land fruchtbar und schön, ein Land der Wiesen und Wälder. Jeder einzelne meiner Untertanen ist vor dem Eis geflohen oder unter ihm gestorben, als es dann kam. Es hat etwa zur Zeit meiner Thronbesteigung begonnen und ist dann jeden Tag näher gekommen. Ist es da verwunderlich, dass sie glaubten, es sei meine Schuld?
    Wissen Sie, wie es ist, für den Tod des Landes verantwortlich gemacht zu werden? Können Sie sich vorstellen, wie traurig es ist, wenn sich Ihre Freunde und Ihre Liebsten von Ihnen abwenden und dann einer nach dem anderen sterben?« Ihre Augen trübten sich.
    »Ich habe versucht, es zu verhindern, aber jetzt habe ich nur noch geringe Kräfte. Von meiner Hauptstadt Illex ist nur noch diese Festung übrig.«
    »Warum hat Jennesta Ihnen nicht geholfen?« Sie stieß einen allzu menschlichen, verächtlichen Laut aus.
    »Wenn Sie meine Schwester kennen, dann wissen Sie auch, dass sie niemandem hilft außer sich selbst. Aus diesem Grund hat Mutter sie auch fortgeschickt. Sie war seit Generationen Ihrer Rasse nicht mehr in meinem Reich.«
    »Ihre Mutter?«
    »Vermegram.«
    »Die Zauberin? Die legendäre Vermegram aus uralten Zeiten?« Sanara seufzte und nickte.
    »Dann sind Sie nicht so menschlich, wie Sie aussehen.«
    »Tatsächlich nicht, ebenso wenig wie meine Brutschwestern. Aber Vermegram ist schon vor vielen Jahren gestorben. Und ich habe zugesehen, als Sie Zeuge wurden, wie Adpar durch Jennestas Zauberei starb.«
    »Woher wussten Sie, dass ich dort war?« Sie warf ihm einen geheimnisvollen Blick zu.
    »Ich habe Sie schon sehr lange im Auge, Stryke.« Doch als er nachhakte, wollte sie ihm nicht sagen, warum. Da

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