Die Orks
Stryke:
"Sie waren nicht mit dem Herzen dabei! Wie ich Delorran kenne, wird er ihnen das Leben zur Hölle machen. Wir können nicht davon ausgehen, dass es bei ihrer Rückkehr wieder so leicht wird." Sie beobachteten, wie Delorran dem Trupp eine Ansprache hielt, und es hatte nicht den Anschein, als halte er ihnen einen freundschaftlichen Vortrag.
"Wir können sie nicht ewig zurückschlagen", stellte Coilla grimmig fest. Jup warf einen Blick auf das Schlachtfeld hinter ihnen. Die beiden Seiten gingen langsam aufeinander los.
"Und wir haben keine Rückzugsmöglichkeit." Delorrans Gruppe bereitete sich erneut zum Angriff vor, diesmal mit der gesamten Streitmacht. Stryke traf eine Entscheidung. Sie grenzte an Wahnsinn, aber er sah keinen anderen Ausweg.
"Hört mir zu!", bellte er.
"Vertraut dem Befehl, den ich euch gebe, und folgt mir!"
"Wir greifen sie wieder an?", fragte Coilla. Delorrans Trupp donnerte die Anhöhe empor.
"Vertraut mir!", wiederholte Stryke.
"Tut, was ich tue!" Der Feind kam näher und beschleunigte sein Tempo. An der größeren Entschlossenheit von Delorrans Trupp konnte kein Zweifel bestehen. Sie rückten bis zu einer Stelle vor, die kaum weiter als einen Speerwurf entfernt war. Strykes Blick wanderte zum Schlachtfeld.
"Jetzt!", schrie er. Dann wendete er sein Pferd und jagte der Kuppe der Anhöhe entgegen. Sekunden später hatte er den Kamm erreicht und jagte auf der anderen Seite hinunter.
"O nein…", ächzte Jup. Haskeer starrte verständnislos auf den Hügelkamm, unfähig zu begreifen, was vorging. Er war nicht allein. Keiner der anderen Soldaten rührte sich. Delorran hatte sie fast erreicht. Coilla ergriff die Initiative.
"Los, vorwärts!", brüllte sie.
"Es ist unsere einzige Möglichkeit!" Sie riss ihr Pferd herum und folgte Stryke.
"Verdammt!", fluchte Haskeer. Aber er tat es ihr zusammen mit den anderen Vielfraßen nach. Alfray, auf dessen Pferd auch noch Darig kauerte, gelang es sogar, ihr Banner zu heben. Als sie die Kuppe erreichten, sahen sie, dass Stryke bereits ein ganzes Stück weit die andere Seite heruntergeritten war.
Im Tal unter ihnen näherten sich die beiden Armeen einander mit zunehmender Geschwindigkeit. Menschen rannten mit Lanzen und Speeren. Reiterei stürmte voran. Die Lücke zwischen beiden schloss sich rasch. Die Vielfraße galoppierten mit Höchstgeschwindigkeit darauf zu.
Delorran und seine Leute trafen auf der Hügelkuppe ein. Die Tatsache, dass im Tal unter ihnen eine Schlacht vonstatten ging, kam für sie wie ein Schock. Pferde wurden plötzlich gezügelt, was auch geschehen wäre, wenn Delorran nicht einen Arm gehoben und das Zeichen zum Anhalten gegeben hätte. Sie schauten verblüfft nach unten, da die Orks geradewegs der Stelle entgegenstrebten, wo die beiden Armeen sich treffen würden.
"Was machen wir jetzt, Hauptmann?", fragte der Feldwebel.
"Wenn Sie keine bessere Idee haben", erwiderte Delorran,
"sehen wir uns an, wie sie Selbstmord begehen."
Der Winkel, in dem die Vielfraße den Hang herunterrasten, war so steil, dass sie mehr rutschten als ritten. Coilla drehte sich im Sattel um und schaute zurück. Sie sah den Rest des Trupps dicht hinter sich. Auf dem Kamm hatten die Verfolger innegehalten und beobachteten sie jetzt. Sie trieb ihr Pferd an und setzte sich neben Stryke.
"Was tun wir hier eigentlich?", bellte sie.
"Wir reiten einfach durch!", überschrie er den Wind, der ihnen ins Gesicht peitschte.
"Damit werden sie nicht rechnen!"
"Da sind sie nicht die Einzigen!" Die beiden Armeen kamen sich mit jedem verstreichenden Augenblick näher. Stryke zeigte nach unten.
"Wir müssen weiter! Und wir halten nicht an, auch wenn wir die andere Seite erreicht haben!"
"Falls wir die andere Seite erreichen!", rief sie ihm zu. Mit einem wuchtigen Aufprall, der durch Mark und Bein ging, landeten sie auf ebenem Gelände, die anderen Vielfraße im Schlepptau. Stryke warf einen Blick über die Schulter. Der Trupp war noch geschlossen beisammen. Alfray und der sich grimmig festklammernde Darig bildeten den Schluss, konnten dem Tempo aber folgen. Jetzt, da sie auf der Ebene waren, ging es schneller vorwärts. Der Nachteil war, dass sie den Überblick verloren, den das erhöhte Gelände geboten hatte. Aus diesem Winkel sah es so aus, als seien die beiden Armeen viel näher beisammen, und der zunehmend schmaler werdende Streifen zwischen ihnen war schwieriger abzuschätzen. Stryke spornte sein bereits schäumendes Pferd an und rief den anderen zu,
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