Die Orks
Haskeer.
»Genau«, erwiderte Jup fröhlich.
»Bald bist du wieder ganz der Alte.«
»Hmmm…?« Die Verwirrung auf Haskeers Gesicht mochte auf seinen benommenen Zustand zurückzuführen sein oder auch darauf, dass sich ausgerechnet der Zwerg um ihn kümmerte. So oder so nahm Jup keine Notiz davon.
»Es ist viel passiert, seit du weggetreten bist«, stellte Jup fest,
»also hab ich mir gedacht, ich bringe dich auf den neuesten Stand.«
»Was…?«
»Mir ist vollkommen egal, ob du mich verstehst oder nicht, du Mistkerl, ich erzähle dir trotzdem alles.« Er fuhr fort, den halb komatösen Ork über die Entwicklungen zu informieren, ohne dabei auch nur die geringste Rücksicht auf die offenkundige Begriffsstutzigkeit des Patienten Rücksicht zu nehmen. Nach vielleicht zwei Dritteln der Geschichte fielen Haskeer die Augen zu, und er fing sofort an zu schnarchen. Jup erhob sich.
»Glaub ja nicht, dass du mir so leicht davonkommst«, versprach er.
»Ich komme wieder.« Er verließ das Zelt. Draußen herrschte trüber Sonnenschein. Das klingelnde Summen von Feenschwärmen war in der Ferne zu hören. Er betrachtete die Landschaft. Die an den CallyparrMeeresarm angrenzenden Landstriche waren sumpfig und ungastlich. Sie hatten ihr Lager auf dem trockensten Fleck aufgeschlagen, den sie gefunden hatten, aber es war trotzdem noch ziemlich nass unter den Stiefeln und alles in allem ziemlich miserabel. Die Mitglieder des Trupps waren damit beschäftigt, Feuerholz zu suchen, Essen zuzubereiten und andere notwendige Aufgaben zu erfüllen.
Alfray und Coilla kamen zu ihm.
»Wie geht es ihm?«, fragte Alfray.
»Er ist für ein, zwei Minuten zu sich gekommen.« Jup lächelte.
»Ich glaube, meine Berichterstattung von allem, was sich seit seinem Fieber ereignet hat, war zu viel für ihn. Er hat einen ziemlich wirren Eindruck gemacht.«
»Das ist bei einigen dieser Menschenkrankheiten nicht unüblich. In einer Weile müsste es ihm wieder besser gehen. Mich überrascht nur, dass du so nett zu ihm bist.«
»Ich hatte nie etwas gegen ihn, so wie er glaubt, etwas gegen mich zu haben. Und unterm Strich bleibt er ein Kamerad.«
»Jeder kann erbärmlich aussehen, wenn er so krank ist«, erinnerte Coilla ihn.
»Sei also nicht zu nett zu dem Scheusal.«
»Die Gefahr besteht nicht.« Alfray holte tief Luft.
»Wisst ihr, es ist kälter, als es sein dürfte, und ich war schon in trockeneren Gegenden, aber so schlimm ist es hier auch nicht. Wie es hier in diesem kleinen Landstrich in diesem winzigen Zeitabschnitt aussieht, so muss es in ganz Maras-Dantien ausgesehen haben, bevor die Schwierigkeiten anfingen. Das heißt, wenn man blinzelt und seine Phantasie benutzt.« Coilla wollte gerade ihren Senf dazu geben, als sie von Rufen aus einer nahen Lichtung unterbrochen wurden. Die Rufe klangen eher heiter denn beunruhigend, aber die Offiziere machten sich dennoch auf den Weg, ihnen auf den Grund zu gehen. Kurz darauf gesellte sich auch Stryke zu ihnen. Ein Gemeiner kam ihnen im Laufschritt entgegen.
»Was liegt an, Prooq?«, fragte Stryke.
»Scherereien, Hauptmann.«
»Welcher Art?«
»Tja… am besten kommen Sie wohl mit und sehen es sich selbst an, Hauptmann.« Sie gingen ein Stück weiter und stießen auf die übrigen Gemeinen, die sich vor der Lichtung versammelt hatten. Eine kleine Gruppe von Gestalten stellte sich vor ihnen zur Schau.
»O nein«, seufzte Alfray.
»Verdammte Nervensägen!«
»Was sind das für welche?«, wollte Jup wissen.
»Waldnymphen.«
»Und wie es aussieht, ein oder zwei Sukkuben«, fügte Stryke hinzu. Die sinnlichen Frauen trugen Kleider in schlichten Farben, die aufreizend tief ausgeschnitten und bis zur Hüfte geschlitzt waren, sodass ein Maximum vom Brustansatz und wohlgeformte Beine zu sehen waren. Sie tanzten umher, schwangen ihre in Herbstfarben gehaltenen Haare und warfen sich in übertrieben verführerische Posen. Ein klagendes, jammerndes, unmelodiöses Kreischen lag in der Luft.
»Was, zum Henker, ist das für ein Lärm?«, stöhnte Jup.
»Ihr Sirenengesang«, erklärte Alfray.
»Er soll angeblich verlockend und unwiderstehlich sein.«
»Ziemlich übertrieben, oder?«
»Es heißt, sie seien Meister der Täuschung.«
»Sie täuschen nur sich selbst«, warf Coilla missmutig ein.
»Für mich sehen sie wie abgehalfterte Huren aus.« Die Nymphen warfen sich weiterhin in eindeutige Posen und bereicherten ihr Gejammer um noch eindeutigere Redewendungen. Einige der Gemeinen waren
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