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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Geige begleitet mich, seit ich volljährig bin. Ein Unbekannter hat sie mir geschickt. Und ich habe das Gefühl, der Unbekannte wacht über mich. Er verfolgt genau, was ich tue. Und die Geige ist sozusagen ein Ersatz für ihn. Solange sie bei mir war, spürte ich Geborgenheit. Ich wusste, ich bin nicht alleine auf der Welt. Ich habe diese Geborgenheit sonst nie empfunden. Meine Eltern sind tot, das heißt, sicher weiß ich es nur von meiner Mutter, was mit meinem Vater ist … keine Ahnung. Und meine sogenannten Eltern haben auch meine Hinwendung zur Musik nie ernst genommen. Gut, und dann bekam ich die Violine … Erst dachte ich, Gritti sei derjenige, der unerkannt die Hand über mich hält, dann dachte ich es auch von Deborah … Und nun denke ich, es könnte einer von Ihnen sein.«
    In dem Moment, wo sie es aussprach, spürte sie, dass es absurd war. Dieser Lechner war viel zu jung. Und Wessely? Irgendwie passte das nicht. Die Männer gingen nicht darauf ein.
    »Welche Bedeutung hatte die Violine für sie musikalisch?«, fragte Lechner.
    »Auch eine große«, sagte Mara. »Ich hatte das Gefühl, auf dieser Geige zum ersten Mal in meinem Leben richtig spielen zu können, mich ausdrücken zu können. Als sei sie ein Teil von mir.«
    Sie hatte gegen die Enttäuschung angeredet, und plötzlich wurde ihr klar, was sie da für einen Unsinn von sich gab. Und dann auch noch Fremden gegenüber. Aber war es nicht egal, wem gegenüber sie ihr Innerstes nach außen kehrte? Was konnte sie denn noch verlieren? Die beiden machten nicht den Eindruck, als wollten sie ihr ans Leben. Also war sie sicher in einer besseren Situation als vorher, als Deborahs Helfer hinter ihr her war. Sie hatten ihren Flug bezahlt, sie hatten ihr also finanziell unter die Arme gegriffen und ihr bei ihrer Flucht geholfen.
    Ganz so schlecht konnte das alles nicht sein.
    »Sie scheinen mir helfen zu wollen«, sagte Mara. »Aber warum? Warum haben Sie das Geld ausgegeben, um mir die Fahrkarte nach Wien zu spendieren?«
    »Das lässt sich nicht in einem Satz erklären«, sagte Lechner. »Wir werden etwas länger dafür brauchen.«
    »Es hat mit den Unterlagen aus Grittis Büro zu tun«, sagte Mara. »Sie haben mich doch selbst dorthin geschickt.«
    Der dunkle Schatten von Wessely vor dem Vorhang bewegte sich. Er schien ein paar Schritte hin und her zu gehen. Das Gesicht und der Kragenspiegel schwebten in der Dunkelheit.
    »Daran können wir anknüpfen«, sagte er. »Was genau wissen Sie?«
    Mara fasste alles zusammen, was ihr einfiel. Die Verbindungen der Geige in die Vergangenheit. Die Geschichte der Sekte. »Deborah hat mir genau dasselbe gesagt«, fügte sie hinzu. »Nachdem ich in Grittis Wohnung war, hat mich ihr Helfer abgefangen. Sie haben mich entführt – und dann wollten sie mich umbringen, aber ich konnte fliehen.«
    »Wie ist Ihnen das gelungen?«, fragte Wessely, und in seiner Stimme war deutlich Argwohn zu erkennen.
    Glaubte er ihr etwa nicht?
    »Ich kann mir auch kaum vorstellen, wie das gegangen sein soll«, sagte nun Lechner. »Der Helfer von Deborah Fleur heißt Peter Quint. Er war kurz bei der CIA . Wussten Sie das nicht?«
    Mara erschrak, aber dann wurde ihr klar, dass das ja nicht stimmen musste. Wahrscheinlich übertrieb Lechner maßlos.
    »Nein, ich wusste es nicht.«
    »Erklären Sie uns, wie Sie es geschafft haben zu entkommen.«
    Sie berichtete von der Fahrt in den Wald, schilderte die Situation, als der Mann vor ihr stand und auf sie schießen wollte. Was war genau geschehen, dass er nicht einfach abdrückte? Dass er es nicht zu Ende brachte? Sie musste einen Moment nachdenken, dann wusste sie es. Er wollte ihr Handy. Wahrscheinlich damit sie es nicht bei sich hatte, wenn sie tot auf dem Abhang lag. Damit man nicht herausfinden konnte, mit wem sie telefoniert hatte. Um Spuren zu verwischen.
    »Er wollte nicht das Gerät«, sagte Wessely. »Er wollte Ihre Musik. Hat er diese Musik jemals zuvor gehört? Kannte er sie?«
    »Warum nicht? Er könnte in einem meiner Konzerte gewesen sein …«
    »Nein, das meinen wir nicht«, sagte Lechner. »Wir sprechen von anderen Situationen. Im Konzert geht zu viel verloren. Da sind die Leute abgelenkt. Die Musik entfaltet ihre Wirkung schon, aber nicht so stark …«
    »Was meinen Sie denn?«, fragte Mara.
    »Hat er gehört«, fragte Wessely, »wie Sie für sich auf der Geige improvisiert haben? Nur Sie alleine? Ohne die Anforderung, vor einem Publikum zu spielen? Eine Situation, in der sie es

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