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Die Päpstin

Titel: Die Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Schutzgebiet des Sankt Peter, der die Schlüssel zum himmlischen Königreich in den Händen hält! ›Du
     bist Petrus‹, hat Jesus gesagt, ›und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.‹ Was fürchtet ihr euch? Glaubt ihr, Gott
     läßt es zu, daß sein heiliger Altar geschändet wird?«
    Mit einemmal kam Bewegung in die Menge. Vereinzelte Stimmen erhoben sich und antworteten: »Hört auf den Heiligen Vater! Sergius
     hat recht!«
    »Haben wir nicht unsere päpstliche Garde und unsere Miliz?« Mit einer umfassenden Armbewegung zeigte Sergius auf die Soldaten
     der Garde; die Männer reagierten, indem sie Haltung annahmen, ihre Speere hoben und sie drohend schüttelten. »Das Blut unserer
     Ahnen strömt durch ihre Adern; sie besitzen die Kraft des allmächtigen Gottes! Wer sollte gegen sie bestehen?«
    Die Menge stieß wilde Jubelschreie aus. Roms heroische Vergangenheit war noch immer eine Quelle des Stolzes, und die militärischen
     Triumphe des Cäsar, des Pompejus und des Augustus kannte jeder Bürger der Stadt.
    Johanna betrachtete Sergius voller Staunen. War dieser heldenhafte Mann tatsächlich der kranke, schwächliche, entmutigte und
     übellaunige Greis, dem sie vor Jahren zum erstenmal begegnet war?
    »Laßt die Ungläubigen nur kommen!« rief Sergius. »Laßt sie ihre Waffen gegen diese heilige Feste erheben! Ihr Mut wird an
     den Mauern unserer Stadt zerbrechen, die vom Allmächtigen selbst bewacht werden!«
    Johanna spürte, wie sich eine Woge der Begeisterung erhob, um dann mit einem gischtenden Aufruhr von Emotionen über die Menge
     hinwegzutosen. Sie selbst war keine Römerin und stand mit beiden Beinen ohnehin zu fest auf der Erde, als daß auch sie von
     dieser Woge mitgerissen werden konnte, doch die Menge reckte die Fäuste empor; die Köpfe hoch erhoben, riefen die Menschen
     mit funkelnden Augen und donnernden Stimmen im Gleichtakt:»Sergius! Sergius! Sergius!«
     
    |423| Auf Befehl des Papstes verbrachten die Bewohner Roms die nächsten beiden Tage mit Fasten und Beten. Die Altäre sämtlicher
     Kirchen erstrahlten in hellem Glanz, von einem Meer von Opferkerzen erleuchtet. Überall wurde von Wundern berichtet. Die goldene
     Statue in der Kapelle des heiligen Cosmas hatte angeblich die Augen bewegt und eine Litanei gesungen, und der Heiland am Kreuz
     über dem Altar der Kirche Sankt Hadrian hatte Tränen aus Blut vergossen. Diese und andere Wunder wurden als Zeichen des göttlichen
     Segens und der Gunst des Allmächtigen gedeutet. Tag und Nacht erklang das
Hosianna
aus Kirchen und Klöstern, als der Klerus der Stadt dem Aufruf des Papstes folgte und sich darauf vorbereitete, dem Feind mit
     der unbezwingbaren Kraft ihres christlichen Glaubens zu begegnen.
    Am 26. August, kurz nach Anbruch der Dämmerung, hallte der Ruf von den Mauern. »Sie kommen! Sie kommen!«
    Die entsetzten Schreie der Menschen drangen sogar durch die dicken steinernen Wände des Patriarchums.
    »Ich muß hinaus auf die Brustwehr«, verkündete Sergius. »Wenn die Leute mich sehen, dann wissen sie, daß sie nichts zu befürchten
     haben.«
    Arighis und die anderen
optimates
erhoben Widerspruch und erklärten, daß es viel zu gefährlich sei, doch Sergius blieb eisern entschlossen. Widerstrebend führten
     die anderen ihn zur Stadtmauer und suchten sorgsam eine Stelle aus, an der die Mauer ein Stück höher aufragte und besseren
     Schutz bot.
    Die Menschen jubelten, als Sergius die Stufen hinaufstieg. Dann wandten aller Augen sich nach Westen. Eine gewaltige Staubwolke
     schimmerte in der Luft, aus der die Sarazenen in wildem Galopp zum Vorschein kamen; ihre weite Kleidung flatterte im Reitwind
     hinter ihnen wie die Flügel riesiger Raubvögel. Ein schrecklicher Kriegsschrei erhob sich – ein langes, schrilles Heulen,
     das die Luft erbeben ließ und allen, die es vernahmen, einen Entsetzensschauer über den Rücken jagte.
    »Deo, iuva nos«,
stieß einer der Priester mit zitternder Stimme hervor.
    Sergius hob ein kleines, mit Edelsteinen besetztes Kruzifix in die Höhe und rief: »Christus ist unser Heiland und unser Schild!«
    Die Stadttore wurden geöffnet, und die päpstliche Miliz marschierte tapfer hinaus, um dem Feind entgegenzutreten. |424| »Tod den Ungläubigen!« brüllten die Männer und reckten ihre Schwerter und Speere empor.
    Die feindlichen Heere trafen mit einem ohrenbetäubenden Geräusch von klirrendem Stahl aufeinander, lauter als der Lärm aus
     tausend Schmiedewerkstätten. Binnen

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