Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
immer an. Ich hatte das Gefühl, er überprüfte, ob ich das sarkastisch meinte oder ernst. Konnte er Gedanken lesen oder so was in der Art? In seinem Blick flackerte etwas und er lächelte leicht.
»Keine Ursache. Gern geschehen. Glaubst du, wir können zurück in den Unterricht?« Er erhob sich mit dieser unnachahmlichen Eleganz.
Ich hievte mich schwerfällig aus dem Sessel und sah auf die Uhr.
»Hm. Jetzt hätten wir Mathe. Chemie haben wir verpasst«, stellt Lee fest. »Bist du sicher, dass du Mr Selfridge gegenübertreten kannst ohne einzuschlafen?«
»Ich muss. Ich bin nicht die Hellste in Mathe und kann es mir nicht leisten, Stunden zu verpassen.«
Er musterte mich erneut, als würde er versuchen meine Gedanken zu lesen.
Schnell erklärte ich: »Danke. Ehrlich. Du hast mich gerettet.«
Er nickte und wir gingen zurück zur Schule.
»Eine Frage habe ich noch«, sagte er unvermittelt, kurz bevor wir die Schule erreichten. »Was sollte dieser Zettel?«
Ich sah ihn fragend an, dann fiel er mir wieder ein. Ich kicherte. »Das ist so eine Art Spiel, das sich Corey ausgedacht hat. Einer von uns denkt sich eine Aufgabe aus, die während des Unterrichts gelöst werden muss. Aber nur bei den besonders langweiligen Lehrern und in den Stunden, wo wir alle zusammen sind. Es ist albern, ich weiß, aber es ist tatsächlich erheiternd.«
Lee grinste. »Dann gehe ich davon aus, dass Mrs Crobb schwer zum Lachen zu bringen ist.«
»Das war ein unmögliches Unterfangen«, stimmte ich zu.
»Hm. Und was passiert, wenn die Aufgabe nicht erfüllt wird?«
Ich kaute auf meiner Unterlippe. »Na, dann ist es halt so.«
»Das ist langweilig«, sagte Lee bestimmt. »Ihr braucht einen Anreiz, sonst bemüht sich keiner richtig.«
Ich sah ihn skeptisch an. »Was meinst du?«
»Na ja, eine Art Pfand, die hinterlegt wird und eingelöst werden muss. Und derjenige, der gar nichts versucht hat, sollte bestraft werden.«
»Bestraft werden? So wie am nächsten Tag in Unterhosen aus dem Sportunterricht kommen?«
Lee sah amüsiert auf mich herunter. Meine Güte, er war wirklich groß.
»Ich dachte eher an eine Runde Eis.«
»Oh.« Gott, für wie masochistisch musste er mich jetzt halten? Zum Glück rettete mich die Glocke zur Mittagspause. Wir mischten uns unbehelligt unter die zur Cafeteria strömenden Schüler.
Felicity stand ungeduldig wippend an der Tür. Offensichtlich hatte sie auf uns gewartet. Vielmehr auf Lee.
»Da bist du ja endlich!«, rief sie und hakte sich an seinem Arm unter. Ihr Blick war regelrecht schmachtend.
»Unglaublich, du bist erst den zweiten Tag hier und machst schon blau«, säuselte sie.
»Als Blaumachen würde ich das nicht gerade bezeichnen«, wehrte er verlegen ab. »Felicity fühlte sich nicht wohl …«
»Hat dir noch niemand gesagt, dass die Stadt oft in Geschichte einschläft?«, erklärte sie ihm, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
»Das musst du ihm nachsehen«, unterbrach ich höflich. »Er ist ja erst den zweiten Tag hier. Aber jetzt hast du eine Stunde Zeit, ihn von allen meinen Unarten in Kenntnis zu setzen.«
Ich zwinkerte Lee noch einmal zu und mischte mich unter die Menge.
»Geht’s wieder?«, fragte Phyllis mitfühlend, als ich mich zu ihr und den anderen an den Tisch setzte.
»Ich habe drei Kaffee getrunken und was gegessen. Ich fühle mich so fit, wie seit Tagen nicht.«
Ich sah Jaydens skeptischen Blick.
»Wirklich«, betonte ich trotzig.
»Warum ist dir dann nicht aufgefallen, dass du dein T-Shirt links herum anhast?«
Entsetzt sah ich an mir herunter. Vor Scham wäre ich am liebsten im Erdboden versunken.
Ich trug es nicht nur auf der linken Seite. Ich trug es auch noch falsch herum. Das Schildchen hing an meinem Hals.
DER NEUE
Mum war zum Glück schon im Pub und Mrs Collins hatte mich über die Lieferung Bierfässer informiert. Als ob ich nicht wüsste, dass jeden Dienstag Bier geliefert würde.
Ich kochte mir Nudeln mit Soße, bügelte ein paar Klamotten und machte mich dann fertig für den Französischkurs, der zweimal die Woche abends stattfand.
Zwei Pubfreie Abende die Woche. Obwohl Mum und Mrs Collins das anders sahen. Ich wusste, dass es Mum am liebsten wäre, wenn ich den Pub übernehmen und ihr schon jetzt ständig dort helfen würde. Meine Vorstellung von der Zukunft sah allerdings anders aus. Ich wollte Lehrerin werden. Ich wollte mit Kindern zusammenarbeiten. Ich wollte keinesfalls Abend für Abend hinter einer Theke hocken, mich mit Betrunkenen
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