Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
Loch.
Lee hob eine Augenbraue und lächelte sein charmantestes Lächeln. Felicity Stratton hätte sich jetzt wahrscheinlich alle Kleider vom Leib gerissen. Ich dagegen fühlte mich schrecklich. Ich schämte mich für diesen Pub. Wenn der Star Club jemals hierher käme, hätte ich in der Schule nie mehr Ruhe. Sie würden mich hänseln, bis ich irgendwann aufgab und abging. Und Lee gehörte zum Star Club. Zumindest teilweise.
»Seit wann bist du zurück?«, fragte ich verblüfft.
»Hast du mich vermisst?«, fragte Lee augenzwinkernd.
Ich stöhnte und zapfte Ed ein neues Bier.
»Ich nehme auch eines«, sagte Lee und deutete auf das Bier.
»Du bist minderjährig«, sagte ich und zapfte Mike nach.
»Das bin ich nicht und das weißt du.« Lee suchte meinen Blick, als ich vor ihm stand. Er hatte die Augen ein wenig verengt, als versuchte er meine Gedanken zu lesen. »Ich habe eine Wette gewonnen«, erinnerte er mich.
Oh. Mist. Das hatte ich vergessen. Kurzerhand griff ich hinter mir ein frisches Glas, zapfte und stellte es vor ihm ab.
»Okay, hier, das geht aufs Haus. Damit habe ich meine Wettschuld eingelöst. Du verschwindest und lässt mich meine Arbeit machen. Wir sehen uns morgen in der Schule.«
Den letzten Satz hätte ich nicht sagen sollen, denn Mike und Stanley wurden hellhörig. Sogar Ed hob neugierig den Kopf und musterte Lee.
»Ist das etwa der Kerl?«, fragte Mike. Mit einem Mal klang er feindselig.
Stanley sprang auf. »Der IRA-Agent?«
Verdammt, es war wohl schon ein Bier zu viel gewesen. Lee sah verwirrt von den beiden zu mir. Ich wollte gerade um den Tresen eilen, als Ed eine Hand ausstreckte und sie Stanley auf die Schulter fallen ließ.
»Was ist?«, fragte Stanley brummig. »Er ist ein Schläfer. Hast du doch gehört. Schönlingen wie dem darf man nicht trauen.«
»Ist er nicht. Lass es«, sagte Ed. Mike, Stanley und ich erstarrten. Ed hatte noch nie in Gegenwart von Fremden gesprochen. Wenn Ed einen Jackie-Chan-Salto gemacht hätte, hätten wir nicht verblüffter sein können.
»Woher willst du das wissen?«, fragte Mike.
Aber Ed schwieg wieder und trank einen weiteren Schluck Bier.
Lee hatte die Szene interessiert beobachtet. »Stell mich doch bitte vor, Felicity.«
Ich zögerte. Der Gedanke ihn als Iren vorzustellen, schoss mir durch den Kopf. »Stanley, Mike, Ed, das ist Lee FitzMor. Er ist neu an unserem College und sitzt in sämtlichen Fächern neben mir. Ob er ein IRA-Schläfer ist, habe ich noch nicht herausgefunden, aber immerhin ist er gut in Mathe, Französisch und Englisch.«
Stanley und Mike wirkten noch nicht vollends überzeugt, aber sie nickten Lee zu. Ed hatte sich wieder in sein Schneckenhaus zurückgezogen.
»Wo kommst du her?«, eröffnete Stanley die Inquisition.
»Ich bin in London geboren«, erklärte Lee ruhig.
Mike und Stanley tauschten einen unsicheren Blick. Ihre These vom IRA-Agenten war damit hinfällig, es sei denn …
»Sind deine Eltern aus London?«, fragte Mike vorsichtig.
»Meine Mutter ja. Mein Vater ist aus Somerset.«
»Was willst du hier?«
»Ein Bier trinken.«
Die drei Stooges sahen sich ratlos an. Lee schien das Ganze großen Spaß zu machen. Mir wurde es allmählich peinlich.
»Okay, das reicht«, erklärte ich ernsthaft, trocknete meine Hände ab und trat hinter der Theke vor. »Lee und ich sind verabredet. Wir wollten ins Kino. Ich sag Mum Bescheid und bin dann weg.« Doch ich musste gar nicht erst ins Hinterzimmer, Mum kam soeben heraus.
»Hallo, Felicity. Danke für deine Hilfe. Diese Steuer macht mich fertig.«
Ihr Blick fiel auf Lee und ihre Augen weiteten sich. Kein Wunder, er sah wieder mal umwerfend aus. Ob er auch normal aussehen konnte? Ich musste wirklich etwas an meinem Äußeren tun. Wenn das so weiterging, würde ich als Vogelscheuche neben Mr Universe in die Geschichte des Horton College of Westminster gehen.
»Hey, Patty, komm mal her. Kennst du schon Felicitys neuen Freund?« Mittlerweile strahlte Stanley, als stünde Prinz Harry neben ihm.
»Sehr erfreut, Mrs Morgan«, sagte Lee artig.
»Und Sie führen mein kleines Mädchen aus, Mister …?«
Irritiert beobachtete ich an meiner Mutter die gleiche Reaktion wie bei Mrs Haley-Wood und Matilda. Sie strich sich über die Haare und klimperte mit den Wimpern, ehe sie Lee die Hand reichte.
»FitzMor, Ma’am. Bitte sagen Sie Lee zu mir. Wir wollten uns einen Film ansehen. Felicity wird pünktlich um elf Uhr zu Hause sein.«
Mum sah aus, als wäre es völlig
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