Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
gleichgültig, wann ich zu Hause wäre, Hauptsache Lee käme mit. Wortlos drehte ich mich um und ging zur Tür.
Lee holte mich auf dem Gehweg ein. »Ich wusste gar nicht, dass wir ein Date hatten.«
»Haben wir auch nicht. Ich gehe jetzt nach Hause und du machst das Gleiche.« Ich war sauer. Vermutlich, weil ich mich schämte. Für den schäbigen Pub und die drei Stooges, die sich überall einmischten. Außerdem fühlte ich mich von Mum verraten. Warum reagierte sie genauso wie alle anderen Frauen in Lees Gegenwart? Merkte denn niemand, dass mit ihm etwas nicht stimmte?
»Sei nicht so zickig«, sagte Lee und ging weiter gelassen neben mir her. »Welchen Film möchtest du gerne sehen?«
Entnervt blieb ich stehen. »Keinen! Ich will heim. Ist das so schwer zu kapieren?«
Lee sah mich nachdenklich an. Er wirkte schon wieder, als würde er ergründen wollen, was ich empfand. Dabei war das ja wohl unmissverständlich.
Aber er ließ nicht locker: »Ich verstehe, dass du einen harten Tag hattest. Lass dich doch einfach mal verwöhnen. Ich lade dich ein.«
»Du hast mich schon zu oft eingeladen. Ich kann mich nicht revanchieren.«
»Du musst dich nicht revanchieren. Ich mache das gern. Welchen Film möchtest du sehen?«
Diesmal sah ich ihm fest in die Augen. »Ein Nein kennst du nicht, oder?«
Er zuckte die Achseln und lächelte, wobei er einen Mundwinkel höher zog als den anderen. Das war bei anderen Mädchen bestimmt eine unschlagbare Waffe. »Nö. Sieh mich an. Wer kann dem schon widerstehen?«
Zumindest hatte er Humor. Ich heute Abend dagegen nicht. »Ich. Frag stattdessen deine Felicity. Sie ist sicher überglücklich über die Einladung. Außerdem passt ihr beide besser zusammen.« Ich setzte meinen Weg fort.
»Warum?« Lee holte mit zwei Schritten auf. »Warum passt Felicity Stratton besser zu mir als Felicity Morgan?«
Das war keine Antwort wert. Das war offensichtlich.
»Weil sie so stylisch ist?«, hakte Lee nach. »Weil ihre Eltern reich sind? Weil ihre Freunde aus reichen Elternhäusern stammen?«
Damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Musste ich es wirklich bestätigen?
»Du bist wirklich kleinlich, Felicity.« Lees Stimme klang auf einmal frostig.
Ich ging stur weiter.
»Du hältst mich also für so oberflächlich, dass ich auf das aufgemotzte Aussehen eines verwöhnten Teenagers hereinfalle.«
»Nichts für ungut, Lee«, sagte ich und fühlte den Anflug eines schlechtes Gewissen. »Aber die meisten sind von ihr und den anderen vom Star Club hingerissen. Du bist ein aufgewecktes Kerlchen, das wird dir also auch schon aufgefallen sein.«
Daraufhin schwieg er erst mal eine Zeit lang. Doch kurz bevor wir in meine Straße einbogen, blieb er stehen und hielt mich fest. Sofort durchzuckte mich wieder dieser leichte Stromschlag. Aber diesmal ließ er mich nicht los. Es kribbelte an der Stelle, wo seine Hand meine Haut berührte.
»Du hast Recht. Die meisten Schüler am College sind so gestrickt. Aber ich nicht.« Er sah mir eindringlich in die Augen. »Hast du je ein paar Minuten in der Gesellschaft dieses sogenannten Star Clubs verbracht? Bestimmt nicht, sonst wüsstest du, wie langweilig und hohlköpfig die sind. Sie interessieren sich für Kosmetik, Frisuren und lästern über ihre Mitschüler. Sie lästern sogar über jeden aus ihrem Club, der gerade nicht anwesend ist. Cynthias neuen Rock, Jacks ungezupfte Augenbrauen, Avas angestrebte Filmkarriere. Weißt du, was ich von einem solchen Verhalten denke? Es widert mich an. Phyllis würde nie über dich herziehen, sobald du auf Toilette bist, Nicole nervt zwar manchmal Coreys Gehabe, aber trotzdem hält sie den Mund, Jayden findet die Nachrichten interessanter als die Klamotten seiner Mitschüler, Ruby weiß mehr über Literatur und Politik als manch ein Lehrer und du …« Er sah mir tief in die Augen und holte tief Luft. »Du … du bist schrecklich loyal. So loyal, dass du dich lieber kaputt machst, als einmal Nein zu sagen.«
Seine Hand lag noch immer auf meinem Arm. Das Kribbeln war stärker, intensiver. Es ging unter die Haut, direkt in mein Blut und weitete sich aus. Mir wurde warm und schummerig zugleich.
»Kannst du nicht verstehen, dass ich eine solche Gesellschaft dem Star Club vorziehe?«
»Warum sitzt du trotzdem bei ihnen, wenn sie so oberflächlich und arrogant sind?« Ich war froh. Meine Stimme hatte nicht versagt und mein Verstand schaltete sich noch nicht komplett aus.
Auf einmal wirkte Lee verlegen. Er sah kurz
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