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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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Aber ein anderer Uigure hielt ihm die Spitze seines Schwertes an die Kehle. »Vorsicht«, stieß der Uigure grimmig hervor. »Ich werde dich Respekt lehren!«
    Er hob sein Schwert und holte aus.
    »Lass ihn!«, gebot ihm die Stimme des Narbigen.
    Irritiert senkte der andere Uigure die Klinge. »Wieso hast du Mitleid mit einem wie dem? Er hat dich doch angreifen wollen!«
    »Mein Vater wollte mich nur schützen!«, mischte Li sich ein.
    Der Mann mit der Narbe achtete jedoch nicht weiter auf die junge Frau. Er deutete auf die Werkstatt, aus deren Fenstern jetzt dunkle Rauchsäulen quollen. »Gehört dir die Werkstatt?«, fragte er in barbarischem Chinesisch.
    »Ja.«
    »Also bist du einer, der den Stoff macht, auf dem die gemalten Worte stehen!«
    »Ja, so ist es.«
    »Gepriesen sei Allah!«, stieß er hervor und sandte dabei einen Blick in Richtung des Himmels. Er deutete auf das Schöpfsieb, das zuvor achtlos in den Staub geworfen worden war. »Dann gehört dir das?«
    »Ja«, nickte Wang.
    »Beim Propheten, ich habe deinesgleichen schon dabei zugesehen, wie ihr das Papier schöpft, auch wenn ich nicht verstanden habe, was man eigentlich dazu tun muss. Aber egal, so einen wie dich brauche ich!« Der Mann mit der Narbe ergriff das Sieb und warf es Wang zu. Dieser fing es auf. »Mag sein, dass du die Worte des Propheten nicht zu lesen vermagst, aber Allah wird sehen, dass ich dabei geholfen habe, sein Buch zu verbreiten, indem ich dich schlitzäugigen Heiden gefangen nahm! Wir nehmen alle mit, die zu dir gehören, Mann! Und dein Sieb behalte bei dir – denn du wirst schon sehr bald beweisen müssen, dass du die Wahrheit gesprochen und mich nicht angelogen hast!« Er bedachte Wang mit einem abschätzigen Blick und wandte sich anschließend an jenen Krieger, der Wang gerade noch den Kopf hatte abschlagen wollen. »Pass auf diesen Mann besonders gut auf und krümme ihm und allen, die für ihn arbeiten, kein Haar, Mahmut!«
    »Wie du befiehlst, Herr!«, gab Mahmut etwas irritiert zurück.
    Der Mann mit der Narbe klopfte ihm heftig auf die Schulter. »In Samarkand und Buchara schreiben persische Gelehrte angeblich jeden Tag ein Buch! Sie diktieren ganzen Heerscharen von Kalligrafen ihre Weisheiten und füllen Bibliotheken, die so unsagbar groß sind, dass Allah es einem einfachen Mann wie mir nicht gestattet, sich das wirklich vorstellen zu können! Man braucht dort so dringend Papier wie das Wasser zum Trinken, und ich habe gehört, dass man einen guten Preis für einen Papiermacher erzielen kann, der sein Handwerk versteht!«
    »Allah hat dir Weisheit gegeben, Herr!«, meinte Mahmut unterwürfig. Offenbar gehörte er zu der noch kleinen, aber immer zahlreicher werdenden Gruppe unter den Uiguren, die den Worten des Korans folgten, während gemeinhin der Glaube an Mani und an einen immerwährenden Kampf zwischen dem Licht und der Dunkelheit unter den Uiguren am meisten verbreitet war. Mahmuts Haltung straffte sich. Er hob den Blick und sah abwartend zu seinem Anführer.
    Der Narbengesichtige machte eine ausholende Geste und rief den in der Nähe wartenden Männern zu: »Es muss noch mehr Papiermacher hier geben. Findet sie alle! Man wird uns ihr Gewicht in Silber aufwiegen!«
    »Wir sollten allerdings trotzdem so schnell wie möglich von hier verschwinden, Toruk!«, meinte Mahmut. »Der Kaiser von Xi Xia wird Jagd auf uns machen, bis wir die Grenzen seiner Herrschaft hinter uns gelassen haben!«
    Toruk, der Narbengesichtige, lachte heiser auf. »Der Kaiser von Xi Xia ist ein armseliger Narr, der anscheinend glaubt, dass er sich nur denselben Titel zu geben braucht wie der Herr des Reichs der Mitte. Aber bei der Weisheit des Propheten Mani! Ein Sohn des Himmels wird dieser tangutische Emporkömmling nie werden – und vor seiner armseligen Macht braucht auch niemand zu zittern!« Toruk wandte sich noch einmal Wang zu. »Zeig uns, mit wem du dein Handwerk verrichtest!«, forderte er. »Na los!«
    Wang deutete auf Gao. »Das ist mein Geselle, und meine Tochter Li habe ich auch in die Geheimnisse dieser Kunst eingewiesen. Sie hat den Grad meisterlicher Vollkommenheit bereits erreicht.«
    Toruks Blick wanderte zu der jungen Frau. Li gefiel die Art und Weise nicht, wie der Uigure sie ansah. Sein Gesicht verzog sich.
    »Bist du noch Jungfrau?«, fragte er.
    »Ja, Herr«, antwortete sie.
    »Auch dafür ließe sich ein guter Preis erzielen! Wir werden sehen, für welches deiner Talente das Gebot höher ist!«
     

Zweites

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