Die Partie. Thriller (German Edition)
Carlo, wobei er mit der rechten Hand wedelt und das Gesicht verzieht. »Das Lehramt ist Unsinn! Ich habe den falschen Beruf ausgesucht, ganz bestimmt, jetzt bin ich zu alt, um mir etwas Neues zu suchen. Ich hätte wenigstens Geschichtslehrer werden sollen, aber jetzt unterrichte ich nur Fremdsprachen – widerlich! Die Schüler interessieren sich entweder nicht dafür, oder sie sind sprachbegabt und wissen alles schon. Schwachsinn.«
»Also wollen Sie jetzt Autor von historischen Büchern werden?«
»Damit verdient man kein Geld. Da sollte ich besser einen Krimi schreiben, so wie es die Deutschlehrer in ihrer Freizeit machen.«
Kimski zuckt mit den Schultern.
»Aber bleiben wir ruhig bei dir, Leonard Kimski, was machst du so beruflich? «
»Ich bin Kommissar bei der Mordkommission«, sagt Kimski, und bereut sofort, dass er so voreilig die Wahrheit gesagt hat.
»Oh!«, Carlo pfeift durch die Zähne. »Das ist spannend! Da muss ich nachhaken. Es gibt eine Sache, die mich immer schon interessiert hat – natürlich auch für den Fall, dass ich doch einmal einen Krimi schreiben sollte, ha – wie sieht das bei euch Kommissaren eigentlich mit dem Privatleben aus?«
»Äh ...«
»Na komm schon, muss doch schwer sein, eine normale Beziehung aufrechtzuerhalten, bei dem düsteren Job! Und die Arbeitszeiten – wie sind die so?«
Kimski schweigt.
Carlo beugt sich ein Stück vor. Kimski spürt, dass sein Gegenüber bereit wäre, ihm jede kleine Information notfalls eigenhändig aus der Nase zu ziehen.
»Hast du eine Freundin, Leonard?«
»Hast du etwa eine?«, sagt Eva.
»Was denn? Das interessiert mich eben, ja und?«
Kimski greift nach dem verklebten Glas und nimmt einen tiefen Schluck.
»Na ja«, sagt Carlo, »aber wenigstens dein Vater wird stolz auf dich sein, dass du Polizist geworden bist, nicht?«
»Mein Vater liegt in einem Pflegeheim«, sagt Kimski, obwohl es keine Antwort auf die Frage ist.
»Oh.«
»Ich bin zur Polizei gegangen, um ihm eins auszuwischen.«
»Ja. Das erklärt, warum du jetzt so unzufrieden bist mit dem Leben. Du bist doch unzufrieden? Ich sehe es sofort, wenn es irgendwo unter der Oberfläche brodelt.«
Eva wirft Carlo einen scharfen Blick zu.
»Also gut!«, ruft dieser entzückt aus und erhebt sich. »Bevor die Stimmung noch weiter sinkt, wenden wir uns der Arbeit zu. Der kryptische Zettel! Einen Moment.«
Carlo springt in einen Haufen Kartons und wühlt sich durch Aktenordner und Zettelberge. Nach zwei Minuten hat er einen Stapel Papiere zusammengesucht, mit denen er zurück zur Couch kommt.
»Hier«, sagt er und knallt die Unterlagen auf den Tisch, neben den verschütteten Martini. »Die waren in meinem Ordnungssystem unter Kryptografie einsortiert. Das sind alles Schlüssel für Zifferncodierungen.« Er wendet sich an Eva. »Gibst du mir bitte die Nachricht.«
Eva händigt ihm das Blatt aus. Er legt es auf seinen Schoß, greift sich eine Seite aus dem Stapel und beginnt die Ziffernfolge mit den Daten zu vergleichen. Kimski sieht ihm über die Schulter.
Es ist sonderbar, denkt er, Carlo wirkt jetzt, beim Arbeiten, überhaupt nicht mehr betrunken wie noch ein paar Minuten zuvor.
»Nein. Das macht keinen Sinn«, sagt Carlo und holt den nächsten Zettel hervor. Es handelt sich um handschriftliche Notizen, die Kimski nur schwer entziffern kann.
»Auch nicht.«
Nach dem siebenundzwanzigsten nicht passenden Entschlüsselungscode unterbricht Carlo seine Arbeit und holt eine Flasche Rotwein aus der Küche.
»Ich weiß nicht – die verbreitetsten Codes habe ich schon durchprobiert. Kann sein, dass ich keinen Erfolg haben werde. Worum geht es denn bei der Sache eigentlich? Vielleicht hilft es mir, wenn ich weiß, wer euch die Nachricht gegeben hat, um herauszufinden, um was für einen Code es sich hier handelt.«
»Ein Informant«, sagt Eva. »Ein Informant, der auf äußerste Geheimhaltung Wert legt. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
»Na gut.« Carlo setzt sich und gießt sich sein Martiniglas mit Rotwein voll. »Kann es sein, dass euer Informant zu viele Romane von Dan Brown gelesen hat?«
Carlo zieht ein paar vergilbte Buchseiten hervor, die lose übereinandergestapelt in einer Klarsichthülle stecken.
»Hier, das ist ein echter Schatz.«
»Was ist das?«
»Ein paar Seiten aus diesem Illuminatenbuch. Wie hieß das denn noch.« Er holt die Seiten aus der Hülle und blättert sie durch.
»Ah, hier steht es, haltet euch fest, das ist ein Hammertitel – Einige
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