Die Partie. Thriller (German Edition)
Carlo.
»Wer weiß«, entgegnet Kimski.
Oben auf der Seite steht als Überschrift: Die schon bekannte Chiffre des Illuminaten-Ordens. Darunter ist folgender Verschlüsselungscode aufgeführt:
12. 11. 10. 9. 8. 7. 6. 5. 4. 3. 2. 1.
a b c d e f g h i k l m
13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21.
n o p q r s t u w
22. 23. 24.
x y z
Unter dem Absatz folgen Codewörter für die bayerischen Städte und für die Namen der Monate.
»Dann wollen wir mal sehen.« Carlo betrachtet die Seite einen Moment lang. »Ist das nicht putzig! Der Codename für München ist Athen, Freising ist Theben, Bamberg Antiochia, Würzburg Karthago und Landshut ist Delphi!«
Ein grimmiger Blick von Kimski, dann macht Carlo sich an die Arbeit. Es dauert keine drei Minuten, bis er die Nachricht entschlüsselt und auf ein sauberes Blatt übertragen hat.
»Bingo! Wir haben einen Gewinner.«
Kimski nimmt das Blatt in die Hand und liest.
»Ich habe die Wörter so getrennt, wie es sinnvoll schien«, erklärt Carlo. »U und V waren damals noch ein und derselbe Buchstabe. Ich habe also, wenn nötig, U und V ausgetauscht.«
»Steigt der Wanderer auf Mannheims Mauern / sieht er in der Ferne schon / ein Bildnis der von Parckstein lauern / strahlend in ihrem sanften Ruhm. Gezeichnet Carl Theodor ... Was soll das sein?«
»Das?«, sagt Carlo. »Das ist ein schlechtes Gedicht.«
»Ja, aber was soll das bedeuten?«
»Also, euer Kontaktmann behauptet, dieser Schüttelreim hier wäre von Carl Theodor geschrieben, das kann ich mir aber nicht vorstellen. Ich denke, derjenige, der euch diesen Zettel zugespielt hat, hat es selbst geschrieben. Den Namen Carl Theodor benutzt er wohl als Codenamen für sich. Das haben die Illuminaten nämlich auch immer gemacht. Hat sich der Informant euch gegenüber bisher als Carl Theodor bezeichnet? Wie auch immer«, fährt Carlo fort. »Was sehr interessant ist, ist die Sache mit dem Bildnis der von Parckstein.«
Er steht auf und holt ein Buch aus einem Regal, das schief an der Wand lehnt. Er durchblättert es hastig und kommt dann wieder zu den beiden an den Tisch.
»Hier steht es. Meine Erinnerung hat mich also nicht getäuscht.«
Carlo liest in dem schmalen Band, ohne einen Laut von sich zu geben. Kimski beugt sich zu ihm herüber, um wenigstens den Buchtitel auf dem Buchrücken entziffern zu können – Prinzessinnen und Favoritinnen. Kurpfälzische Frauengestalten am Mannheimer Hof .
»Carl Theodor hatte eine Mätresse, die er sehr geliebt hat«, beginnt Carlo den Inhalt des Abschnitts zusammenzufassen. »Eine Schauspielerin namens Françoise Desprès-Verneuil. Nachdem sie dem Herrscher eine Tochter geboren hatte, ließ er sie in den Adelsstand erheben, von da an trug sie den Titel Freifräulein von Parckstein.«
Carlo erzählt vom frühen und tragischen Tod der Dame, davon wie am Boden zerstört der Herrscher in der Folgezeit war und von dem Gemälde, das der Kurfürst von einem jungen Maler namens Mannlich anfertigen ließ. »Und dann heißt es hier in dem Buch, es sei nicht bekannt, wo das Gemälde abgeblieben ist.«
18
Eva liest den Text, den Carlo entschlüsselt hat, zum dritten Mal. Kimski ist auf der Toilette verschwunden. Carlo nutzt die Gelegenheit und setzt sich neben Eva.
»Er ist also Polizist«, sagt er leise und lächelt.
»Ja«, erwidert sie, dreht sich um und blickt durch den Flur in Richtung Badezimmer, um sicherzugehen, dass Kimski noch nicht zurückkommt.
»Dann kommst du mit deinem Undercover-Projekt also weiter?.«
»Ja, aber halte dich bitte zurück und verplappere dich nicht, wenn er wiederkommt.«
»Ist klar, der Kommissar weiß natürlich nicht, welches Spiel du mit ihm spielst.«
»Nein, ich spiele kein Spiel mit ihm.«
»Logisch. Aber gut aussehen tut er schon. Müsste doch dein Typ sein ...«
»Halt die Klappe«, sagt sie und lacht.
»Na, hör mal. Er hat starke Oberarme und einen Waschbrettbauch. Ein kantiges Gesicht und kurze Haare. Er ist groß, und wenn ich mich nicht täusche, hat er sogar blaue Augen. Da kann man als Mann schon mal neidisch werden.«
Kimski tritt auf den Flur und läuft auf das Wohnzimmer zu. Er bemerkt, dass Carlo sich laut räuspert, als er den Raum betritt. Wirklich ein komischer Kauz.
»Ich verstehe das nicht«, sagt Eva und blickt von dem Zettel auf.
»Was?«, fragt Kimski.
»Will der Verfasser der Zeilen uns mitteilen, dass man von der Stadtmauer Mannheims das verschollene Gemälde einer Mätresse des Kurfürsten sehen kann? Das macht
Weitere Kostenlose Bücher