Die Party Queen von Manhattan - Roman
Haut auf perfekter Haut.
Es gibt kaum etwas Berauschenderes, als an einem Samstagabend in New York vor dem neuesten, schicksten Club der Stadt zu stehen, umringt von hoffnungsfrohen, hinreißenden Glitzergeschöpfen, erfüllt von einer Stimmung, in der jeder Traum wahr zu werden verspricht … wenn man es nur am Türsteher vorbei in den Club schafft.
Zu meiner Überraschung hatte Will die Berichte über meinen (ausgefallenen) One-Night-Stand alles andere als begeistert aufgenommen. Als ich ihn nach der Arbeit angerufen hatte, war ich mir eigentlich ziemlich sicher gewesen, dass er von dem Artikel nichts wusste. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er so was wie den New York Scoop überhaupt las. Aber das war ein Irrtum, und zwar ein gewaltiger. Anscheinend hatte inzwischen ganz New York dieses Machwerk entdeckt - und vor allem Ellie Insiders Kolumne.
»Hallo, Bette. Dein Onkel wartet sehnlichst auf deinen Anruf. Er scharrt schon ungeduldig mit den Hufen. Augenblick, ich hole ihn«, sagte Simon leicht unterkühlt. Seltsam. Sonst fragte er mich immer, wie es mir ging oder wann ich mal wieder zum Essen kommen würde.
»Bette? Bist du das tatsächlich, meine Nichte in persona? Sag bloß, unsere frisch gebackene VIP lässt sich tatsächlich herab, ihren alten Onkel mit einem Anruf zu beglücken?«
»Wieso VIP? Wovon redest du?«
»Von einem kleinen Artikel über eine ›geheimnisvolle Fremde‹ vielleicht? Da dein neuer Freund ein ausgesprochener Medienliebling zu sein scheint, werden seine … ähem... seine Eroberungen vom Scoop getreulich aufbereitet. Oder hast du die Kolumne etwa nicht gelesen?«
»Mein neuer Freund? Du meinst wohl den erlauchten Philip Weston, hm?«
»Ebenjenen, Darling. Nicht ganz der Typ, der mir vorschwebte, als ich dir zugeredet habe, dich zu amüsieren und dir einen netten Jungen zu suchen, aber was weiß ich schon? Ich bin ja
nur ein alter Mann, der das Leben durch seine bildschöne junge Nichte genießt. Wenn du den Reizen eines reichen britischen Schnösels erliegst, kann ich es auch nicht ändern.«
»Will! Ich fass es nicht, dass ausgerechnet du glaubst, was in der Zeitung steht. Du solltest es wirklich besser wissen. Es war alles ganz anders.«
»Offenbar muss ich dir sanft, aber doch auf die Sprünge helfen. Seit ein paar Tagen liest die ganze Welt Ellie Insider. Allem Anschein nach ein hinterlistiges kleines Ding, aber sie hat den Dreh raus. Willst du behaupten, dass du nicht bei ihm übernachtet hast? Oder dass es sich um eine andere ›Neue‹ bei Kelly & Company handelt? Sollte das der Fall sein, musst du schleunigst auf einer Gegendarstellung bestehen. Du möchtest schließlich nicht, dass ein übler Geruch an dir haften bleibt.«
»So einfach ist es auch wieder nicht«, gab ich zurück.
»Ich verstehe«, antwortete er leise. »Aber eigentlich geht es mich ja auch gar nichts an. Hauptsache, du hast deinen Spaß. Alles andere ist unwichtig. Wir sehen uns Sonntag zum Brunch? Die Hochzeit für Hochzeiten hat begonnen, und demnach dürfen wir uns wohl auf einige interessante Anzeigen freuen. Zieh deine schicksten Schuhe an, Darling.«
Ich sagte zu, obwohl ich mich nicht recht wohl dabei fühlte. Es war, als hätte sich zwischen uns eine Kluft aufgetan, oder zumindest ein Spalt.
»Hi, Bette, hier bin ich!«, rief Penelope. Sie musste noch schnell ihr Taxi bezahlen und winkte mir zu.
Ich winkte zurück. »Hi, auf die Sekunde pünktlich. Elisa und der Rest der Truppe sind auch schon da, aber ich wollte nicht, dass du allein reingehen musst.«
»Mensch, siehst du klasse aus!«, sagte sie und betrachtete mich anerkennend vom Scheitel bis zur Sohle. »Wo hast du denn die tollen Klamotten aufgestöbert?«
Ihre Komplimente gingen mir runter wie Öl. Nach einem
Monat bei Kelly & Company hatte ich die Nase voll davon gehabt, immer so rumzulaufen, als ob ich zu einer Beerdigung wollte. Ich hatte mein schwarzes Zeug aussortiert, mich mit ein paar herausgerissenen Seiten aus Lucky und Glamour bewaffnet und mich schnurstracks bei Barney’s in einen Kaufrausch gestürzt. An der Kasse rechnete ich im Stillen aus, wie viele Jahre es wohl dauern würde, bis ich die Sachen bezahlt hatte, aber dann zückte ich doch tapfer meine Kreditkarte. Als ich sie zurückbekam, hätte ich schwören können, dass sie glühte. An einem einzigen Nachmittag hatte ich nicht nur meiner hausbackenen Vergangenheit ein für alle Mal Lebewohl gesagt, sondern auch einem ausgeglichenen
Weitere Kostenlose Bücher