Die Party Queen von Manhattan - Roman
gerade gehen. Ich muss nach Hause und mich für das Four Seasons in Schale schmeißen. Apropos, was trägt man eigentlich in so einem Nobelschuppen?«
»Was du normalerweise anziehen würdest, wenn du bei deinen Eltern zum Essen eingeladen bist«, antwortete Penelope, während Avery wie ein hyperaktives Kind mit einem Sockenknäuel Zielübungen veranstaltete.
»Die Antwort würde ich mir an deiner Stelle noch mal überlegen. Es sei denn, du meinst Schlabberhosen mit einem farblich undefinierbaren GIVE-PEACE-A-CHANCE-T-Shirt. Dann also bis nachher, ihr zwei.«
Ich umarmte Penelope und machte mich umgehend vom Acker. Man wollte schließlich nicht stören, und ich konnte mir ja denken, wie es im Schlafgemach weitergehen würde - auch wenn ich es mir im Detail lieber nicht vorstellen wollte. Ich nahm mir ein Taxi. Wenn ich früh genug nach Hause kam, konnte ich noch kurz unter die Dusche springen und vorher sogar mit Millington eine Runde Gassi gehen. Doch das war leichter gesagt, als getan. Meine kleine Yorkie-Dame ließ sich nämlich erst ein paarmal von mir durch die Wohnung jagen. Immer wieder schlüpfte sie mir durch die Finger. Wie alle Hunde hatte auch sie einen siebten Sinn, was Spaziergänge betraf, aber anders als ihre Artgenossen ging sie nur äußerst ungern aus dem Haus. Der Staub und die Pollen setzten sie regelmäßig für Stunden außer Gefecht, aber mir war es trotzdem wichtig, dass sie ab und zu an die frische Luft kam. Meistens hieß es nur: einmal um den Block und schnurstracks wieder nach Hause. Ihre Verdauung war mir ein Rätsel. Wir hatten es gerade bis zum Madison Square Park geschafft, ohne dem verrückten Penner in die Arme zu laufen, der Millington normalerweise mit seinem Einkaufswagen erschreckte, als jemand meinen Namen rief.
»Bette! Hallo, hier drüben!«
Ich drehte mich um. Es war Sammy. Er saß auf einer Bank und trank Kaffee. Es war so kalt, dass man seinen Atem sehen konnte. Und neben ihm? Neben ihm thronte eine atemberaubende Schönheit. Verdammt. Es gab kein Entkommen. Es war zu spät. Ausgeschlossen, jetzt noch so zu tun, als hätte ich ihn nicht gesehen. Außerdem beschloss Millington exakt in diesem Moment zum ersten Mal in ihrem kurzen Leben, sich von ihrer geselligen Seite zu zeigen. Sie sprang in großen Sätzen zu der Bank hinüber, zog die Rollleine bis zum Anschlag stramm und machte es sich auf Sammys Schoß gemütlich.
»Hallo. Na, du Schätzchen? Bette, wer ist denn dieser süße Fratz?«
»Niedlich«, sagte die Brünette und fasste Millington mit kühlem Blick ins Auge. »Ich persönlich ziehe ja Cavalier-King-Charles-Spaniel vor, aber Yorkies sind auch nicht zu verachten.«
Miau.
»Hi, ich bin Bette«, brachte ich heraus und streckte ihr die Hand hin. Das freundliche Lächeln, das ich Sammy zugedacht hatte, entgleiste vermutlich zur Grimasse.
»So förmlich?«, sagte sie gurrend - und ließ mich ungemütliche drei Sekunden an meiner ausgestreckten Hand verhungern, bis sie mir endlich die Pfote gab. »Isabelle.«
Aus der Nähe war Isabelle (leider) auch nicht unattraktiver als aus der Ferne, aber wenigstens ein Stück älter. Sie hatte die typische Modelfigur (ausgehungerte Bohnenstange), doch was ihr fehlte, war die dazugehörige jugendlich unbekümmerte Ausstrahlung, die Selbstsicherheit, die der ganzen Welt verkündet: »Mich hat die Manhattaner Dating-Szene noch nicht ausgepowert. Ich bin weiterhin bester Hoffnung, dass mir eines schönen Tages doch noch der Richtige über den Weg läuft.« Isabelle hatte diesen Traum offensichtlich schon vor längerer Zeit begraben, aber wenigstens waren ihr zum Trost eine
34er Hosengröße, eine hinreißende, schokoladenbraune Chloe-Handtasche und unanständig stramme Möpse geblieben.
»Na, und was treibt dich hierher?«, fragte Sammy mit einem verlegenen Räuspern, das mir auf der Stelle verriet, dass Isabelle weder eine alte Freundin noch seine Schwester, noch seine Arbeitskollegin war. Aber er hatte offensichtlich nicht die Absicht, mich über sie ins Bild zu setzen.
»Gassi gehen. Frische Luft schnappen. Nichts Besonderes.« Das klang bestimmt ziemlich frostig, aber mein Talent für Smalltalk schien sich unerklärlicherweise verflüchtigt zu haben.
»Ja, geht mir genauso.« Ehrlich gesagt, hörte er sich auch nicht sonderlich souverän an.
Als feststand, dass uns beiden keine intelligente Bemerkung mehr einfallen wollte, schnappte ich mir Millington, die sich kaum von Sammy losreißen konnte, verabschiedete mich
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