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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Unterschied machte, oder?«
    Trudi war allmählich wirklich genervt. Zwar war das Wort »Lerngeschenk« noch nicht gefallen, aber ich wusste, dass Peters Tage gezählt waren.
    »Weißt du, es fühlt sich gar nicht mehr so gut an«, hatte Trudi gesagt. »Die ganze Wohnung hat eine ungesunde Aura, und ich kann Räucherstäbchen abbrennen so viel ich will: Es bleibt ein unguter Gestank zurück.«
    »Nach Ehebruch und Midlife-Crisis?«, hatte ich gefragt.
    »Nein, nach alten Damenbinden und amputierten Raucherbeinen«, hatte Trudi gesagt.
    »Jedenfalls wohnt Trudi mit ihren Katzen bei mir, solange Peters Kinder ihre Wohnung belagern, bitteschön, das heißt, wir haben im Augenblick sechs Katzen da rumlaufen, und ich kann nicht behaupten, dass sie sich blendend vertragen«, erklärte ich Anton. »Die teuren Seidentaftvorhänge für das Wohnzimmer hätte ich mir jedenfalls sparen können.« Man konnte jetzt nur noch Barbiekleider daraus fertigen.
    »Es ist doch seltsam, dass immer alle sofort bei dir einziehen, wenn sie Probleme haben«, sagte Anton.
    »Ja«, gab ich zu. »Und ich fürchte, Anne wird die Nächste sein. Sie ist total durch den Wind, weil sie in Jo verliebt ist, und ich denke, dass das Motivation genug ist, ihren Mann trotz Ehevertrags zu verlassen. Sie macht sich natürlich riesige Sorgen, wie es weitergehen soll, und sie kann unmöglich mit den Kindern zu Jo ins Einzimmerappartement ziehen, zumal da jederzeit Bernhard und sein Schläger auftauchen können, aber was soll sie denn machen? Sie ist ernsthaft verliebt, da bin ich sicher, und Jo ist ja auch ein netter Kerl, wohingegen dieser Hansjürgen ein Arschloch erster Güte ist. Hatte ich schon gesagt, dass er was mit seiner Praktikantin hat und dass die erst zwanzig ist und Tiffany heißt? Und dass er gegen die Anschaffung eines Wäschetrockners war? Anne musste ihn von ihrem Gehalt bezahlen.«
    »Dann kann sie ihn im Falle einer Trennung auch mitnehmen«, sagte Anton. »Ist dir eigentlich aufgefallen, dass die ganzen Probleme, über die du dir den Kopf zerbrichst, überhaupt nicht deine Probleme sind, sondern die deiner Freundinnen und deren Freunden?«
    »Das ist dasselbe«, sagte ich. »Alle für eine, eine für alle. Außerdem bin ich die Patin und dafür verantwortlich, dass es allen gut geht.«
    »Was bist du?«
    »Ach, das ist streng geheim«, sagte ich. »Mimi war jedenfallsauch ganz mies drauf, sie war jetzt schon mehrmals drüben in ihrem Haus, und nie hat sie Ronnie angetroffen. Sie sagt, sie fände es gut, dass er unterwegs ist, aber in Wirklichkeit macht sie sich Sorgen. Eben hat sie mich gefragt, ob Ronnie der Typ für Selbstmord ist, und ich - mal ehrlich, wie kann man so etwas wissen? Sie hat ihm das Herz gebrochen, du hättest sein Gesicht sehen sollen, als er kapiert hat, dass Mimi ein neues Leben anfangen will, ohne ihn. Woher soll ich wissen, ob er nicht plant, sich etwas anzutun? Hast du in den letzten Tagen mal was von ihm gesehen oder gehört?«
    »Nein«, sagte Anton. »Aber ich glaube nicht, dass er sich umbringen würde. Nicht solange eine Hypothek auf dem Haus lastet, die er abbezahlen muss. Ronnie ist ein gewissenhafter Typ, weißt du.«
    »Dann ist es ja gut«, sagte ich. »Tut mir Leid, wenn ich so ohne Punkt und Komma auf dich einrede, es ist nur - im Augenblick passiert einfach zu viel. Ich habe es lieber, wenn die Tage schön eintönig verstreichen, einer nach dem anderen.«
    »Na, dann freu dich: Diese Abendessen bei uns zu Hause sind in der Regel schrecklich eintönig. Du kannst dich also auf einen völlig ereignislosen Abend gefasst machen.« Und noch während Anton das sagte, lenkte er den Jaguar durch ein verschnörkeltes, zweiflügeliges Tor eine lang gestreckte Einfahrt hinauf. Die Villa seiner Eltern passte definitiv zu Antons Jaguar und zu seiner Uhr.
    »Wir sind die Ersten«, sagte Anton, als er mir die Wagentür öffnete. »Ich glaube fast, meine Mutter hat diesen gemeinen alten Trick angewendet.«
    »Welchen Trick?«
    »Sie sagt mir eine andere Uhrzeit, damit ich pünktlich komme. Nur, weil ich mich vielleicht ein- oder zweimal ein wenig verspätet habe.« Anton klingelte. Ich griff unauffällig nach seiner Hand. Ich kam mir plötzlich so klein vor. Das war aber auch keine Haustür, das war ein Portal. Ich straffte meine Schultern und holte tief Luft. Meine letzte Prüfung für heute Abend, wie wardas noch mal gleich mit dem Goldenen Schnitt und der Hypotenuse des gleichschenldigen Dreiecks?
    Ich erwartete,

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