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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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neben der Straße kniehohes Gras in einer milden Brise wiegte. Weiden ließen ihre langen Blätter in den Fluss hängen. Nach ein paar Meilen beschrieb die Straße eine scharfe Kurve nach Norden und überquerte den Milholfluss. Auf der gegenüberliegenden Seite ritten sie durch Acker- und Weideland mit Rinder- und Schafherden, allerlei Birken-, Erlenund Pappelhainen oder riesigen einsamen Eichen. Die Häuser unterschieden sich von jenen im Gau von Inneil. Sie bestanden aus grauem Stein mit kleinen, hohen Fenstern und roten Lehmziegeldächern. Viele besaßen helle Blumenkästen mit roten oder rosa Geranien. Es war eine angenehm zu durchreitende Landschaft, die Maerad nach den kahlen Felsen und dem struppigen Pflanzenwuchs der vergangenen Tage als Balsam für ihre Augen empfand.
    Sie tarnten sich wieder als der Schustermeister Mowther und dessen zurückgebliebener Sohn, die diesmal auf der Suche nach Arbeit durch die Lande zogen, da Cadvan nach ihrer Begegnung vom Vortag keine Wagnisse mehr eingehen wollte. Auf der Straße begegneten sie mehreren Leuten, doch wieder fiel Maerad auf, dass nur wenige Cadvans Gruß erwiderten. Barden entdeckten sie nicht. Einmal sahen sie einen Hufschmied, der mit am Sattel klirrenden Werkzeugen in einer langen schwarzen Schürze seines Weges ritt, vermutlich, um die Hufe eines der großen Ackergäule zu beschlagen, die Maerad auf den Feldern bemerkt hatte. Außerdem kamen ihnen ein Hirte mit zwei Hunden unter, der eine kleine Schafherde vor sich hertrieb, und drei barfüßige Kinder, die mit Knöchelchen auf der Straße spielten; als sie die Fremden erblickten, rannten sie sofort weg und versteckten sich. Bald zeichneten sich in der Ferne die Mauern und die hohen, grauen Türme der Schule ab. Cadvan wandte sich nach Westen, um unterhalb der Schule vorbeizuziehen.
    »Das ist eine hübsche Gegend«, stellte Maerad fest. »Fast so schön wie Inneil.« »Ja, aber sie verarmt zusehends«, erwiderte Cadvan. »Vor nicht allzu langer Zeit traf man hier nie Kinder ohne Schuhe an. In ein paar Jahrzehnten wird es hier wie im Gebiet um Milhol aussehen.«
    Erst danach fielen Maerad die Anzeichen von Verwahrlosung und Armut auf: fehlende Ziegel auf Scheunendächern oder verrottende Karren und Wagen am Straßenrand. Zahlreiche Felder, die nach Cadvans Aussage eigentlich in voller Blüte stehen sollten, waren von Gräsern und Disteln überwuchert. Und nicht selten sahen sie gänzlich aufgegebene Bauernhäuser mit eingeschlagenen Fensterscheiben, durchhängenden Dächern und über die Hofmauern ragendem Unkraut. Natürlich traf dies nicht immer zu - es gab auch reichlich Häuser mit gepflegten Gärten und Obsthainen, sogar einige äußerst prunkvolle Gebäude, die weitläufige Grundstücke überblickten; aber unter der netten Oberfläche Ettinors spürte sie deutlich einen schleichenden Verfall, einen hoffnungslosen Kampf gegen ein ungewisses Los. »Im Herzen Ettinors hat sich Verzweiflung eingenistet«, meinte Cadvan, als sie ein weiteres der Verwahrlosung preisgegebenes Gehöft passierten. »Das ist die schlimmste Krankheit von allen. Ein Verrat an der Gesinnung des Bardentums.« »Wohin gehen all die Menschen?«, fragte Maerad.
    »Manchmal in die Städte, um zu versuchen, sich dort den Lebensunterhalt zu verdienen«, antwortete Cadvan. »Manche werden Wandersleute, die für andere arbeiten, wenn sie mit dem Bestellen des eigenen Landes kein Auskommen finden.« »Aber warum geschieht das? Ich meine, es ist ja nicht so, als würde hier Hungersnot herrschen oder dergleichen …«
    »Begonnen hat es mit dem Tod von Eth, der hier Oberster Barde war«, erklärte Cadvan. »Ihm folgte vor etwa fünfzig Jahren Finlan nach, ein stolzer und ehrgeiziger Mann. Er hob die Abgaben für die Landbesitzer an, weil er meinte, die Barden würden für ihre Arbeit schlecht bezahlt. Vermutlich hätte sich niemand darüber beschwert, wenn die Barden die Güte ihrer Dienste gewahrt hätten, doch Finlan ließ sie verkommen. Trotzdem wurden die Abgaben noch weiter angehoben und gewaltsam von jenen eingetrieben, die sie nicht bezahlen konnten.«
    Darob zog Maerad fragend eine Augenbraue hoch. Cadvan klärte sie darüber auf, dass der Erhalt der Schulen nicht nur durch die Einkünfte aus ihren Leistungen bestritten wurden, sondern auch durch Abgaben, welche die Landbesitzer in den Gauen errichteten. Im Gegenzug galten die Barden als Diener des Volkes und stellten ihre Fähigkeiten zur Verfügung.
    »Neben zahlreichen anderen

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