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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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schaufelte eine Gabel voll auf ihren Teller. Maerad stocherte argwöhnisch darin, dann spießte sie das kleinste Stück auf, das sie finden konnte, und steckte es sich in den Mund. Der Geschmack entfaltete sich durchdringend an ihrem Gaumen und erinnerte an Wälder und dunkle, in Sonnenschein gebadete Erde. »Oh!«, entfuhr es ihr vor Überraschung. »Das ist köstlich!«
    »Hab ich dir ja gesagt«, meinte Cadvan. »Und nichts schmeckt so gut wie eine wohlverdiente Mahlzeit. Nimm dir ruhig mehr. Aber mach besser rasch damit!« Die Unterhaltung verlief unbeschwert; vorübergehend erwähnte niemand ihre jüngsten Abenteuer oder stellte weitere Fragen darüber, wo sie gewesen waren. Obwohl Cadvan dunkle Ringe unter den Augen hatte und aus seinem Gesicht immer noch Anzeichen von Anspannung sprachen, wirkte er munter und vergnügt, während er mit Malgorn und Silvia scherzte. Maerad erkannte die liebevolle Art, mit der sie ihn behandelten, und fühlte sich beruhigt.
    Silvia und Malgorn räumten das Geschirr ab, danach ordneten sie die gemütlichen Stühle um den Kamin an. Malgorn kehrte mit einem Teller Leckereien und einer Glaskaraffe voll Kirschlikör zurück, die wie ein riesiger Rubin schimmerte. Er schenkte ihnen allen ein kleines Glas ein. Maerad hatte noch nie Süßigkeiten gesehen, aber ermutigt durch ihre Erfahrung mit den Pilzen griff sie sich eine kandierte Kastanie. Ihre Augen weiteten sich, während sie kaute, und sogleich nahm sie sich eine weitere.
    »Wenn du die weiter isst, bleibst du nicht lange knochig«, meinte Cadvan. Er hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt und die langen Beine vor sich ausgestreckt. »Auch das ist eine Spezialität von Inneil. Das Tal hier ist stolz auf seine Küche.« Maerad war damit zufrieden, einfach dazusitzen und zu schweigen. Sie nippte weiter an ihrem Kirschlikör, den sie für vorbehaltlos köstlich befand. Sie erhob keine Einwände, als Malgorn ihr nachschenkte. Sie war warm, satt und sauber, allesamt völlig neuartige Empfindungen, und allmählich sank ihr der erschöpfende Marsch des Tages schwer in die Glieder. Schläfrig lauschte sie, wie die Unterhaltung sich anderen Belangen zuwandte.
    »Dein Gespür für den rechten Zeitpunkt ist wie üblich tadellos«, sagte Silvia. Cadvan zog eine Augenbraue hoch. »Wieso das?«
    »Ich dachte, du wärst wegen des Konklaves gekommen«, gab Silvia zurück. »Oder hast du am Ende die Nachricht darüber gar nicht erhalten?«
    »Ein Konklave?« Cadvan setzte sich auf und wirkte schlagartig aufmerksamer. »Nein, ich habe nichts davon gehört. In der Regel besuchen Boten den Landrost nicht.« »Den Landrost?« Überrascht zuckten Silvias Augenbrauen hoch. »Was hast du denn dort gemacht?« Cadvan tat die Frage mit einer nichtssagenden Geste ab, und Silvia wandte sich schulterzuckend wieder dem Konklave zu. »Ja, das größte Konklave der jüngeren Geschichte«, fuhr sie fort. »Barden aus fast jeder Schule im nördlichen Annar sind hier. Einige von weither, aus Gant beispielsweise, und es ist sogar ein Gesandter aus Turbansk im Süden gekommen. Das Willkommensfest findet morgen Nacht statt.«
    »Und was ist der Anlass?«
    Malgorn rührte sich und beugte sich vor. »Du weißt so gut wie ich, dass die Gerüchte über die Finsternis in Annar sich verdichten«, sagte er. »Wahrscheinlich weißt du mehr darüber als ich. Immer häufiger werden Werwesen und andere Kreaturen gesichtet, und in vielen Gegenden breiten sich Hungersnot, Banditenunwesen und Krankheiten aus. Manche meinen, das sei ein Teil des Gleichgewichts und würde sich bald legen. Andere widersprechen dem. Und darüber hinaus gibt es Probleme in den Schulen. Nichts Handfestes, aber ein spürbares Unbehagen.«
    »Das ist uns seit Jahren bekannt«, gab Cadvan zu bedenken. »Wieso also ausgerechnet jetzt ein Konklave?«
    Malgorn beugte sich noch weiter vor und sprach beinahe flüsternd: »Es heißt, einige Schulen wären verderbt.«
    Cadvan lächelte verkniffen. »Mein Freund, auch das ist mir nicht neu. Nicht alle Schulen sind so edel oder dem Licht so treu wie Inneil.«
    Malgorn runzelte leicht verärgert die Stirn. »Ich finde, du solltest diese Dinge nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es kursieren sogar Gerüchte …« Er zögerte und sah sich um, als fürchtete er, jemand könnte lauschen. Dann senkte er wieder die Stimme. »Ich habe sogar die Befürchtung gehört, die Hohe Sprache selbst sei vergiftet. Das Heil und der Quell unserer Macht! Ich weiß, ich weiß, es

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