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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Dein Spiel hat diesen Saal geehrt. Bist du müde? Du siehst blass aus.«
    Maerad gestand, dass sie tatsächlich müde war, woraufhin Cadvan sie aus der Halle führte. Der Weg zum Ausgang nahm eine Weile in Anspruch: Allerlei Leute lächelten ihnen zu und wollten sowohl mit ihr als auch mit Cadvan reden; Cadvan jedoch weigerte sich höflich, sich in eine Unterhaltung verwickeln zu lassen.
    Als sie schließlich vor Maerads Zimmer angekommen waren, meinte Cadvan: »Ich weiß, dass es kein Fehler war, dich hierherzubringen. Du hast mir heute Nacht Ehre bereitet.« Damit küsste er sie auf die Wange. Maerad, die unsicher war, wie sie sich darob verhalten sollte, verneigte sich unbeholfen und huschte dann eilig durch die Tür. Behutsam legte sie ihre Leier auf die Truhe, schlüpfte aus all ihren Gewändern, löste ihr Haar und fiel dankbar ins Bett.
    Trotz ihrer Müdigkeit schlief sie nicht sofort ein; ihr Kopf summte noch von dem Wein und der Aufregung des Abends. Sie starrte zur Decke empor. Wirre Bilder zogen vor ihrem inneren Auge vorbei: Cadvan, der auf dem Podium sang; Helgars Missfallen über Maerads Spiel; Silvias mit Perlen besticktes Kleid; der weiche, betörende Schein der Kerzen, der sich in den Säulen des wunderschönen Saals widerspiegelte … aber vor allem Salimans dunkles Gesicht, wütend über Helgars rüdes Gebaren. Beim Gedanken an Heigar überkam Maerad das Kribbeln eines natürlichen, tief sitzenden Argwohns. »Nicht alle Barden sind vertrauenswürdig«, hatte Cadvan sie gewarnt, und nun glaubte sie zu wissen, was er damit gemeint hatte.

Achtes Kapitel

Der Rat von Inneil

    Am nächsten Tag stand Maerad nach tiefem Schlaf spät auf. Zum ersten Mal, seit sie aus Gilmans Feste entkommen war, erwachte sie ohne Furcht vor der Sklavenglocke. Gemächlich streckte sie sich im Bett und lauschte den Geräuschen, die durch das Fenster hereindrangen: dem leisen Gemurmel der über den Hof schlendernden Menschen, dem Geplapper seilspringender Kinder unmittelbar vor ihrem Zimmer, dem Tschilpen von Vögeln, dem Bellen eines Hundes, dem Stimmen von Instrumenten im Erdgeschoss. Ihrem Unterleib ging es besser; die Krämpfe waren zwar noch da, hielten sich aber in erträglichen Grenzen. Sie streifte sich ihren Bademantel über und begab sich den Gang hinab zum Badezimmer, wo sie eine glückselige Stunde damit verbrachte, mit den Ölen und Salben, die sie dort fand, im Wasser zu plantschen. Auf dem Rückweg in ihr Zimmer begegnete sie auf dem Flur Cadvan.
    »Du riechst, als hättest du die duftenden Gärten von II Arunedh geplündert«, stellte er schmunzelnd fest. »Ich habe gerade nach dir gesucht. Heute Nachmittag zum mittleren Glockenschlag findet ein Rat statt, bei dem man deine Teilnahme erwartet. Ein Hoher Rat, wie ich hinzufügen möchte; das heißt, nur Mitglieder der Zirkel sind dazu zugelassen. Du solltest dich geehrt fühlen.«
    »Warum muss ich dorthin?«, fragte Maerad. »Ich kann doch niemandem etwas erzählen, ich weiß ja überhaupt nichts.«
    »Das stimmt nicht ganz«, widersprach Cadvan. »Zum einen bist du eine Überlebende aus Pellinor: Das an sich ist für die Barden eine wichtige Neuigkeit. Und wenn du die Künste erlernen willst, musst du zunächst eine Elevin werden. Das ist wenig mehr als eine Förmlichkeit.«
    »Eine Elevin?«
    »Das hätte eigentlich bereits geschehen sollen, als du etwa sieben Jahre alt warst - wie bei jedem, der die Zeichen eines Barden erkennen lässt«, erklärte Cadvan. »Aber in Anbetracht deiner besonderen Umstände müssen die Barden entscheiden, wie man dich die Wege des Lichts am besten lehren sollte.« »Das hört sich alles sehr verworren an«, meinte Maerad gedämpft. Innerlich verzagte sie, wenn Cadvan Dinge wie das Weistum erwähnte; sie empfand es wie eine mächtige Wolke, die dunkel und bedrohlich über ihr schwebte.
    »So ist es und auch nicht«, erwiderte Cadvan. »Und es ist überhaupt nicht beängstigend, also hör auf, wie ein verschrecktes Kaninchen dreinzuschauen. Wichtig ist, dass jetzt die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Unter gewöhnlichen Umständen wärst du nur vom Zirkel von Inneil, der einschließlich Malgorn und Silvia aus sechs Barden besteht, in den Rang einer Elevin erhoben worden; so aber wirst du von Barden aus rund zehn Schulen in Augenschein genommen. In der Hinsicht hast du also eher Pech gehabt! Aber es ist fast Mittag, und darum solltest du zunächst erst mal etwas essen«, fügte er hinzu. »Danach zeige ich dir die

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